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Mein Mann hatte einen Infarkt - was heißt das für mich?

Autor
Datum
Danni
22.05.2017, 14:37 Uhr

Guten Tag zusammen!

Am 10.5. hatte mein Mann einen schweren Vorderwandinfarkt. Es wurden ihm 2 Stents gesetzt und seine Herzleistung liegt nun bei ca. 40%. Er ist 40 Jahre alt, raucht nicht, trinkt nicht, treibt Sport und wir ernähren uns gesund - er gehört also zu keiner klassischen Risikogruppe. Der Infarkt kam völlig überraschend.

Es hat sich herausgestellt, dass er erblich vorbelastet ist (Großvater mütterlicherseits und Vater) und ein starker Stress im Beruf über Monate nun wohl der endgültige Auslöser war. Er fühlt sich jetzt gut und steigt sogar wieder Treppen bis in den 6. Stock, ohne groß außer Atem zu kommen. Und das obwohl es ein schwerer Infarkt war. Scheinbar helfen ihm hier seine Jugend und seine körperliche Fitness.

Er geht übermorgen in die Reha - aber für mich als Partnerin gibt es keine Reha. Ich bin nun sehr verunsichert weil ich so gar nicht weiß, wie es weitergehen wird und vor allem wie hoch das Risiko für einen erneuten Infarkt ist. Selbstverständlich nimmt er seine Medikamente, dennoch bin ich den ganzen Tag unruhig und immer auf der Lauer, dass vielleicht gleich wieder etwas passiert.

Ich wüsste gerne, ob sich Probleme am Herzen wie zuletzt auch wieder mit Schmerzen ankündigen und ich die Chance haben werde, den Notarzt zu rufen. Oder besteht die Gefahr, dass es eine Frage von Sekunden ist und er sozusagen einfach umfällt und ich nichts tun kann? Ich bin sehr unsicher und weiß eben nicht, wie groß das Risiko ist und wohin ich mit meiner Angst soll. Vielleicht haben Sie einen Rat für mich.

Vielen Dank und viele Grüße

Dr. med. Jürgen Fritsch
24.05.2017, 08:44 Uhr

Liebe Danni,

Ihre Sorgen und Ängste kann man gut nachvollziehen. In manchen Fällen ist es tatsächlich so, dass der Partner nach einem solchen Krankheitsereignis psychologisch stärker belastet ist als der Betroffene selbst. Diese Ängste müssen Sie auf jeden Fall bearbeiten. Ihr Mann wird in der Reha die Möglichkeit zur psychotherapeutischen Beratung haben. Vielleicht kann er das nutzen und dort auch über Ihre Sorgen sprechen. Im weiteren Verlauf wäre auch eine ambulante Gesprächstherapie (vielleicht auch für Sie mit ihrem Partner zusammen) möglich. Meist reichen ein paar Stunden dafür aus. Sprechen Sie auch mit Ihrem Mann über ihre Ängste. Eine Garantie für Ihren Mann gibt es auch bei optimaler Behandlung nicht, aber die gibt es ja für niemanden. Wenn es Ihnen Sicherheit gibt, könnten Sie auf jeden Fall mal Ihre "erste Hilfe"-Kenntnisse auffrischen, also was wäre zu tun im Notfall. Sie könnten auch bei der Herzstiftung mal nach Selbsthilfegruppen für Angehörige fragen. Dort kann man sich über die Probleme austauschen und von anderen lernen, wie man damit umgehen kann.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft um Ihre Ängste und Sorgen zu bewältigen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Fritsch

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