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massive VES nach Covid-Infektion

Autor
Datum
lh96
23.05.2022, 22:15 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich bin w, 25, und habe schon seit 3 Jahren "hormonelles Herzstolpern" (jeden Monat vor der Periode 1-2 VES am Tag), kein Bedarf für Betablocker aufgrund geringer Anzahl.
2,5 Wochen nach meiner Covid-19 Infektion Anfang Februar 2022 hat es angefangen mit starkem Herzrasen bei minimaler Belastung und massivem Herzstolpern. Das Herzstolpern (VES) ist leider nach wie vor im Minutentakt oder auch öfter da, jeden Tag. Auch mit einem Betablocker (Biso 2,5 mg morgens) bekomme ich die Symptomatik nicht in den Griff.
1 Woche nach Beginn der Beschwerden wurde ein Echo sowie ein Labor und ein Lungen-Röntgen gemacht, alles war bis auf die hohe Anzahl der VES unauffällig.
Da ich jede VES extrem im ganzen Körper spüre und ich meinem Alltag in keinster Weise, seit nun bald 4 Monaten, nachgehen kann, brauche ich unbedingt eine Lösung. Mein Kardiologe ist ratlos.
Sonstiges: starke PMS-Symptomatik, leichte Hyperprolaktinämie ohne Hypophysenadenom, Erhöhtes Lipoprotein(a), einmalig marginale Erhöhung des TSH; aktuelle Beschwerden: extremes Verspüren der VES, Schwindel, Thoraxschmerz links, vermehrter Harndrang, nächtliches Herzrasen (seit BB)

- Hätte ein Cardio-MRT eine Konsequenz?
- Wäre ein Versuch mit einem anderen Betablocker sinnvoll? Da ich bereits sehr niedrigen Blutdruck (80/40) und Puls (oft nur 50) habe, kommt eine Erhöhung nicht in Frage.
- Haben Sie irgendwelche Vorschläge für weitere Untersuchungen/Behandlungsmöglichkeiten?

Vielen Dank!

Dr. med. Peter Zündorf
27.05.2022, 06:42 Uhr

Sehr geehrte Frau "lh96",

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Zunächst einmal Entwarnung: Nach meiner Einschätzung sind die von Ihnen geschilderten Symptome zwar sehr unangenehm, aber nicht gefährlich. Es ist gut, dass die kardiologischen Untersuchungen abgesehen von den VES unauffällig gewesen sind. Sicherheitshalber könnte man diese natürlich nach jetzt ungefähr 3 Monaten bei fortbestehender Symptomatik noch einmal wiederholen.
Ein Kardio-MR wäre m.E. nur dann indiziert, wenn sich bei dieser Kontrolle Auffälligkeiten zeigen würden, insbesondere des EKG's oder wenn eine Troponin-Erhöhung nachweisbar wäre.
Ein anderer Aspekt ist bezüglich des Betablockers zu nennen: Je nach verwendetem Präparat und Dosis lässt die Wirkung innerhalb von 24 Stunden deutlich wieder nach, und es kann zu einer sogenannten Reboundtachykardie kommen, das heißt eine Gegenschwingung nach vorheriger Bremsung der Herzfrequenz durch den Betablocker.
Bisoprolol ist diesbezüglich eigentlich sehr günstig, andererseits ist diese niedrige Dosis möglicherweise bei Ihnen nicht in der Lage, den Effekt über die ganze Zeit ausreichend aufrechtzuerhalten. Unter Berücksichtigung Ihres Pulses und Blutdrucks würde ich folgende Dosierung empfehlen: Bisoprolol 2,5 mg entweder (1-0-0,5) oder (0,5-0-0,5); eine wesentliche Wirkung auf dem Blutdruck dürfte Bisoprolol in dieser Dosis nicht haben.
Abgesehen von Betablockern gibt es auch noch andere Antiarrhythmika, die man gegebenenfalls einsetzen kann. Konsultieren Sie dazu bitte Ihren Hausarzt und/oder Ihren Kardiologen.
Grundsätzlich sei noch angemerkt, dass das Hauptproblem m.E. nicht die Extrasystolie selber sondern Ihre Wahrnehmung und Beunruhigung durch die Extrasystolie ist.

Ich wünsche Ihnen eine rasche und gute Besserung, auch damit Sie Ihren Alltag schnell wieder normal bewältigen können.

Viele Grüße, Dr. Peter Zündorf, Hannover

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