Medikamentöse Behandlung nach dem Infarkt

Geeignete Arzneimittel können das Herz schützen und einem erneuten Infarkt entgegenwirken
Patienten, die einen Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris erlitten haben, müssen langfristig meist mehrere Medikamente einnehmen. Ziel ist es dabei, das Herz zu entlasten, Risikofaktoren günstig zu beeinflussen und zu verhindern, dass sich erneut Blutgerinnsel bilden, die zum Verschluss von Koronargefäßen führen. Geeignete Arzneimittel können das Herz schützen und einem erneuten Infarkt entgegenwirken.
Auch wenn das Ereignis überstanden ist, besteht nach wie vor eine koronare Herzkrankheit, und der Patient gilt als Hochrisikopatient. So können sich Herzkranzgefäße, die beispielsweise mit einem Ballonkatheter aufgedehnt wurden, eventuell wieder verschließen, ebenso Bypässe. Zudem können noch weitere Gefäße von der koronaren Herzkrankheit betroffen sein. Die Ursache für einen erneuten Verschluss ist meist eine Verklumpung von Blutplättchen, also eine Gerinnselbildung – der medizinische Fachbegriff dafür ist „Thrombozytenaggregation“. Deshalb werden Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom (Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris) oft mit sogenannten Thrombozytenaggregationshemmern behandelt.
Zum Schutz vor erneuten Gefäßverschlüssen wird eine Langzeittherapie mit Medikamenten empfohlen, die aus vier verschiedenen Wirkstoffklassen stammen können:
- Thrombozytenaggregationshemmer verhindern die Verklumpung von Blutplättchen und können das Risiko eines erneuten Gefäßverschlusses deutlich senken. Europäische Leitlinien empfehlen in den ersten 12 Monaten nach einem Herzinfarkt eine Kombinationstherapie mit zwei Thrombozytenaggregationshemmern (duale Thrombozytenhemmung).
- Sogenannte Betablocker können beispielsweise einem unerwünscht schnellen Puls und einem zu starken Blutdruckanstieg entgegenwirken. Dadurch können sie das Herz vor übermäßigen Stressreaktionen schützen und Herzrhythmusstörungen verhindern.
- ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker können den Blutdruck senken, den Herzmuskel entlasten und auch bei Herzmuskelschwäche sinnvoll sein.
- Statine (Cholesterinsenker) können das für Patienten mit koronarer Herzkrankheit besonders gefährliche LDL-Cholesterin senken, auf diese Weise Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen und einem erneuten Infarkt entgegenwirken und zur Stabilisierung von bereits bestehenden Ablagerungen – sogenannten Plaques – beitragen.

Außer den genannten Medikamenten können weitere Arzneimittel sinnvoll sein, beispielsweise Medikamente zur Raucherentwöhnung, weitere blutdrucksenkende Medikamente oder Mittel, die einen Diabetes mellitus bekämpfen, indem sie erhöhte Blutzuckerwerte senken. Sie können alle dazu beitragen, die Gefahr eines weiteren Herzinfarkts zu reduzieren. Ihr behandelnder Arzt wird entscheiden, welche Medikamente bei Ihnen individuell notwendig sind.
Nur eine regelmäßige Medikamenteneinnahme kann schützen
Die beschriebenen Medikamente sollen Ihr Herz vor einem weiteren Infarkt schützen. Dabei ergänzen sich die einzelnen Arzneimittel in ihrer Wirkung. Doch nur bei regelmäßiger Einnahme sind sie auch wirksam!
Wenn man Medikamente über lange Zeit oder lebenslang einnehmen muss, kann es passieren, dass man die regelmäßige Einnahme vernachlässigt. Bedenken Sie aber, dass nur die dauerhafte Herzinfarkt-Therapie mit der individuell für Sie zusammengestellten Wirkstoffkombination und Dosierung einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen kann! Ein eigenständiges Absetzen kann für Sie lebensgefährlich werden!
Bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird Ihr Arzt überprüfen, ob eine Änderung der Zusammensetzung Ihrer Medikamente oder eine Anpassung der Dosis erforderlich ist.
Mitunter kann es vorkommen, dass Sie ein Arzneimittel nicht gut vertragen. Dann sollten Sie sich mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen und kurzfristig einen Termin vereinbaren. Warten Sie nicht den nächsten Kontrolltermin ab, sondern suchen Sie immer sofort Ihren Arzt auf! Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Veränderungen.
Die Behandlung in den Alltag integrieren
Lassen Sie sich am besten alle verordneten Medikamente mit Namen, Dosierung, Häufigkeit und Uhrzeit der Einnahme aufschreiben und tragen Sie diese Liste immer bei sich, z.B. in Ihrem Herzpass, den Sie von Ihrem Kardiologen bekommen können. Änderungen sollten immer gleich vermerkt werden. So können Sie sicher sein, dass Sie diese wichtigen Informationen im Notfall bei sich tragen.
Wenn Sie Ihre Medikamente immer zur gleichen Zeit und in der gleichen Situation einnehmen (z.B. nach dem Zähneputzen am Abend), ist die Gefahr geringer, dass Sie die Einnahme vergessen.
Fragen Sie nach speziellen Einnahmevorschriften und halten Sie diese unbedingt ein (z.B. vor, während oder nach der Mahlzeit). Andernfalls kann die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigt sein oder es können verstärkt Nebenwirkungen auftreten.
Kleine Erinnerungshilfen helfen, an die regelmäßige Einnahme zu denken. Kleben Sie sich Zettel an die Tür, legen Sie die Tablettenschachtel gut sichtbar auf den Tisch oder lassen Sie sich von Ihrem Handy oder Computer automatisch an die Einnahme erinnern.
Verträglichkeit der Therapie
Generell sind die Medikamente, die nach einem Herzinfarkt verordnet werden, gut verträglich. Dennoch können neben den erwünschten auch unerwünschte Wirkungen bei der Tabletteneinnahme auftreten.
Sollte die Therapie Beschwerden oder Unverträglichkeiten bei Ihnen hervorrufen, sprechen Sie bitte umgehend mit Ihrem behandelnden Arzt. Möglicherweise hilft die Umstellung auf einen anderen Wirkstoff. Es kann auch sein, dass die Beschwerden eine andere Ursache haben und behandelt werden müssen.
Die Thrombozytenaggregationshemmer, die die Blutplättchen am Verklumpen hindern, können das Risiko eines Rückfalls deutlich senken. Sie erhöhen aber auch das Blutungsrisiko. Vor bestimmten Untersuchungen wie Magen- oder Darmspiegelungen und auch bei operativen oder größeren zahnärztlichen Eingriffen kann es notwendig sein, diese Medikamente vorübergehend abzusetzen, um Blutungen während und nach der Behandlung zu vermeiden. Sprechen Sie dieses Vorgehen jedoch immer mit Ihrem behandelnden Kardiologen ab. Nach der Behandlung sollten Sie auch daran denken, mit Ihrem Kardiologen zu besprechen, wann Sie die Plättchenhemmer-Einnahme wieder beginnen.
Gerade wenn man mehrere Medikamente und Wirkstoffgruppen einnimmt, können Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Präparaten auftreten. Damit einzelne Wirkstoffe sich nicht ungewollt gegenseitig beeinflussen und möglichst gut vertragen werden, ist es wichtig, alle zusätzlichen Medikamenteneinnahmen und auch die Einnahme von Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Ihrem Arzt zu besprechen. Auch scheinbar harmlose Präparate und sogar einige Lebensmittel (wie z.B. Grapefruitsaft) können die Wirkung einiger Ihrer Herzmedikamente verändern oder beeinträchtigen.
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