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Plötzliche Herzinsuffizienz

Autor
Datum
Chris7284
12.06.2019, 14:04 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich hatte vor 8 Jahren einen Herzinfarkt. Bis vor kurzem (Anfang Mai gemessen) hatte ich noch eine Herzleistung von 56 %. Zu meiner Person: schlank, Nichtraucher, 69 Jahre und immer noch sportlich aktiv (Surfsport).

Im Mai hatte ich dann einen dramatischen Surfunfall, bei dem ich fast ertrunken bin. Ich bin 15 Minuten bei schlechten Wetter und in Panik an Land geschwommen (extreme Stresssituation).

Diagnose 1 Monat später: Schwere Links-Herzinsuffizienz, Herzleistung nur noch 20%-30%.

Da die Herzleistung innerhalb von nur einem Monat dramatisch abgefallen ist (ich hatte nach dem Surfunfall durch die Insuffizienz ca einen Monat Wasser in der Lunge und bin leider zu spät zum Arzt gegangen), stelle ich mir die Frage ob der Unfall und die Ausschüttung von Stresshormonen diese Herzinssuffizienz ausgelöst haben kann und es sich um eine Stress-Kardiomyopathie handeln kann. Kann sich das Herz nach dieser Überlastung wieder generieren oder ist es dauerhaft geschädigt wie bei einer chronoschischen bzw. normalen Herzinsuffizienz?

Leider hat sich noch keiner meiner Ärzte dazu geäußert, ob dies möglich ist und keiner hat seine Verwunderung über diesen dramatischen Abfall der Herzleistung innerhalb von 4 Wochen (und genau nach dem Surfunfall) geäußert.

Ich bedanke mich für Ihre Mühen.

Dr. med. Peter Zündorf
13.06.2019, 14:15 Uhr

Hallo Chris,

Ihre Schilderung ist kompatibel mit einer Stress Kardiomyopathie (Takotsubo).

https://de.wikipedia.org/wiki/Stress-Kardiomyopathie

dies umso mehr, als nach neueren Daten sogar körperlicher Stress häufiger auslösend wird als psychischer Stress.

Das Krankheitsbild ist seit den 90er Jahren bekannt und wurde bisher als selten angesehen, wahrscheinlich wird es aber eher zu selten diagnostiziert. Komplizierend kommt dann noch Ihr früherer Herzinfarkt dazu, wenn der auch offensichtlich nicht zu einer größeren Narbenbildung geführt hatte.

In den meisten Fällen ist der Verlauf bei Stress Kardiomyopathie über Wochen recht günstig mit einer weitgehenden Erholung der Herzmuskelfunktion.

Andererseits muss aber auch gesagt werden, dass auch im weiteren Verlauf ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko mit derartigen Ereignissen verbunden ist, wenn auch das überwiegende Zahl der Komplikationen in der Akutphase auftritt.

Die Therapie ist noch nicht gesichert, wahrscheinlich wirken ACE-Hemmer und Sartanen besser als Betablocker. Ich würde Ihnen engmaschige, z.B. monatliche echokardiografische Kontrollen empfehlen - allein der Verlauf wird zeigen, wie gut die Erholung ausfällt. Unabhängig davon sollten Sie jedenfalls in dauerhafter kardiologischer Betreuung bleiben.

Ich wünsche Ihnen rasche und gute Besserung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Zündorf, Hannover

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