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Plötzlicher Tod nach Bypass-Operation

Autor
Datum
Jessi0512
13.09.2014, 16:45 Uhr

Hallo!

Ich habe eine Frage bezüglich meines plötzlich verstorbenen Vaters im Alter von 55 Jahren. Am Dienstag hatte er seine Bypass-Operation mit zusätzlich neuer mechanischer Herzklappe. Die Operation verlief ohne Komplikationen bei stabilen Kreislaufverhältnissen. Anschließen wurde er etwa 6 Stunden später aufgrund weiterhin stabiler Kreislaufsituation extubiert und er wurde langsam wach. Der Blutdruck war laut Aussagen der Ärzte stabil bis 160 mmHg.

5 Stunden später kam es plötzlich zu einem rapiden Kreislaufzusammenbruch mit starker Blutung aus der Thoraxdrainage. Er wurde sehr schnell reanimationspflichtig. Unter Reanimation bekam er Blut und würde erneut eröffnet. Man fand ein Blutungsstelle an der Aorta, die versorgt wurde.

Nach knapp 1,5 Stunden Reanimation musste man allerdings den Tod meines Vaters notieren. Ich bekam im Anschluss die Information, dass die Blutungsstelle keine Nahtstelle war, nicht mal eine Stelle, wo eine Klemme oder die Herzlungenmaschine angeschlossen war. Eine Blutung an einer Stelle, die mit dem Eingriff nichts zu tun hatte.

Meine Fragen:
1. Wie kann es zu solch einer Blutung kommen?
2. Wurde mein Vater zu schnell nach 6 Stunden aus der Narkose geholt? War dadurch der Blutdruck zu hoch für die Gefäße?

Eine Obduktion im Krankenhaus (nicht durch die Polizei angesetzt oder so) haben wir machen lassen. Sie beschränkte sich auf den operierten Teil des Körpers. Man sagte uns nur, dass die Nähte, die man dort sehen konnte, intakt gewesen seien. Aber wir bekamen keine Auskunft darüber, was mit dem Gefäß gewesen ist.

Ich mache mir sie ganze Zeit Gedanken darüber, ob alles ordentlich verlaufen ist bei der Operation. Wenn nicht, habe ich überhaupt eine Möglichkeit etwas heraus zu finden? Ärzte sichern sich durch ihre OP-Aufklärungen ja eh mit allem ab...

Vielen Dank für die Antwort
Jessica

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben
15.09.2014, 18:38 Uhr

Hallo Jessica,

es tut mir leid, von dem tragischen Verlauf bei Ihrem Vater zu hören.

Bei einer schweren Nachblutung nach herzchirurgischem Eingriff wird man natürlich immer zu allererst eine chirurgische Ursache, d.h. Folg des Eingriffes - vermuten. Dennoch ist es möglich, dass bei vielleicht schon schwer veränderter Hauptschlagader/Aorta es nach der Operation zu einer spontanen Ruptur gekommen ist. So etwas kann sehr selten passieren und muss dann als schicksalhaft angesehen werden. Das sollte aber aus dem Obduktionsbericht der Pathologie eindeutig hervorgehen. Als Angehöriger haben Sie ein Recht auf einen zeitnahen, vollständigen Bericht aus der Pathologie.

Da in den ersten Stunden nach der OP ja alles stabil war, denke ich schon, dass der Eingriff technisch ordentlich gelaufen ist - aber das kann wie gesagt nur die Obduktion klären.

Ganz sicher kann ich aber sagen, dass Ihr Vater nicht zu früh aus der Narkose geholt wurde - im Gegenteil: man versucht heute, die Patienten so bald wie möglich von der Beatmung weg zu holen und auch früher zu mobilisieren, weil das in der Regel gut für den Krankheitsverlauf ist.

Wenn bei Ihnen der Verdacht bleibt, dass man Ihnen etwas verschweigt, dann haben Sie immer noch die Möglichkeit über eine staatsanwaltliche Verfügung eine erneute - gerichtsmedizinische - Obduktion veranlassen zu lassen. Wenn aber die bereits erfolgte pathologische Untersuchung bereits gezeigt hat, dass die Nähte alle in Ordnung waren, dann wird es wohl ein schicksalhafter Einriss der Aorta gewesen sein - und auf das Urteil der Pathologie sollte man sich gut verlassen können. In der Hoffnung, Ihnen mit diesen Angaben gedient zu haben.

T. Klingenheben

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