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Redundantes anteriores Mitralsegel und vergrösserter linker Vorhof

Autor
Datum
Adam
19.03.2021, 01:44 Uhr

Vorgeschichte: ich bin 32 J. alt, 75kg, 176cm. Betreibe schon seit 10 Jahren Laufsport (2x/Woche 8-10km Joggen). 2018 wurde ich mit AVNRT (234 BPM) ausgelöst durchs Joggen in die Notaufnahme eingeliefert. Es wurde abladiert (slow-fast) und seither war ich beschwerdefrei

Nun hatte ich seit Anfang Jahr vermehrt Palpitationen verspürt.

Das 48h EKG hat keine Auffälligkeiten ergeben ausser: 301 SVES & 16 VES; Wenige monomorphe Schläge mit breiten QRS-Komplexen (0.01% der Gesamtanzahl); diese sind SVES mit RSB-Aberration. Anzahl schmalkomplexiger SVES gering.

Echo war normal ausser: Redundantes anteriores Mitralsegel; minime Mitralinsuffizienz. Grenzwertig grosser linker Vorhof (LAVI = 34 ml/m2).

Interssanterweise hat das Echo 2017 ein LAVI = 37ml/m2 und 2018 nach der Ablation ein LAVI = 27ml/m2 gezeigt. Habe folgende Fragen:

- was bedeutet ein redundates Mitralsegel? Kommt das einem Mitralklappenprolaps gleich?
- schränkt mich ein redundantes Mitralsegel in irgendeiner Weise ein? Birgt das ein Risiko von Folgeerkrankungen?
- warum schwankt die Grösse meines linken Vorhofs derart? Was bedeutet das?
- ich habe beim Joggen immer einen Puls zw 150-160? Der geht auch trotz Training nicht runter. Hat das einen negativen Einfluss auf mein Herz? Muss ich mein Training anpassen?

Dr. med. Jürgen Fritsch
21.03.2021, 13:47 Uhr

Vielen Dank für Ihre vertrauensvolle Anfrage.

Der Begriff eiines redundanten Mitralsegels ist wenig gebräuchlich, meint aber tatsächlich einen Mitralklappenprolaps. Ein redundantes Mitralsegel sollte keine Einschränkung verursachen. Ausnahme wäre, dass die Klappe funktionell eingeschränkt ist, also einen größeren Rückfluss (Mitralinsuffizienz) aufweist. Das scheint nicht der Fall zu sein. Sportliche Aktivitäten sind dadurch nicht eingeschränkt und können den Befund auch nicht verschlechtern. Im ungünstigesten Fall könnte aber unabhängig von Sport oder anderen Faktoren einen Sehnenfaden der Klappe mal abreißen und dann eine Insuffizienz verursachen. Das ist aber völlig spekulativ und quasi "worst case".

Die Größe des linken Vorhofes unterliegt einer gewissen Messgenauigkeit. Man berechnet das Volumen aus 2 Schnittebenen, was natürlich einem 3-dimensionalen Objekt nur mäßig gut gerecht wird. Die Größe kann sich auch tatsächlich mit dem Flüssigkeitszustand des Kreislaufsystems ändern (viel getrunken oder wenig getrunken).

Den relativ hohen Puls müsste man mit einem Leistungstest überprüfen. Es kann sein, dass Sie tatsächlich zu höheren Pulswerten neigen. Andererseis kann es auch sein, dass die Laufbelastung für Sie direkt so hoch ist, dass Sie mit dem hohen Puls reagieren. Dann wären Sie einfach noch nicht gut genug trainiert. Einen negativen Einflus auf das Herz wird das nicht haben aber Sie müssen evtl. das Training anpassen. Dafür müsste man Sie genauer untersuchen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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