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Dauer eines Herzinfarktes

Autor
Datum
isajur
24.03.2020, 23:58 Uhr

Gestatten Sie, dass ich mich mit einer Frage an Sie wende, die mir keine Ruhe lässt. Meine Mutter (lebte in der Lombardei), 74, hatte eine Herzmuskelschwäche und hat sich vor 8 Jahren zum letzten Mal das Herz untersuchen lassen. Sie hatte Bluthochdruck, nahm ihre Medikamente und maß diesen regelmäßig. Ebenfalls nahm sie Crataegutt. Sie klagte immer bei Laufen, wenn es bergauf ging, dass sie schlecht Luft bekäme. Aufgrund anderer Behandlungen wurden in den letzten Jahren keine Untersuchungen mehr am Herzen durchgeführt. Vor 2 Wochen war ich bei ihr bis 23 Uhr und sie war munter und es bestanden keine Auffälligkeiten. Am nächsten Tag machte ich mir Sorgen, da ich bis 12 mittags noch nichts gehört hatte, Schließlich haben um 14 Uhr mein Mann und ich uns dazu entschlossen, nach ihr zu sehen, und sie leblos, auf der Couch gefunden. Die Totenstarre war vollständig ausgeprägt und sie hatte das Festnetztelefon in der Hand, fest umklammert. Der Arzt, der den Totenschein ausstellte, hat sie, wohl aufgrund der schwierigen Situation, die derzeit in der Lombardei herrscht, nur ganz flüchtig untersucht und als Todesursache einen Herzinfarkt vermutet. Auf eine Autopsie wurde natürlich verzichtet. Bitte beachten Sie den 2. Teil meiner Frage. Bitte beachten Sie den 2

Dr. med. Jürgen Fritsch
26.03.2020, 11:59 Uhr

Sehr geehrte Nutzerin unseres Portals,

vielen Dank für Ihre vertrauensvolle Frage. Es spricht für Sie und Ihr großartiges Verantwortungsgefühl, wenn Sie sich im nachhinein Sorgen machen, ob Sie richtig gehandelt haben. Aber niemand macht immer alles richtig und selbst dann schlägt das Schicksal trotzdem manchmal bitter zu.

Die Diagnose eines Herzinfarktes ist ja auch nur spekulativ. Sagen wir mal es war ein plötzlicher Herztod, vielleicht in Folge eines Herzinfarktes oder durch Herzrhythmusstörungen oder vielleicht auch eine Lungenembolie. Das wird man nicht herausbekommen.

Bei einem plötzlichen Herztod verlieren die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit das Bewusstsein und bekommen dann nichts mehr mit. Manchmal kündigt es sich durch Schmerzen in der Brust oder Unwohlsein an. Vielleicht wollte Ihre Mutter da noch den Rettungsdienst rufen. Ob dieser rechtzeitig eingetroffen wäre, ist ebenfalls unsicher.

Ihre Schuldgefühle helfen Ihrer Mutter nicht und sie würde sich auch nicht wünschen, daß Sie welche haben.

In einem öffentlichen Forum kann man Ihre Sorgen nur unzureichend besprechen. Wenn es Sie länger beschäftigen sollte, holen Sie sich weitere Hilfe bei einer Vertrauensperson. Das kann ein Freund oder eine gute Freundin sein, ein Seelsorger, vielleicht der Pfarrer Ihrer Gemeinde oder auch ein Psychotherapeut, mit dem Sie ausführlicher darüber reden können. Ihre Sorgen dürfen auf jeden Fall nicht zu einer dauerhaften Belastung im Andenken an Ihre verstorbene Mutter werden.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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