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Koronargefäß setzt sich trotz Stent immer wieder zu

Autor
Datum
Tussymarx
09.01.2018, 17:57 Uhr

Mein Mann (jetzt 84) hatte im letzten Januar einen schweren Vorderwandinfarkt. Bei der Erstbehandlung wurden ihm zwei Stents eingesetzt und die üblichen Medikamente verschrieben, von denen einige ausgetauscht werden mussten wegen starker Nebenwirkungen wie z.B. ständigem Reizhusten. Nach ca. 6 Monaten und abgebrochener Reha (zu anstrengend) war das EKG immer noch so schlecht und der Allgemeinzustand zu besorgniserregend, dass ein zweiter Kardiologe zu einer erneuten Herzkatheter-Behandlung riet. Diese wurde im Sommer stationär durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass sich die beiden Stents nahezu vollständig zugesetzt hatten. Mittels Ballonkatheter wurden die Gefäße wieder geweitet, falls ich alles richtig verstanden habe. Da man annahm, er sei "Clopidogrel-non-responder", wurde er auf Ticagrelor umgestellt. Es ging ihm bald etwas besser und er war körperlich wieder mehr belastbar. Zur Sicherheit wurde eine weitere Katheter-Untersuchung für diesen Januar angesetzt. Diese hat nun stattgefunden. Mit dem Ergebnis: der Herzmuskel sieht wieder viel besser aus, aber das Riva-Gefäß hat sich schon wieder fast ganz zugesetzt und musste wieder geweitet werden. Niemand kann sich die Ursache erklären. Eine Bypass-OP sei aus Gründen, die ich nicht verstanden habe, unmöglich. Bliebe nur Fortsetzung der Medikation und Wiederholung der Katheter-Prozedur in weiteren 6 Monaten. Ich bin langsam ratlos und verstehe gar nichts mehr. Wie kommt es, dass weder Stents noch Medikamente etwas nützen? Soll mein Mann sich noch mehr als bisher bewegen? Soll er komplett auf Alkohol (2 - 3 Glas Rotwein am Abend) verzichten? An meiner Küche kann es nicht liegen, ich koche sehr bewusst und gesund. Bitte um Rat!
Besten Dank

 

Dr. med. Heribert Brück
10.01.2018, 17:16 Uhr

Sehr geehrte Frau T.,
bei Ihrem Mann kam es nach einer Stentimplantation zu einer erneuten Verengung; dies ist leider auch bei den modernen, medikamentenbeschichteten Stents nicht ganz auszuschließen, wenngleich es sehr selten auftritt.
Die erneute Aufdehnung erfolgte dann bestimmt mit einem beschichteten Ballon. Dass man dann von Clopidogrel auf Ticagrelor gewechselt hat, ist ebenfalls nachvollziehbar.
Durch diese Maßnahmen hat sich die Herzleistung gebessert, was ja auch erwünscht war.
Leider ist es dann jedoch in einem Gefäß zu einer erneuten Verengung gekommen. Die erneute Verengung ist jedoch nicht alleine durch die Plättchenhemmung (ASS, Clopidogrel oder Ticagrelor) bedingt, hier spielen noch andere Faktoren eine Rolle.
Dies bedeutet für Ihren Mann jedoch nicht, dass bei einer erneuten Aufweitung wieder mit einer Verengung gerechnet werden muss. Das Risiko beträgt bei jeder Maßnahme wieder neu bis zu 5%, ist also wirklich sehr selten.
Warum eine Bypass-Operation nicht möglich ist, kann ich ohne Kenntnis des genauen Befundes nicht beurteilen. Generell ist man jedoch, wenn "nur" ein Gefäß betroffen ist, mit einer Operation eher zurückhaltend, da damit ja auch wieder andere Gefahren verbunden sind.
Wie ich Ihrer Mail entnehmen kann, tun Sie bereits alles (Bewegung, Ernährung usw.), was man in diesem Fall tun kann.
Ich hoffe mit Ihnen, dass die letzte Maßnahme ohne erneute Verengung bleibt, die Chancen dafür sind trotz Ihrer bisherigen Erfahrungen gut.
Herzliche Grüße
Dr. Heribert Brück

 

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