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Katheter-Ablation bei Herzrhythmusstörungen

Autor
Datum
herzschlag2016
06.05.2016, 09:17 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren.

Ich bitte Sie um einen Rat, ich mach mir Sorgen um meinen Vater (65).

Er hat seit ca. 2 Jahren alle 3-4 Monate leichte Herzrhythmusstörungen die aber nie länger als ein paar Sekunden-Minuten dauern, Ihm ist es dabei auch nicht schwindelig oder schlecht. Damals sagte der Arzt das Herz sei i.O., es wäre nichts gefährliches. Er hat auch keine Medikamente bzw. keine Behandlung bekommen.

Seit ein paar Wochen traten diese Herzrhythmusstörungen aber immer häufiger auf, sogar fast täglich, mehrmals am Tag, dauern aber nicht lange. Nach einem erneuten Besuch bei dem Kardiologen und nach einer 24 Std. Langzeit EKG, hat Ihm der Arzt eine Radiofrequenz-Katheterablation empfohlen.

Nachdem Bekannten uns gesagt haben wir sollten auch die Meinungen anderen Ärzten fragen, sind wir mit dem Ergebnis des 24 Std. EKG noch zu 2 anderen Kardiologen gegangen, die uns aber von einer Katheterablation abgeraten haben und Erstmal eine Medikamentöse Behandlung empfohlen haben. Ich muss noch erwähnen dass mein Vater vor ca. 20 Jahren eine Thrombose + Lungen-Embolie hatte und seit dem muss er lebenslänglich Antikoagulantien nehmen.

Anbei die 24 STD. EKG Ergebnisse Zusammenfassung und in Details:

Durchschnittliche Herzfrequenz lag bei 71 bpm, (Min 46 Bpm, Max 157 Bpm).

Längste Tachykardie dauerte 0:03:05 mit einen durchschnittlichen Herzfrequenz von 141 bpm. Schnellste Tachykardie dauerte 0:03:00 mit einen durchschnittlichen Herzfrequenz von 143 bpm. Keine Bradykardie festgestellt.

Eine 3% Arterielle Fibrilation festgestellt mit einen höchsten AVG Herzfrequenz von 182 bpm. Supraventrikuläre Aktivität mit 325 Herzschläge: 238 einzelne Herzschläge, 42 Couplets Herzschläge und 1 Run von „3 Schläge oder mehr“.

Der schnellste Supraventrikuläre Aktivität hatte 131 Schläge, der Längste war 3 Schläge Lang. Ventrikuläre Aktivität mit 3386 Herzschläge: 2440 einzelne, 422 Couplets, 0 R-on-T , und 28 Runs von „3 Schläge oder mehr“.

Die schnellste Ventrikuläre Aktivität war 191 bpm, Längste war 5 Schläge Lang. Der Längste R-R Interwall war 1,64 Sec Lang mit 0 RRs Wert länger als 2,0 Sec.

Scan Kriterium:
SVPB = 25%; St Segment Elevation = 200 μV; ST Segment Depression = 100 μV Pause = 2000 msec; Long RR/Pause = All Beats; Pause excluded From HR = No Tachykardie= 120 bpm; Bradykardie= 50 bpm; Minimum Tachy/Brady= 3 min, 0 sec

Min Herzschlag = 46 bpm; Max Herzschlag = 157 bpm; Durchschnitt = 71 bpm

Tachycardie/Bradykardie Episoden:
Längste Tachykardie = 0:03:05, 141 bpm Avg Schnellste Tachykardie = 0:03:00, 143 bpm Avg Längste Bradykardie = ----- Schnellste Bradykardie = ------

Supraventrikuläre Aktivität:
AFib(Time%)/peak avg. Rate = (3%) 182 bpm Singles = 238 Couplets = 42 Runs = 1 Schnellste = 131 bpm Längste = 3 Total = 325

Ventrikuläre Aktivität:
Singles = 2440
Couplets = 422
Runs = 28
Schnellste = 191 bpm
Längste = 5
R on T = 0
Total = 3386

RR Variability: %RR>50 = 6%; rms-SD = 51 ms; Magid SD = 78 ms; Kleiger SD = 204 ms

ST Deviation:
Max Depression (μV) II/Time = ---; Max Depression (μV) V/Time = -87 / 10:09:31;
Max Elevation (μV) II/Time = 50 / 15:54:31; Max Elevation (μV) V/Time =---;

Pause:
Längste RR = 1,64 Sec
# RRs > 2,0 Sec = 0

Was meinen Sie, ist eine Katheterablation nötig bzw. Sinnvoll in seinen Fall oder eine Medikamentöse Behandlung würde auch Erstmal reichen?

Vielen Herzlichen Dank!!!!

Dr. med. Ingo Bläse
07.05.2016, 13:59 Uhr

Sehr geehrte/r Herr/Frau Herzschlag 2016,

bei Ihrem Vater handelt es sich laut Ihren Mitteilungen um rezidivierend und im Verlauf häufiger auftretendes, schnell übergeleitetes Vorhofflimmern mit eher geringer Symptomatik. Das Hauptproblem einer erhöhten Embolie-/Schlaganfallgefährdung ist durch die bereits länger bestehende orale Antikoagulation effektiv behandelt. Somit haben Sie wohl Zeit bei der Wahl der Therapie.

Bestehen sonst noch Herzerkrankungen? Sind eine arterielle Hypertonie, eine Diabeteserkrankung, eine koronare Herzerkrankung oder eine sonstige Herzerkrankung bekannt? Woher kommen die ventrikulären Herzrhythmusstörungen? All diese Faktoren müssen mit einbezogen werden in die Wahl der sinnvollsten Therapie.

Nach den aktuellen Leitlinien kann eventuell auch eine sofortige Ablation (Pulmonalvenenisolation) ohne vorherigen medikamentösen Therapieversuch in Betracht gezogen werden.

Auch bei dieser Therapieform, die auch keine Erfolgsgarantie bietet, sind viele Faktoren zu beachten. Wie sehr leidet Ihr Vater unter dem Vorhofflimmern? Wie steht es mit Vorerkrankungen? Wie sieht der echokardiographische (Herzultraschall) Befund aus? Auch ein Schlafapnoe-Syndrom sollte bei der Befundkonstellation ausgeschlossen werden. Sie merken schon, Sie schneiden ein komplexes Thema an. Die Wahl der sinnvollsten Therapie müssen Sie nach ausführlicher Aufklärung mit den behandelnden Ärzten und Ihrem Vater treffen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. I. Bläse

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