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Reha nach Herzinfarkt

Autor
Datum
evrenseki
07.07.2015, 11:44 Uhr

Hallo,

ich hatte vor fünf Wochen im Urlaub einen Herzinfarkt mit achttägigem stationären Krankenhausaufenthalt und Einsetzung eines Stents. Laut des Kardiologen beträgt die Leistung des Herzmuskels noch 25 %. Auf Nachfrage (nur noch 25 % von 100%) sagte der Kardiologe, nein von 100 % hätte ich noch 75 %. Was bedeutet das, macht der Herzmuskel 50 % des Herzens aus?

Nachdem ich wieder zu Hause war, habe ich nach Besuch des Hausarztes und Kardiologen eine ambulante Reha beantragt, die jetzt mit der Begründung abgelehnt wurde, es läge keine ausreichende Beeinträchtigung vor.

Ich bin 64 Jahre alt und in Rente. Beide Ärzte sagten beim Besuch sofort, ich solle eine Reha beantragen und befürworteten eigentlich sogar eine stationäre Reha. Steht einem Patienten nach einem Herzinfarkt mit einer derartigen Beeinträchtigung nicht grundsätzlich eine Reha zu, unabhängig von weiteren Beeinträchtigungen? Ich muss doch erst einmal lernen, damit umzugehen, möchte sportlich wieder aktiv werden (bin vorher regelmäßig gelaufen, auch Wettkämpfe, Marathons usw.) Ich bitte um Ihren Rat.

Dr. med. Jürgen Fritsch
07.07.2015, 17:38 Uhr

Sehr geehrter Patient,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit den prozentualen Angaben ist es wirklich manchmal verwirrend. Meistens wird die Leistung der linken Herzkammer als EF-Wert in % angegeben und da ist ein Wert über 60 % normal. Zwischen 50 und 60% ist so ein Graubereich des Normalen, darunter ist es erniedrigt.

Unabhängig von diesem Wert haben sie aber einen Anspruch auf eine kardiologische Rehabilitation. Es macht mich schon wütend, mit welcher Ignoranz dies von den Krankenkassen abgelehnt wird. Legen Sie Widerspruch ein, mit dem Hinweis, dass Sie den Sachbearbeiter persönlich für eventuelle Folgeschäden haftbar machen werden.

Sie haben eine rechtlichen Anspruch auf die Reha! Auch die Form (ambulant oder stationär) können Sie entscheiden. So steht es in den Richtlinien geschrieben. Nach der Reha werden Sie besser wissen, wie Sie durch gesunde Lebensweise, Ernährung und Sport einen neuen Herzinfarkt verhindern können.

Auch muss der EF-Wert im Verlauf kontrolliert werden. Wenn er sich nicht verbessert, muss man gegebenenfalls noch mal über weitere Therapiemöglichkeiten (wie Schrittmacher) nachdenken.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Fritsch

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