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Phasenweise sehr häufiges Herzstolpern

Autor
Datum
FreyaJer
15.05.2018, 13:00 Uhr

Guten Tag,

ich habe schon seit vielen Jahren Herzstolpern. Es fing mit sporadischem Stolpern an, welches sich einmal alle paar Monate (spürbar) äußerte. Auf den ersten Langzeit-EKGs waren die Stolperer nie zu sehen. Es wurde dann auch vor ein paar Jahren eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen - o.B. Ich habe dann Metoprolol 50 mg einmal täglich wegen Belastungshypertonie verschrieben bekommen.

Inzwischen habe ich einige Kilos abgenommen (1,73 cm, 72 kg), treibe mehr Sport bzw. bewege mich mehr (zügiger Spaziergang täglich 4 - 5 km durch bergiges Gebiet). Da mein Blutdruck wieder in Ordnung ist, habe ich die Metoprolol auf 25 mg täglich gesenkt. In den letzten Langzeit-EKGs sind vereinzelte SVES und VES aufgefallen, und auch eine kurzzeitige Sinustachykardie. Laut meiner Ärztin soll ich daher die 25 mg Metoprolol ruhig weiternehmen.

Nun zu meinem Problem: Das Herzstolpern hat sich in den letzten Jahren immer wieder gesteigert, wobei ich dabei nie weitere Symptome wie Kurzatmigkeit, Schwindel o.ä. habe. Immer nur kurz Panik, da ich mich sehr da reinsteigere und sowieso unter einer Herzphobie leide.
Es gibt Wochen, wo ich überhaupt keine Beschwerden habe, oder vielleicht mal ein Stolperer in einer Woche. Dann gibt es aber auch Phasen, wo ich täglich Herzstolpern habe. Es kam nun bereits zweimal vor, dass ich jeden Tag zur fast identischen Uhrzeit mehrfach Herzstolpern hatte (abends im Bett oder nachts). Das ging über Wochen so. Beide Male habe ich dann nochmal ein Langzeit-EKG gemacht, da ich mir sicher war, dass nun eine solche Phase aufgezeichnet werden kann aufgrund der Regelmäßigkeit. Beide Male waren die Phasen mit dem Tage des Langzeit-EKG's, wo ich praktisch auf die Stolperer gewartet habe und nicht wie sonst Angst davor hatte, vorbei und kamen danach auch nicht wieder. Kann sowas Zufall sein oder ist es doch einfach "nur" die Psyche? Ich muss auch dazu sagen, dass ich sehr sensibel bin und insgesamt unter Krankheitsängsten leide. (Sobald ich irgendwo über eine Krankheit lese oder etwas im Fernsehen sehe, kriege ich die entsprechenden Symptome.)

Ich hatte nun am vergangenen Donnerstag abends im Bett über 1 - 2 Stunden gefühlt alle paar Sekunden (ca. alle 10 - 20 Schläge) das Gefühl von Herzstolpern. Es rumpelte in der Brust und beim Pulsfühlen merkte ich entweder eine kurze Pause und dann einen kräftigen Schlag, oder auch nur einen kräftigeren Schlag. Ich konnte daher erst sehr spät einschlafen und hatte auch große Angst. Wenn ich dann einmal richtig eingeschlafen bin, ist es danach vorbei. Ich fühle mich dann nur sehr gerädert und habe Angst vor dem nächsten Abend, ob es wieder losgeht. Der Samstagabend war dann leider ähnlich, am Sonntag kam es auch wieder leicht, aber nicht so stark wie davor (ich habe vorsorglich eine Baldriantablette genommen). Gestern hatte ich dann zum Glück nichts mehr. Mir ist aufgefallen, dass ich an beiden heftigeren Abenden zuvor (leider) viel Süßigkeiten gegessen habe, einmal Weingummi und viel Mineralwasser getrunken, einmal Schokolade. Ich hatte dementsprechend auch vermehrt Luft im Bauch - es gluckste. Könnte hier ein Zusammenhang bestehen? Kann Luft im Bauch Herzstolpern auslösen oder vllt. ähnliche Symptome? Falls es sich bei den "spürbaren Ereignissen" um Herzstolpern gehandelt hat - Muss ich mir hier ernsthafte Sorgen machen? Oder ist ein solch phasenweises Auftreten von Herzstolpern, gerade in Ruhephasen, typisch? Vielleicht auch insbesondere in meinem Fall in Verbindung mit den Ängsten?! Ich steigere mich dann halt auch leider sehr da rein, warte praktisch schon auf den nächsten Stolperer und höre sicher sehr in mich rein.

Als ich die Metoprolol von 50 mg auf 25 mg gesenkt habe, spürte ich über eine gewisse Zeit auch verstärktes Herzstolpern. Wäre es vielleicht sinnvoll, die Dosis wieder zu erhöhen? Oder kann ich sogar mal eine 25 mg Metoprolol sporadisch nehmen, wenn es mal wieder mehr stolpert? Ich habe Angst, dass mein Blutdruck nachts dann noch stärker abfällt, da der bei der letzten Messung nachts schon sehr niedrig war.

Meine Hausärztin sieht die Stolperer gelassen und sieht keinen Grund mich zu einem Kardiologen zu überweisen. Das Herzultraschall damals wurde von einem Facharzt für Innere Medizin gemacht, also es war kein Kardiologe. Der weitere Arzt in der Praxis meiner Hausärztin, auch Facharzt für Innere Medizin, bietet auch eine Echokardiographie an. Sollte diese wohl nochmal wiederholt werden? Bei der ersten Untersuchung hatte ich zwar schon Herzstolpern, aber nicht so vermehrt wie derzeit phasenweise.

Entschuldigen Sie die lange Anfrage, aber leider macht mir das ganze Thema immer wieder große Angst.

Dr. med. Peter Zündorf
15.05.2018, 22:27 Uhr

Hallo Freya,
ich will versuchen, Ihre Fragen der Reihe nach zu beantworten.
Wichtig ist zunächst dass Sie verstehen, dass Ihr Herzrasen und -stolpern harmlos ist, wenn das Echo (Herzultraschall) tatsächlich normal ist. Insofern ist es eine Überlegung wert, das Echo nochmal zu wiederholen, evtl. auch bei einem Kardiologen. Sie können ggf. auch ohne Überweisung einen solchen Termin bekommen.
SVES und VES kommen auch bei jedem Herzgesunden vor (Nachweis in fast jedem abgeleiteten Langzeit-EKG), allerdings unter bestimmten Umständen vermehrt (z.B. vermehrte Schilddrüsen-Hormone oder Adrenalin (Angst!).
Metoprolol ist vielmehr ein Anti-Arrhythmikum und Puls-Bremse als ein Blutdruck-Senker, ein niedriger Blutdruck wird dadurch nicht weiter gesenkt. Insofern ist Ihre Überlegung, es ggf. bedarfsweise zu nehmen, absolut richtig. Nachteil ist, dass man warten muss, bis das Präparat dann nach (meist) 10-30 Minuten resorbiert ist.
Eine weitere Strategie ist, die Dosis des Metoprolol anzupassen an das jeweilige Straßenniveau: je mehr Stress, umso mehr Adrenalin und umso mehr Rhythmusstörungen.
Es ist sehr gut, dass Sie vermehrt Sport treiben. Sport ist eine ziemlich optimale Stressbewältigung, und außerdem ist eine gute Fitness gerade für die Herzgesundheit sehr wichtig.
Zusammenhänge zwischen Herzrhythmusstörungen einerseits und vermehrte Luft im Bauch sowie ungünstigem Essen andererseits sind möglich, aber normalerweise nicht reproduzierbar.
Ich hoffe, Ihre Fragen soweit einigermaßen beantwortet zu haben und wünsche Ihnen mehr Gelassenheit und weniger Angst gerade auch bezüglich der so genannten Herzrhythmusstörungen, aus den obengenannten Gründen.
In diesem Sinne alles Gute!
Dr. Peter Zündorf, Hannover

Dr. med. Ingo Bläse
02.06.2021, 17:53 Uhr

Sehr geehrte Frau FreyaJer,
ich hatte Ihre fast gleichlautende Anfrage bereits vor wenigen Tagen beantwortet und möchte darauf verweisen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. I. Bläse

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