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Herzinfarkt Medikamente Nebenwirkungen

Autor
Datum
Tussymarx
27.05.2017, 09:45 Uhr

Hallo und Guten Tag,

mein Mann (83) bekommt nach einem Herzinfarkt, den er im Januar erlitt, folgende Medikamente:

1) Ramipiril - 1 A, 2, 5 mg
2) Metoprolol Retard, 47,5 mg
3) SIMVA BASICS 40 mg
4) Clopidogrel Zentiva 75 mg
5) Spironolacton Hexal 25 mg
6) Aspirin protect 100 mg

Er nimmt außerdem an einer ambulanten Reha teil, die ihn körperlich sehr herausfordert.

Leider hat er seit der Medikation extremen nächtlichen Harndrang, der sowohl ihn selbst als auch mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Eines der Medikamente - die Lungenfachärztin meinte: Ramipiril - verursacht quälenden Reizhusten, besonders nachts. Er hat weit mehr als erwünscht abgenommen und wiegt jetzt bei 195 cm 77 kg.

Insgesamt fühlt er sich mutlos, deprimiert und schlapp. Eine ohnehin durch grauen Star (der jetzt nicht operiert werden kann) vorhandene Einschränkung der Sehfähigkeit hat stark zugenommen, was für ihn als Bildenden Künstler besonders schmerzlich ist. Ebenso starke Schwindelgefühle beim Gehen, die schlimmer sind als je zuvor.

Für mich persönlich ist es nicht so wichtig, da es mir vor allem um sein Überleben geht, aber das einige der Medikamente (Ramipiril und Metoprolol) die Libido praktisch vollkommen auslöschen, macht ihm doch sehr zu schaffen.

Meine Fragen nun:

1.) Gibt es keine Medikamente mit weniger Nebenwirkungen?

2.) Müssen all diese Medikamente wirklich unbedingt sein?

Er hat z.B. nie zu hohen Blutdruck gehabt und dank gesunder Ernährung nie erhöhtes Cholesterin. Sein Blutdruck ist jetzt so niedrig, dass er sich kaum noch bewegen kann.

Außerdem hat er starkes allergisches Asthma, gegen das er aber kein Cortison-Spray verwenden darf, da dieses sich mit dem Betablocker nicht verträgt. Wir sind wirklich verzweifelt und können keinerlei Besserung der Lebensqualität feststellen, ganz im Gegenteil.

Für einen Rat wäre ich dankbar.

Tussymarx

Dr. med. Heribert Brück
27.05.2017, 16:40 Uhr

Sehr geehrte Frau Tussymarx,

welche Medikamente nach einem Herzinfarkt gegeben werden müssen, hängt nicht alleine vom Herzinfarkt selbst und seiner Behandlung ab, sondern auch, wie sehr die Herzleistung durch den Infarkt vermindert wurde.

Ein Statin (Simvastatin), ein Betablocker (Metoprolol) und zwei sogenannte Plättchen Hemmer (ASS und Clopidogrel) gehören immer zur Medikation nach Infarkt.

Die übrigen Medikamente (Ramipril und Spironolakton), die Ihr Mann erhält, geben wohl einen Hinweis auf eine eingeschränkte Herzleistung. Fragen Sie das doch die behandelnden Ärzte. Bei einer eingeschränkten Herzleistung profitiert Ihr Mann von diesen Medikamenten, sollte die Herzleistung normal sein, sieht das anders aus.

Der Reizhusten kann durchaus vom Ramipril herrühren, in diesen Fällen kann man Ramipril durch ein sogenanntes Sartan ersetzen, wodurch der Husten häufig verschwindet, auch das können Sie mit den Ärzten besprechen.

Ein Cortisonspray kann auch bei einer bestehenden Betablocker Medikation eingesetzt werden. Sollte bei Ihrem Mann jedoch tatsächlich ein allergisches Asthma vorliegen, müsste der Einsatz eines Betablockers generell kritisch hinterfragt werden.

Ich hoffe dass ich Ihnen weiterhelfen konnte und wünsche Ihnen und Ihrem Mann alles Gute.

Herzliche Grüße
Dr. Heribert Brück

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