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Herzneurose

Autor
Datum
Pauli
29.08.2014, 18:31 Uhr

Hallo, ich bin weiblich und 40 Jahre alt und "anerkannte"

Herzneurotikerin . Nun, das ist vermutlich für Sie als Kardiologen die Abteilung Patienten, die nur so mittel bis gar nicht zu beruhigen sind.
<span style="line-height: 1.6em;">Ich habe bereits dutzende Untersuchungen, wie EKG, Belastungs-EKG, 24-Stunden-EKG, vornehmen lassen, die alle "ohne Befund" abgeschlossen werden konnten. Im vergangenen Jahr litt ich vermutlich unter einer Entzündung der Schilddrüse, die den ganzen lieben Tag Extrasystolen hervorgerufen hat. Auch damit musste ich zunächst lernen zu leben. Inzwischen tauchen sie lediglich bedingt auf, dennoch versetzen sie mich immer noch in Angst und Schrecken.</span>
<span style="line-height: 1.6em;">Mein Hausarzt hat mir seinerzeit versichert, dass diese völlig harmlos sind, da laut Befund mein Herz gesund ist. Beruhigen kann mich dies jedoch nur bedingt und die Gedanken sind mehr als mir lieb sind beim Thema "Herzinfarkt".</span>
<span style="line-height: 1.6em;">Oft habe ich gelesen, dass sich insbesondere bei Frauen der Infarkt anders ankündigt, so zum Beispiel mit Übelkeit. Bei jeder "kleinsten" Übelkeit geht dann der Prozess los mit "eigener Untersuchung", z.B. den Puls messen.</span>
<span style="line-height: 1.6em;">Nun zu meiner Frage: Kann man die Stärke der Übelkeit benennen (z.B. so stark wie noch nie erlebt) oder kann man z.B. bei einem akuten Herzinfarkt sagen, wie das Pulsverhalten ist.</span>
<span style="line-height: 1.6em;">Verzeihen Sie bitte diese Art von Nachfragen, aber ggf. können mir Ihre Antworten bei der Bekämpfung dieser wirklich furchtbaren Gedanken helfen.</span>
<span style="line-height: 1.6em;">Ich danke Ihnen sehr für Ihre Zeit, die Sie sich zum Lesen genommen haben.</span>

Herzlichste Grüße

Dr. med. Jürgen Fritsch
01.09.2014, 18:18 Uhr

Sehr geehrte Userin,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich finde es nett, dass Sie sich selber als anerkannte Herzneurotikerin bezeichnen. Das zeigt Mut aber auch eine Portion Selbstironie. So eine Herzneurose kann einen sowohl als Arzt, wie auch als Patient ganz schön belasten. Das Hauptproblem spielt sich dabei eben im Kopf ab. Eine hundertprozentige Garantie für ein langes Leben werden Sie auch mit allen Untersuchungsmethoden der Welt nicht erzielen können. Das Leben beinhaltet eben doch unkalkulierbare Risiken. Es ist die Frage, wie man damit und mit seinen Ängsten darum umgehen kann. Wenn alle organischen Ursachen so gut wie möglich ausgeschlossen wurden, müssen Sie lernen, besser mit den Symptomen und resultierenden Ängsten umzugehen. Dafür müssen Sie vielleicht auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
<span style="line-height: 1.6em;">Nun aber zu ihrer eigentlichen Frage: nein, die Stärke der Übelkeit kann man im Allgemeinen nicht benennen. Die Beschwerdesymptomatik kann sehr unterschiedlich sein. Manche Patienten berichten allerdings auch über einen so genannten "Vernichtungsschmerz" und "Todesangst", andere wiederum haben nur geringe Beschwerden. Auch das Pulsverhalten kann komplett unterschiedlich sein mit Herzrhythmusstörungen, die zu langsamer Pulsschlagfolge, schneller Pulsschlagfolge oder unregelmäßigem Herzrhythmus führen. Daraus lässt sich die Diagnose eines Herzinfarktes nicht ableiten aber auch nicht ausschließen.</span>

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jürgen Fritsch

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