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Herzstolperchaos mal so, mal so... Aber immer irgendwie beunruhigend

Autor
Datum
WallE
24.01.2021, 13:02 Uhr

Liebe Expertinnen/Experten,

auch wenn ich mit meinem Problem nicht alleine zu sein scheine, würde ich gerne um Rat bitten:
Auch ich leide unter Herzstolpern (auch schon in meiner Jugend, da aber sehr selten und immer ohne große Ängste/Sorgen), seit 1,5 Jahren aber irgendwie anders und besorgniserregender. Im Sommer 2019 hatte ich auf einmal das Gefühl, dass mein Herz länger aussetzt und es sich danach schnell und stark pochend wieder reguliert. Für mich ein unbekanntes Gefühl, das mich in Panik versetzt hat. Seitdem treten die Extrasystolen immer mal wieder auf. Mal nur sehr wenige am Tag, aber auch mal zwei, drei Tage lang heftig am Stück. Meistens ab Mittags, Abends.. Selten im Liegen oder im Bett. Wenn eine zeitlang so gut wie keine ES auftreten, kommen sie dann umso heftiger. Teilweise schlägt das Herz dann so spürbar chaotisch durcheinander, was sehr ängstigt. Ich weiß, das Adrenalin/Panik ihren Teil daran haben. Auch bin ich durchgecheckt (24h EKG beim Hausarzt, Belastungs-EKG u. Ultraschall in Herzklinik - ohne Befund). Ich versuche immer der Angst die Stirn zu bieten, aber das ist nicht einfach.
Ist das wirklich "normal" u. muss ich mir wirklich keine Sorgen machen? Man ist mit so etwas wirklich "mit sich alleine" und ratlos.. Bin 53, rauche nicht, Läufer.

Danke!

Dr. med. Peter Zündorf
25.01.2021, 01:31 Uhr

Lieber WallE,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Offenbar sind Sie ein 53-jähriger männlicher Läufer, soweit fit und herzgesund nach den üblichen Kriterien incl. Echo und Belastungs-EKG.
Sie schreiben, dass sich Ihre gefühlten Extraschläge des Herzens seit 1,5 Jahren geändert hätten. Unter anderem träten sie für einige Tage auch mal "heftig am Stück" auf - heißt das salvenartig?
Es könnte sich dabei um Vorhofflimmern handeln, das gerade bei Ausdauersportlern etwas häufiger vorkommt.
Vorhofflimmern ist eine gutartige (!) Herzrhythmusstörung, die aber erkannt werden sollte.
Wegen des unvorhersehbaren Auftretens ist die Diagnose häufig nicht einfach, Langzeit-EKGs verpassen nicht selten den richtigen Moment. Es gibt inzwischen mehrere technische Lösungen dafür, bis zum schrittmacherartigen vorübergehenden Einbau eines EKG-Monitors (Reveal-Recorder) zur Diagnosestellung.
Eine ganz moderne Variante sind auch auf die Detektion von Vorhofflimmern ausgerichtete Smartwatches, z.B. Apple-Watch, Withings-Watches etc., im Internet recherchierbar.
Sie können dann bei Bedarf durch Betätigung eines Schalters der Uhr mit der gegenseitigen Hand in den fraglichen Situationen ein EKG ableiten und speichern, das meist eine sehr gute Qualität hat und für die Rhythmusdiagnose verwendet werden kann. Kosten ab ca. 130 € aufwärts.
Mit diesen Smartwatches ist natürlich auch die Registrierung anderer Herzrhythmusstörungen außer Vorhofflimmern möglich.

Zusammenfassend gehe ich davon aus, dass es sich bei Ihren Extrasystolen nach aller Wahrscheinlichkeit um etwas Gutartiges handelt, was aber durchaus näher abgeklärt werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Zündorf, Hannover

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