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Herzstolpern & Asystolie / SVT / QRS

Autor
Datum
J. S. B.
09.04.2021, 23:48 Uhr

Hallo,
Ich bin weiblich 30 und in Sorge um mein Herz. Ein Ultraschall vor einem Jahr war ok. Blut ist bis auf oft niedrige Leukozyten ok.
Ich nehme 100 mg Sertralin.
Es wurden 2 mal 24 std ekg aufgrund von herzstolpern geschrieben. Beide unter 75mg Sertralin.
Nun zu den Fragen:
1. bei beiden waren die Qtc Zeiten deutlich unterschiedlich. Beim letzteren bei 464. ist das noch ok? Beim ersten 24 std war es deutlich niedriger bei 229.
2. da im ersten EKG die verschiedensten SeV & relativ viele aufgezeigt worden sind (Salven etc.), wurde ein 2. geschrieben.
Hier gabs es plötzlich eine Asystolie von 2.7 Sekunden sowie ingesamt 3 weitere SVT und fehlende QRS. Puls lag bei 56-134 (auch Tachykardie).
Ist so ein (nicht gemerkter) Herzaussetzer schlimm und wieso trat dies auf als die SEVs eher weniger waren. Oder sind das Messfehler ?

Blutdruck ist immer sehr niedrig, Ruhepuls eher um die 70.
Kann bei möglichen Panikattacke atosil Tropfen genommen werden? Bei Panikattacken steigt mein Puls massiv und ist extrem stark.

Eine kardiologische Vorstellung ist geplant. Meine Hausärztin sah nach dem 2. EKG dafür nur bedingt eine Notwendigkeit.
Vielen lieben Dank und beste Grüße aus Bremen.

Dr. med. Jürgen Fritsch
11.04.2021, 12:10 Uhr

Sehr geehrte Frau J. S. B.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Normalerweise bestimmt man die QTc-Zeit aus einem 12-Kanal-Ruhe-EKG und nicht aus dem Langzeit-EKG. Die moderen Systeme bieten das zwar an aber die Werte werden nicht in der klinischen Entscheidung verwendet. Sie sehen anhand der sehr großen Abweichung der beiden Werte schon, dass das sehr fehleranfällig ist. Man muss den Wert also im 12-Kanal-Ruhe-EKG messen und dann möglichst auch nur bei Herzfrequenzwerten zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute, sonst muss man noch mal mit einer Korekkturformel nachrechnen. Werte bei Frauen bis 460 msec werden als normal angesehen. Darüber steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen an. Je länger die Zeit, umso schlechter. Antidepressiva können die Zeit verlängern. Andere Medikamente auch. Die gleichzeitige Einnahme verschiedener Medikamente, die zu einer Verlängerung führen können muss deshalb vermieden werden (z.B. manche Antibiotika).
Manchmal muss man die computerisierte Auswertung des Langzeit-EKGs noch mal korrigieren, weil dort große Fehlerabweichungen auftreten können. Die Qualität der Auswertung hängt unter anderem sehr von der Güte der Aufzeichnung ab. Wenn die Elektroden nicht gut halten, kommt es zu starker Überlagerung der Kurven durch Bewegung und dann stimmt die Auswertung nicht und muss per Hand korrigiert werden. Vielleicht erklärt das den großen Unterschied zwischen den beiden Aufzeichnungen. Ein asymptomatische Pause (vor allem in der Nacht) von 2,7 Sekunden ist schon mal zu sehen und tolerabel.
Atosil kann Panikattacken ganz gut abschwächen. Ob es für Sie geeignet ist, muss aber ihr betreuender Arzt in Kenntnis Ihrer gesamten Krankengeschichte entscheiden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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