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Ängste oder Ernst

Autor
Datum
StarsDancer91
14.07.2015, 22:06 Uhr

Hallo,

Ich hoffe auf eine schnelle Antwort, da ich selbst nicht mehr weiter weiß. Ich bin 24 Jahre alt, weiblich und vor zweieinhalb Monaten begann meine Leidensgeschichte. Eines Abends bekam ich plötzlich Herzrasen und zwar mit einem Puls von über 130 Schlägen pro Minute. Mir klopfte das Herz bis zum Hals und der RTW musste gerufen werden.

Nichts wurde festgestellt, ich bekam Lorazepam und wurde wieder heimgeschickt. Seitdem war ich sicher etwa zehn Mal in der Notaufnahme oder bei dem Bereitschaftsdienst. Immer wurde ein EKG gemacht und Blut abgenommen. Nichts wurde festgestellt. Dann tat ich einem Bereitschaftsarzt so leid, dass dieser mich in die Innere Medizin-Abteilung einweisen ließ. Es wurde ein Herzultraschall gemacht, Langzeitblutdruck, Langzeit-EKG (aber scheinbar nicht richtig aufgenommen, da nur gelegentliche Tachykardien bei den Störungen festgestellt wurden), Blutabnahme, etc. Alles war in Ordnung.

Dann war ich zwei bis drei Wochen auf der Inneren Medizin-Abteilung. In dieser Zeit fiel mir mein Herzrasen nicht wirklich auf und ich kontrollierte meinen Puls nicht. Als ich eines Abends nach dem wochenendlichen BLT wieder ins Krankenhaus kam, hat die Schwester einen Puls von 135 Schlägen pro Minute festgestellt. Dabei habe ich das selbst noch nicht mal gemerkt.

Seit einer Woche bin ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Opipramol habe ich abgesetzt, da ich das Gefühl hatte, dass ich davon Herzrhythmusstörungen bekomme. Ich war wieder mehrmals beim Notdienst, einmal in der Notaufnahme. Die Ärztin dort meinte, dass ich vielleicht ein verborgenes Wolff-Parkinson-White-Syndrom hätte... Was aber nur ein Rhythmologe feststellen könnte. Dort habe ich zwar einen Termin, aber erst in einem Monat. Ich bin am Verzweifeln, schaue einfach jedes kleinste Problem bei Google nach, habe ein Stechen in der Brust und Atemprobleme. Tagsüber habe ich so gut wie kein Herzrasen, aber ich wache nachts davon plötzlich auf, mit einem Puls von 130 Schlägen pro Minute - ohne Grund. Kann das dann an der Psyche liegen? Am Unterbewusstsein? Ich bin super nervös...und ich weiß nicht mehr, an wen ich mich wenden soll.

Vor allem ist Folgendes schlimm: Auf meinen Zimmern lagen immer Leute, die vom plötzlichen Herztod junger Frauen gesprochen haben, was mir noch mehr Angst macht. Wie wahrscheinlich ist so etwas in meinem Alter bezüglich meines Geschlechts etc.? Anzumerken ist, dass ich seit drei Monaten wegen Depressionen, die ich schon lange habe, in Therapie bin. Mein Therapeut ist allerdings diesen Monat noch im Urlaub.

Dr. med. Jürgen Fritsch
15.07.2015, 10:37 Uhr

Sehr geehrte Patientin,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ihre Sorgen und Ängste kann ich gut verstehen, möchte sie aber bereits zu Beginn meiner Antwort beruhigen. Sie sind jung und vermeintlich herzgesund. Ihr Herz wird einen Puls von 130 Schlägen pro Minute also problemlos auch längere Zeit aushalten. Für ein verborgenes WPW-Syndrom ist mir die Herzfrequenz eigentlich zu niedrig. Ich glaube nicht, dass es sich um so etwas handelt. Außerdem sind ja mehrfach EKGs dokumentiert worden und da hätte man es eigentlich erkennen müssen. Von daher würde ich vermuten, dass es sich tatsächlich um so genannte Panikattacken handelt. Diese können natürlich sehr beängstigend sein und weil das Herz durch die Stresshormone entsprechend mitreagiert, zu diesen „psychosomatischen“ Symptomen führen. Eine Medikation für den Notfall mit angstlösender Wirkung kann kurzfristige Hilfe verschaffen, ist aber natürlich keine gute Dauerlösung. Von daher halte ich die Fortführung einer Psychotherapie für unbedingt erforderlich. Gegebenenfalls müssen Sie sich in dieser Notsituation an den benannten Vertreter ihres Therapeuten wenden, wenn Ihnen die Zeit bis zu dessen Rückkehr zu lang erscheint.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Fritsch

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