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mehrere Schlaganfälle nach Herzklappen-OP

Autor
Datum
nickar
18.02.2017, 22:07 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meiner Verzweiflung wende ich mich an Sie. Im Dezember 2012 hatte ich mit 50 Jahren einen Schlaganfall. Als Ursache wurde eine fehlerhafte Herzklappe diagnostiziert (hochgradige Aortenklappen Stenose).

Im Februar 2013 erhielt ich eine künstliche Herzklappe (mechanischer Aortenklappen Ersatz mit einer 21 mm St. Jude-Prothese, Modell Mechanical Valve 21 AGN-751) im Universitätsklinikum Halle an der Saale. Als Medikamente bekam ich neben Marcumar auch noch ASS (Aspirin protect 100). ASS hat ein Neurologe 2013 dann wieder abgesetzt, mit dem Hinweis, es handelt sich um einen „gefährlichen Cocktail“. Im Oktober 2016 hatte ich erneut einen schweren Schlaganfall. Als Ursache nahm man hier an, dass der INR-Wert zu niedrig war. Die Messabstände (Selbstmessung) habe ich daraufhin verkürzt und strikt darauf geachtet, dass der Wert ständig im Bereich 2,5 bis 3,5 lag.

Am 08.02.2017 hatte ich dann wieder einen schweren Schlaganfall (halbseitige Lähmung links, Sprachstörung, Schluckstörung). Seither liege ich im Städtischen Krankenhaus in Dessau und warte auf meine Reha. Die Untersuchungen haben ergeben, dass ich sogar noch einen weiteren leichteren, nicht bemerkten Schlaganfall zwischenzeitlich hatte. Immer ist die rechte Hirnhälfte betroffen.

Eine Ursache konnte nicht gefunden werden. Die Gefäße sind frei von Verkalkungen, das Herz ist in Ordnung. Bei der Einlieferung ins Krankenhaus war der INR-Wert bei 2,5. Meine letzte Messung zu Hause war einen Tag zuvor bei 2,7. Die Messdaten der letzten Wochen finden Sie anbei.

Die Ärzte äußerten den Verdacht, dass Marcumar bei mir vielleicht nicht richtig wirkt, was wohl aber nicht nachweisbar ist. Jetzt bekomme ich vorerst zusätzlich zu Falithrom wieder ASS. Inwieweit kann man ASS in Kombination mit Marcumar empfehlen? Die Ärzte teilten mir mit, dass es auch neue Blutverdünner, konkret Xarelto gibt, die man „auf eigene Gefahr“ ausprobieren könnte, weil es nicht für künstliche Herzklappen zugelassen ist. Gibt es hier bereits Erfahrungen von Patienten mit künstlichen Herzklappen? Können Sie mir hier eine Empfehlung geben?

Haben Sie eine Idee, welche Ursachen für die Schlaganfälle noch in Betracht gezogen werden können? Ich bin Nichtraucher, trinke nur hin und wieder am Wochenende ein Glas Sekt. Seit der Herzklappen-OP bin ich körperlich nicht so belastbar wie vorher, obwohl die Ärzte damals meinten, ich müsste danach fitter sein.

Über eine Rückmeldung Ihrerseits freue ich mich sehr.

Mit freundlichen Grüßen,
Nicole

berrisch-rahmel
02.03.2017, 13:17 Uhr

Liebe Nicole,

vielen Dank für die ausführliche Schilderung.

Aufgrund einer hochgradigen Aorten Stenose haben Sie einen Mechanischen Herzklappenersatz erhalten. Es gibt Studien die gezeigt haben, dass bei diesen Patienten die neuen oralen Antikoagulation NOAK nicht erfolgversprechend sind. Daher sollten diese Patienten weiterhin mit Vitamin K Antagonisten behandelt werden.

Nun zu Ihrer zweiten Erkrankung. Aus ihren befunden kann ich leider nicht entnehmen was die Ursache der Schlaganfälle ist. Es gibt verschiedene Ursachen. Wichtig ist es dass sie mit ihren Ärzten abklären was die Ursache ihres Schlaganfalls sein könnte. Prinzipiell ist eine gleichzeitige Behandlung von Marcumar und ASS möglich. Bei Unsicherheit könnte gegebenenfalls eine hämostaseologische Untersuchung (spezielle Untersuchung der Blutgerinnung Werte) weiterhelfen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in der Reha.

Mit freundlichen Grüßen

Doktor Berrisch-Rahmel

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