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Erholungs- und Belastungspuls

Autor
Datum
Tim_aus_F
06.01.2022, 20:52 Uhr

Hallo liebe Experten,

vorab zu meiner Person: Ich bin 31 Jahre alt, habe keinerlei Vorerkrankungen und mache schon seit vielen Jahren regelmäßig Sport, etwa 3-4x pro Woche. Letzte Kardiologische Untersuchung vor 2 Jahren (Echo, Ergo, Langzeit-EKG), alles unauffällig.
Meine Frage zielt auf meinen Belastungs- und Erholungspuls ab. Obwohl ich schon lange regelmäßig Sport treibe und fit bin, habe ich beim Sport immer relativ hohe Pulswerte um 150 und höher, unabhängig der Intensität.
Außerdem kommt mir mein Erholungspuls "komisch" vor. Glaubt man Quellen im Internet, so sollte der Puls nach einer Belastung eigentlich binnen weniger Min auf die Ruhefrequenz gehen (bei mir ca 60). Bei mir dauert dies nach jeder Belastung aber länger, auch wenn ich einigermaßen kurzfristig in den Bereich um 100 und kurz darunter komme.
Nach einer lockeren Joggingrunde dauert das dann gerne einmal eine Std, bei höherer Intensität umso länger. So dauert es nach einem etwas schnelleren Lauf dann gerne mal 3-4 Std. u. nach einem 90-minütigen Fußballspiel auch gerne mal den halben Tag.
Während dieser Erholungsphase fällt mir außerdem auf, dass ich bei jeder neu aufkommenden Belastung (z.B. Spaziergang) ebenfalls einen höheren Puls habe, als es sonst bei einer vergleichbaren Belastung der Fall ist.

Aus diesem Grund war ich auch beim Kardiologen, entsprechend besteht dies auch schon seit 2 Jahren nahezu ausnahmslos. Was sind mögliche Gründe? Ggf. genetische Veranlagung?

Danke im Voraus und viele Grüße

Dr. med. Jürgen Fritsch
09.02.2022, 17:46 Uhr

Vielen Dank für Ihre vertrauensvolle Anfrage. Ihre Neigung zu hohen Pulswerten bei Belastung kann tatsächlich Veranlagungssache sein und hat dann keinen Krankheitswert. Die durchschnittlichen Werte, die in der Literatur oder dem Internet angegeben werden, sind eben nur Durchschnitt und passen nicht auf jeden. Durch einen Leistungstest mit Spiroergometrie oder Laktatmessung kann man ihre Trainingszonen genau bestimmen und würde dann vermutlich die Bestätigung bekommen, dass ihre Herzfrequenzwerte unter Belastung einfach zu höheren Werten hin verschoben sind. Dies ist kein Nachteil, sondern muss lediglich zur Trainingssteuerung berücksichtigt werden. Das Verhalten des Erholungspulses ist ebenfalls individuell sehr unterschiedlich. Unabhängig von individuellen Unterschieden kehrt der Herzfrequenzwert in Abhängigkeit von der Intensität und der Dauer der Belastung unterschiedlich schnell auf Ruhewerte zurück. Insbesondere bei längeren Belastungen verliert der Körper ja auch Flüssigkeit durch das Schwitzen, die Gefäße stellen sich weit und der Blutdruck ist in der Folge nach der Belastung meistens niedriger als vorher. Da Herzfrequenz und Blutdruck miteinander verknüpft sind, ist die Herzfrequenz oftmals längere Zeit erhöht. Auch kann die Aktivierung des sympathischen Nervensystems zu einer anhaltenden Herzfrequenzbeschleunigung führen. Dabei spielt auch die Form der körperlichen Belastung und die Intensität eine Rolle. Selbst durch regelmäßiges Training oder einen sehr guten Fitnesszustand können Sie diese Erscheinungen nicht wesentlich verändern, was aber auch nicht schlimm ist. Weiterhin viel Spaß beim Sport.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie
Psychotherapie/Sportmedizin

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