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Herzinsuffizienz-Defi

Autor
Datum
LeFog57
14.09.2021, 16:49 Uhr

Sehr geehrtes Expertenteam,
bei mir wurde 2011 eine dilatative Kardiomyopathie diagnostiziert, wahrscheinlich nach einer Virusgrippe bei jetzt ausgeprägter Herzinsuffizienz mit einer EF von 25 % (sonstige Diagnosen Diabetes mell. Typ 2), 64 Jahre ♂, Gewicht normal 85 Kg, zurzeit 89/90 Kg wg. Wassereinlagerung, Größe 186, Ernährung mediterran, kein Nikotin, nur ggtl. Alkohol.

2012 wurde der Versuch unternommen (bei einer EF von 40-45%) ein ICD-CRT Gerät zu implantieren, was nur teilweise gelungen ist (es konnte nur eine Sonde gelegt werden).
Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch 90 km am Stück mit dem Fahrrad fahren und bis in den 3.Stock ohne Pause laufen.
Nach einem erneuten frustranen Versuch die fehlende Sonde zu setzen, wurde ich mit den Worten aus der Klinik entlassen, man könne nichts mehr für mich tun.
Mich nicht mit diesem Ausspruch zufriedengebend, suchte ich Hilfe im Herzzentrum Berlin/Bernau, dort konnte die fehlende Sonde implantiert werden.
Nach anschl. mehrfachen Revisionseingriffen wegen Fadengranulomen und Wundheilungsstörungen, hatte ich 08/2018 eine inadäquate ICD-Auslösung (11-malig durch Oversensing bei TARA und Vorhofflattern mit 2:1 Überleitung mit anschl. Revisions-OP mit Aggregatwechsel.
Im Laufe der Jahre hat sich mein Zustand immer mehr verschlechtert, auch aufgrund der Tatsache, dass ich wegen der ständigen offenen Wunde nicht Schwimmen konnte und auch sonst zu sportlichen Aktivitäten nicht fähig war.
Nun hatte ich am 05.09.21 wieder eine nächtliche 1xige inadäquate Schockabgabe.
Laut Arztbrief bei regelmäßigen supraventrikulären Tachyarrhythmien mit der HF ca. 200/min (VH-Flattern?), nach einer von diesen Episonden ein inadäquater Schock nach mehreren ATPs.

In der Vergangenheit wurde mehrmals die Medikation geändert, zuletzt auf:
Cavedilol 6,25 mg 1-0-0, Entresto 24/26 mg 1-0-1, Torasemid 20 mg 2-2-2, Metformin 1000 mg 1-0-1
Magnesium 400 mg 1-0-0, Laif 900 mg 1-0-0, Prostagutt uno 0-0-1, Crataegutt 425 mg 1-0-1

Jardiance 10 mg wurde wieder abgesetzt, sowie Inspra (in Zusammenhang mit Entresto kam es zu einer Lymphadenopathie)

Bezüglich meiner Krankengeschichte hätte ich nachfolgende Fragen:
Trotz 3x20 mg Torasemid bekomme ich die Wasseransammlungen nicht aus dem Körper (dadurch starke Luftnot, spez. nachts), wäre es besser morgens eine höhere Einmaldosis zu nehmen? (RR 88/60 Puls 75) oder die Medikation umzustellen (Furosemid habe ich nicht vertragen)?
Mein Hausarzt empfiehlt jetzt wegen des niedrigen Blutdrucks und der hohen Torasemid Einnahme von jetzt auf gleich Cavedilol abzusetzen, ich habe jedoch Angst vor einem Rebound (ist meine Angst begründet bei der niedrigen Dosierung?),
sowie evtl. vorab eine zusätzl. ambulante Entwässerungstherapie (hier müssen jedoch noch die Nierenwerte abgewartet werden (zuletzt Creatinin 1,84 mg/dl, GFR 38, GGT 419 U/l, nTproBNP 5850).
Ferner kann mir auch niemand beantworten, warum die ICD-CRT Batterielaufzeit von 04/2020 zu 09/2021 von 4,6 Jahren auf 1,2 Jahre abgenommen hat, liegt das evtl. an der geänderten Betriebsart-Einstellung von DDD auf DDDR ?.
Geplant ist jetzt durch den Kardiologen eine Ablation wegen der Rhythmusstörungen Ende 09/2021 (ist dies sinnvoll, bei geringer Batterie-Restlaufzeit und einer evtl. erneuten Geräte/Sonden-Störung)?
Ferner möchte ich gerne Schwimmen gehen, um meine Ausdauer zu trainieren, bin mir jedoch nicht sicher, ob dies wegen der Wassereinlagerungen möglich ist.

Entschuldigen Sie bitte die lange Krankengeschichte, jedoch weiß ich mir keinen Rat mehr was ich noch tun kann um meine Situation zu verbessern, im speziellen die nächtliche Luftnot betreffend.

Leider konnte mir meine Fragen bisher niemand beantworten, somit hoffe ich sehr auf Ihre Empfehlungen und verbleibe bis dahin

mit freundlichen Grüßen
LeFog57

Dr. med. Ingo Bläse
18.09.2021, 15:03 Uhr

Sehr geehrte/r Frau/Herr LeFog57,
dies scheint eine sehr komplexe Situation zu sein und konkrete Therapieempfehlungen sind aus der Ferne sicherlich nicht möglich und auch nicht sinnvoll.
Trotzdem möchte ich Ihnen einige Hinweise geben:
1. Eine Beendigung der Betablockade (Carvedilol) sollte auch wegen der inadäquaten Schockabgaben nur in Abstimmung mit Ihrem Kardiologen erfolgen.
2. Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Entwässerungstherapie mit einem Nephrologen abgestimmt werden.
3. Die drastische Verringerung der Batterielaufzeit ist m.E. nicht über den Moduswechsel zu erklären. Aktuell gibt es einige Warnmeldungen über vorzeitige Batterieerschöpfung. Fragen Sie Ihren Kardiologen, ob Ihr Aggregat zu den problematischen Serien gehört. Dann ist besondere Vorsicht angezeigt.
4. Sportliche Aktivitäten bei zunehmenden Wassereinlagerungen aufgrund einer Herzschwäche halte ich für problematisch und sollten nicht ohne Rücksprache erfolgen.
5. Über die Sinnhaftigkeit einer Ablation (was für eine?) zu spekulieren ist mit meinem Informationsstand nicht zielführend.

Ich hoffe, Ihnen trotz der Einschränkungen einige Hinweise gegeben zu haben, die Ihnen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. I. Bläse

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