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Herzinfarkt nach Triptanen

Autor
Datum
Mimi30
28.03.2021, 20:46 Uhr

Hallo,

meine Mutter (56 Jahre) nimmt seit über 30 Jahren wöchentlich Triptane gegen Migräne ein. In den darauffolgenden drei Tagen nach der Einnahme leidet sie immer unter einem Schmerzgefühl in der Herzgegend. Auch ist sie körperlich dann immer sehr kraftlos und eingeschränkt. Gassigehen mit dem Hund ist dann nur noch im Schneckentempo möglich.
Nun hatte sie vor zwei Wochen einen Herzinfarkt. Die Ärzte haben alle möglichen Untersuchungen durchgeführt und haben keine Ursache finden können. Ultraschall, CT, MRT, EKG, LangzeitEKG waren gut. Der Score im CT zeigte eine Verkalkung der Gefäße von 0,0. Die Troponin Werte sind auch wieder gesunken.
Die Ärzte sagen, dass das Triptan den Herzinfarkt ausgelöst haben kann. (Steht wohl auch so im Beipackzettel).

Nun habe ich folgende zwei Fragen:
Frage 1: Wir machen uns immer noch große Sorgen. Ist es sinnvoll, doch noch eine Katheteruntersuchung machen zu lassen, falls die Ärzte doch etwas übersehen haben?

Frage 2: Meine Mama ist jetzt 2 Wochen nach dem Infarkt noch immer sehr kraftlos und leidet auch manchmal noch unter ganz leichter Übelkeit, häufig aber unter Herzrasen, Ohrensausen und innerer Unruhe. Ist dies nach einem Infarkt normal oder sollte sie eigentlich schon wieder fit sein?

Vielen Dank und viele Grüße!

Dr. med. Jürgen Fritsch
29.03.2021, 19:39 Uhr

Vielen Dank für Ihre vertrauensvolle Anfrage.

Zu Frage 1
Tatsächlich wird ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von der Einnahme von Triptanen und Herzinfarkten beschrieben. Die Medikamente wirken ja auf die Blutgefäße. Man kann sich das Auftreten eines Herzinafkrtes dann durch einen akuten "Gefäßkrampf " erklären. Eine dauerhafte Verengung liegt dann nicht vor. Tortzdem ist dies natürlich nicht ausgeschlossen. Mit dem CT kann man die Gefäße ja oftmals schon so gut darstellen, dass eine Vereengung nahezu sicher ausgeschlossen ist. Wenn das der Fall ist, braucht man wohl nicht noch eine Herzkatheteruntersuchung durchführen.

Zu Frage 2

So ein akutes Krankheitsereignis kann einen natürlich ganz schön mitnehmen, auch psychisch. Da kann man es sich gut vorstellen, dass Ihre Mutter noch kraftlos ist. Möglicherweise machen auch die Medikamente ein bisschen Nebenwirkungen. Da müsste man mal schauen, was sie nimmt. Vielleicht kann sie nach dem Inafrkt in eine kardiologische Reha und sich da ein bisschen aufbauen. Man muss sich jetzt auch eine Alternative zu den Triptanen überlegen, denn die sind jetzt klar kontraindiziert. Manchmal kann ein Betablocker, wie Metoprolol, den man auch nach Herzinfarkt gibt Migräneanfälle präventiv verhindern. Dann hätte man damit zumindest etwas gewonnen.

Alles Gute für Ihre Mutter, lassen Sie ihr ein bisschen Zeit zur Erholung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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