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Herzrhythmusstörungen

Autor
Datum
petit
10.02.2016, 15:33 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe, weil ich mir Sorgen um meine Mutter mache.

Meine Mutter hat seit vielen Jahren einen zu hohen (wahrscheinlich erblich bedingt) Blutdruck. Der zweite Wert war oft um die 90/95. Entsprechend hat sie Blutdrucksenker bekommen. 2011 ist sie in Rente gegangen und ihr Blutdruck regulierte sich leicht. 2013 hatte sie einen leichten Schlaganfall.

Die linke Hand und das linke Bein waren etwas beeinträchtigt. Was sich jetzt aber wieder gut reguliert hat. Seit dem Schlaganfall ist sie sensibilisiert. Hat ihre Ernährung umgestellt, trinkt keinen Alkohol mehr und geht rechtzeitig ins Bett.

Sie nimmt noch immer ein (alle 2 Tage) gering dosiertes Blutdruckmedikament. Ihr Puls liegt jetzt bei 50. Jetzt ist es so, dass sie, im Jahr 2014 und zu Beginn 2015 und erst jetzt im Januar wieder, nachts (oft aus dem Schlaf) aufwacht und starkes Herzklopfen hat. Der Puls liegt dann bei 115/117 und der Blutdruck liegt bei 136/95. Sie nimmt dann eine Bisoprolol und wartet, dass sich alles beruhigt. Oft hilft dies. Aber an diesem Wochenende habe ich sie nachts wieder ins Krankenhaus gebracht. Dort hat sie noch mehr Bisoprolol bekommen (über 2 Tage). Der Puls war sehr unregelmäßig und die Ärzte wollten eine elektrische Kardioversion machen.

Seit gestern Abend ist der Puls wieder regelmäßig. Die Elektrolytwerte sind in Ordnung, die Schilddrüse soll in Ordnung sein. Der Ultraschall ist in Ordnung, das Langzeit-EKG zeigt keine Unregelmäßigkeiten. Welche Ursachen dieses plötzlichen hohen Blutdrucks und des hohen Pulses in der nächtlichen Ruhephase sollte noch abgeklärt werden?

Vielen Dank!
Mit freundlichem Gruß
Petit

Dr. med. Heribert Brück
10.02.2016, 18:38 Uhr

Sehr geehrte Frau, sehr geehrter Herr Petit,

nach Ihrer Schilderung handelt es sich bei Ihrer Mutter um ein anfallsweise auftretendes Vorhofflimmern. Die häufigsten Ursachen sind der hohe Blutdruck, ein Kaliummangel, eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Herzkranzgefäßerkrankung. Die entsprechenden Untersuchungen sind ja offensichtlich durchgeführt worden.

Bei dem insgesamt doch seltenen Auftreten genügt es dann auch, nur im Bedarfsfall eine zusätzliche Medikation (z.B. das Bisoprolol) einzusetzen. Der Kaliumspiegel sollte eher immer im oberen Normbereich liegen. Ihre Schilderung ist für mich Anlass für folgende Überlegungen:

Konnte die Ursache des damaligen Schlaganfalles geklärt werden? Das Vorhofflimmern könnte durchaus eine Ursache dafür sein, auch wenn der Rhythmus zur Zeit des Schlaganfalles normal war. Ihre Mutter sollte bei dieser Kombination (Vorhofflimmern + durchgemachter Schlaganfall) ein Medikament bekommen, das die Blutgerinnung hemmt, davon hatten Sie noch nicht berichtet.

Wenn die Attacken immer nachts, also in Ruhe auftreten, kann es sich um eine Art des Vorhofflimmerns handeln, die durch einen langsamen Puls ausgelöst wird, diese ist seltener als das Vorhofflimmern, das durch Belastung ausgelöst wird. In diesem Fall sollten alle Medikamente vermieden werden, die den Puls zusätzlich senken. Sie hatten über eine Pulsfrequenz von 50/min berichtet, hier wäre zu prüfen, ob Ihre Mutter ein Medikament nimmt, das evtl. dafür (mit-)verantwortlich sein könnte.

Herzliche Grüße
Dr. Heribert Brück

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