Das Expertenforum
Herzinfarkt
Sehr geehrter Herr/Frau Kardiologe (in),
vor 5 Monaten hatte ich (64 J.) trotz gesunder Lebensweise einen schweren Herzinfarkt. Liegt in der Familie. Ich bekam 3 Stents. Keine Komplikationen. In den Wochen danach nahm meine körperliche Leistungsfähigkeit durch sportliche Maßnahmen angenehm zu und ich konnte mir ausrechnen, dass zum Schluss vielleicht noch 25% Leistungsminus übrigbleiben würden. Damit hätte ich gut leben können. Leider begann dann das Unglück. Nach ca. 10 Wochen bekam ich die Auswirkungen eines Lungenödems zu spüren (Atemnot, schroffer Leistungsverlust, Husten). Es hatte sich unbemerkt gebildet. Ich bekam Diuretika seit 4 Wochen (Lasix). Das Wasser ist noch nicht ganz weg aber die verursachende Lungenstauung besteht natürlich auch weiterhin. Ich bin noch nicht sicher aber vor ca. 1 Woche startete wahrscheinlich eine Stauungsgastritis (Appetitlosigkeit, leichte, vorübergehende Magenschmerzen). Was kommt als nächstes? Stauungsleber ? Nierenversagen ? Ich hatte meinen Arzt schon darauf angesprochen. Warum beschäftigt man sich nur mit den Folgeschäden? Warum wird die Ursache, der Pumpleistungsunterschied zwischen rechter und linker Herzseite nicht angegangen? Es ginge nicht. Gibt es wirklich kein Medikament, das nur die rechte (gesunde, narbenlose) Herzseite dämpft und an die linke Herzleistung anpasst, das die Stauungen aufhören? Schafft den gleichen Effekt vielleicht ein kleiner minimalinvasiver operativer Eingriff? Macht das jemand irgendwo auf der Welt? Im dümmsten Fall müsste man auch auf der rechten Herzseite einen Infarkt verursachen. Aber das ist doch immer noch besser, als sich ein Organ nach dem anderen ausknocken zu lassen. Bitte nicht antworten es geht nicht.
Sehr geehrter Herr / Frau Stockheim.
Danke für Ihre Anfrage.
Ein Herzinfarkt kann leider einen Untergang von Herzmuskelgewebe zur Folge haben, was zu einer Narbe führt. Eine solche führt dazu, dass die Pumpfunktion des Herzens eingeschränkt wird. Wieviel Prozent des Herzmuskels vernarbt sind, hängt zum einen davon wie groß das Versorgungsgebiet des verschlossenen Herzkranzgefäßes ist, zum anderen ob dieses Gefäß schnell genug wiedereröffnet werden konnte und mit Stent versorgt wurde. Die eingeschränkte Herzleistung wird mit der EF Ejektion fraction beschrieben. Ab einer Pumpschwäche kleiner als 60% sprechen wir von einer Einschränkung. Therapiert wird diese durch " herzstärkende" Medikamente und Bewegungstraining. Manchmal ist auch eine Synchronisierung beider Herzhälften notwendig durch einen speziellen Schrittmacher möglich.
Wird diese Herzschwäche nicht ausreichend behandelt kann es Lungenstauung kommen. Wichtig ist es Ihre Befunde mit Ihren behandelnden Ärzten zu besprechen. Hausarzt, Kardiologie und spezielle Klinikambulanzen mit dem Schwerpunkt Herzinsuffizienz sollten einen für Sie optimalen Therapieplan erstellen, damit Sie wieder eine gute Leistungsfähigkeit erhalten. Lassen Sie sich Ihre Befunde und die Behandlung erklären, bestimmt wird es eine gute Lösung für Sie geben.
Viel Erfolg