Extremsport trotz Herzerkrankung: Ist das sinnvoll?

Extremsportarten wie Triathlon sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt ausgeübt werden, da sie eine besondere Belastung für das Herz-Kreislauf-System darstellen.
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Extremsport trotz Herzerkrankung: Ist das sinnvoll?
Diagnose herzkrank – das ist für alle Betroffenen ein Schock. Das Bedürfnis, selbst etwas für die eigene Gesundheit zu tun, ist bei vielen Patienten groß. So mancher erinnert sich vielleicht an frühere sportliche Erfolge und möchte sein Leben umkrempeln. Das Ziel lautet dann: Marathon, Triathlon oder gar Iron Man. Doch ist es wirklich sinnvoll, Extremsport mit einer Herzerkrankung zu treiben? Die meisten Experten raten davon ab.
Wie Extremsport das Herz verändert
Fest steht: Sport, insbesondere Ausdauertraining, hat für Herzpatienten zahlreiche positive Effekte. Extremer Ausdauersport, wie er für ein ambitioniertes Marathontraining notwendig ist, geht jedoch oftmals darüber hinaus. Immer wieder kommt es bei Wettkämpfen zu Todesfällen. Meist haben die betroffenen Athleten eine Vorerkrankung am Herzen, von der sie nichts wussten, oder sie haben einen Infekt nicht richtig auskuriert und ihr Herzmuskel war vor dem Wettkampf entzündet.
Mittlerweile gehen Forscher aber auch davon aus, dass der Ausdauersport selbst, wenn er exzessiv betrieben wird, das Herz negativ verändern kann. Bekannt ist beispielsweise, dass der Herzmuskel sich bei Ausdauersport vergrößert. Dieser Vorgang stellt zunächst noch kein Problem dar: Bei manchen Sportlern und sehr starken Belastungen wird das Herz jedoch besonders groß: Die Herzkranzgefäße können den Herzmuskel dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen. Laut einer amerikanischen Studie kann sich zudem die Architektur des Herzens verändern: Die rechte Herzkammer wird überdehnt, und es kommt zu Vernarbungen. Diese Vorgänge können wiederum Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Allerdings sind solche negativen Effekte nur bei extremem Training mit vielen Stunden täglich zu erwarten.
Marathon und Co: Wirklich gesund?
Ein solches Training ist bei einer moderaten Marathonvorbereitung in der Regel nicht notwendig. Dennoch sollten sich Herzpatienten gut überlegen, ob sie sich einen solchen Wettkampf zumuten wollen. Ohne das Einverständnis und eine enge Überwachung und Begleitung durch den behandelnden Arzt sollte man besser davon Abstand nehmen. Bei sehr langsamer Steigerung der Intensitäten und einer engmaschigen Kontrolle können manche Herzpatienten es bis zum Marathon bringen. Das ist aber stark abhängig von individuellen Voraussetzungen. Und besonders schnelle Zeiten zu laufen, sollte hierbei nicht im Vordergrund stehen.
Schon für herzgesunde Menschen ist vor allem der Wettkampf selbst eine große körperliche Belastung: Nach einem Marathon kommt es im Körper zu einer Entzündungsreaktion als Selbstschutz des Körpers, um sich nicht noch weiter zu belasten. Das Training dafür hat hingegen, wenn es mit mittleren Intensitäten ausgeführt wird, positive Effekte auf den Körper – die Vorbereitung nützt also mehr als der eigentliche Wettkampf. Auch das Risiko, einen Herztod zu erleiden, ist während des Laufens besonders hoch. In Ruhe ist es für Ausdauerathleten hingegen wesentlich geringer als bei einem Nicht-Sportler: Experten nennen dies das Paradox der körperlichen Arbeit. Ärzte empfehlen Ausdauersportlern daher regelmäßige Medizinchecks – für Herzpatienten sollten diese ohnehin obligatorisch sein.
Sport für Herzpatienten: Auf die Dosis kommt es an
Amerikanische Forscher haben kürzlich eine Grenze definiert, ab wann Ausdauersport in der Regel für Herzpatienten gefährlich wird: Diese liegt bei etwa 50 Kilometern Jogging oder 75 Kilometern schnellem Walking pro Woche, also etwa einer Stunde Laufen mit mittlerer Intensität am Tag. Eine weitere Studie zeigt hingegen: Bereits moderates Training von nur 50 Minuten wöchentlich, verteilt auf mehrere Tage, senkt das Risiko, einen Herztod zu erleiden, deutlich.
Abschließend lässt sich festhalten: Extremsport ist für Menschen mit Herzschwäche riskant und sollte unbedingt gemieden werden. Auf Sport verzichten müssen Herzpatienten jedoch nicht: Moderate sportliche Aktivitäten, die mit dem Arzt abgesprochen wurden, sind sogar empfehlenswert. Nach einem Herzinfarkt eignet sich etwa eine Herzsportgruppe mit ärztlicher Überwachung besonders gut als Einstieg. Hierauf lässt sich dann aufbauen.
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