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Durchgangsyndrom

Autor
Datum
Matret
16.02.2021, 19:55 Uhr

Mein Mann (60) hatte vor 7 Wochen einen schweren Herzinfarkt, wurde 45 min lang reanimiert und
lag 3 Wochen im Koma, hat dann 3 Bypässe bekommen. Nach der OP war er eine Woche wach und musste dann nochmal unter Narkose wegen Darmblutungen.
Er ist jetzt in Frühreha und leidet seid ca 3 Wochen unter dem Durchgangssyndrom, laut Ärzte. Er hat zeitweise Wahnvorstellungen und befindet sich sehr oft in einer Zeit die ca 13 Jahre her ist. Er ist in allen Belangen ablehnend. Er verweigert alles und ist sehr verwirrt. Er kann auch noch nicht verstehen was ihm passiert ist. Ich würde meinem Mann sehr gern helfen weiß aber nicht wirklich wie. In dieser Zeit mit dem Coronavirus ist das Besuchen unmöglich. Ich weiss zwar das dieser Zustand durch die Reanimation und die Komazeit kommt, kann aber mit der Situation nicht umgehen und kann es auch nicht für mich verarbeiten. Jetzt meine Fragen. Wie kann ich meinem Mann am besten helfen aus der Ferne? (Er liegt ca 150 km von zu Hause weg.) Wie könnte ich es am besten für mich verkraften und verarbeiten?
Wie lange kann so etwas dauern bis eine Besserung eintreten könnte? Wird sich dieses Syndrom wieder zurückbilden?

Ich danke für alle Antworten. Ich hoffe auf etwas positives, weil mir es so schon schlecht genug geht.
Danke

Dr. med. Jürgen Fritsch
17.02.2021, 21:13 Uhr

Sehr geehrte Nutzerin unseres Expertenforums,

vielen Dank für Ihre besorgte Anfrage. Zu der Prognose Ihres Ehemannes kann man leider keine zuverlässigen Voraussagen tätigen. Dafür sind die Verläufe zu unterschiedlich. Das Spektrum reicht von: es bleibt so, wie es ist bis es normalisiert sich komplett. Auch der Zeitraum ist nicht absehbar. Das sind leider keine ausschließlich Mut machenden Aussagen. Die große Ferne zu Ihrem Mann und Ihre Hilflosigkeit belasten Sie verständlicherweise. Deshalb sollten Sie sich primär um sich selber kümmern. Wenn ihr Mann wieder nach Hause kommt nutzt es nichts, wenn Sie aus Sorge und Belastung ebenfalls krank sind oder werden. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt/ärztin darüber. Er/Sie wird Ihnen helfen können oder Sie an jemanden weiter vermitteln können der sich mit der Bewältigung solcher akuten Belastungssituationen auskennt. Das kann zum Beispiel ein Psychologe oder ein Mitarbeiter einer ambulanten Pflegeorganisation sein. Vertrauen Sie darauf, dass ihr Mann in der Frühreha gut versorgt wird und alles von Profis dafür getan wird, dass er sich möglichst gut erholt.

Mit besten Wünschen für die Genesung Ihres Mannes

Dr. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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