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Alternativen zu Amiodaron

Autor
Datum
Aniteb
31.07.2022, 19:18 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Vater (84) leidet an Herzinsuffizienz. Es wurden folgende Diagnosen gestellt: dilatative Kardiomyopathie mit hochgradig eingeschränkter LVEF (20%), Bradyarrhytmia absoluta bei permanentem Vorhofflimmern, koronare Eingefäßerkrankung, Stentimplantation 2009, Herzinsuffizienz NYHA III, ventrikuläre Extrasystolie, Niereninsuffizienz IV, arterielle Hypertonie, Z. n. Radiojodtherapie der Schilddrüse 2008. Seit 2009 wird er mit einem ICD-Defibrillator therapiert.

Aktuell nimmt er folgende Medikation ein: Bisoprolol (1/2-0-1/2), Xipamid (½-0-0), Torasemid (1-1-0), Entresto (1-0-1) Eliquis (1-0-1), Atorvastatin (0-0-1), Eplerenon (1-0-0) sowie seit Juni diesen Jahres Jardiance (1-0-0). Ihn belastet vor allem die zunehmende Luftnot (Belastungsdyspnoe NYHA III).

Sein Arzt empfiehlt eine Therapie mit Amiodaron. Aufgrund der vielen nicht unerheblichen Nebenwirkungen hat mein Vater Bedenken, dieses Medikament einzunehmen. Würde Amiodaron die Luftnot verbessern? Mein Vater hatte eine Schilddrüsenüberfunktion – ist es ratsam, Amiodaron in diesem Fall einzunehmen? Gibt es Alternativen mit weniger Nebenwirkungen? Es ist zu lesen, dass Amiodaron erst eingesetzt werden sollte, wenn andere Antiarrhythmika keine Wirkung zeigen. Welche sind dies? Vielen Dank für Ihren Rat.

Dr. med. Karl-Friedrich Schmitz
01.08.2022, 09:09 Uhr

Sehr geehrter Nutzer dieses Forums,
zunächst vielen Dank für Ihre Anfrage. Sicherlich ist es nicht möglich, aus der Ferne eine Empfehlung zur Medikation umfassend zu beurteilen. Dies muss mit den behandelnden Ärzten direkt besprochen werden. Trotzdem habe auch ich einige Fragen, ob eine Therapie mit Amiodaron in dem von Ihnen geschilderten Fall tatsächlich sinnvoll ist. Die geklagte Luftnot ist sicherlich durch die schlechte Herzmuskelfunktion erklärbar und kann medikamentös auch nur in Grenzen beeinflusst werden. Soweit ich das beurteilen kann, erfolgt hier bereits eine umfangreiche und leitliniengerechte Medikation. Bei ihrem Vater besteht offensichtlich ein dauerhaftes Vorhofflimmern, eine Konversion in einen Sinusrhythmus (die sicherlich für die Herzmuskelfunktion sinnvoll wäre) erscheint mir durch den Einsatz von Amiodaron auch in Hinblick auf die Grunderkrankung eher unwahrscheinlich. Ob es notwendig ist, die beschriebene ventrikuläre Extrasystolie zusätzlich antirhythmisch zu behandeln kann von meiner Seite aus nicht beurteilt werden. Der Zustand nach Radiojodtherapie der Schilddrüse ist sicherlich keine sichere Kontraindikation, jedoch bedarf in einem solchen Falle eine Amiodarontherapie einer engmaschigen Kontrolle der Schilddrüsenfunktion.
Ich würde Sie bitten, all diese Dinge mit den behandelnden Ärzten zu besprechen, um dann zu einer vernünftigen Entscheidung zu kommen.
In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben
mit freundlichem Gruß
Karl Friedrich Schmitz

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