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Ärzte auf dem richtigen Weg?

Autor
Datum
SusannesArt
06.06.2016, 22:26 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

am Freitag Nachmittag hatte mein Mann (33 Jahre, 176cm groß, 86 kg, Raucher) Rückenschmerzen mit Druck in der Brust und die Luft kam auch nicht so richtig. Bereits zu diesem Zeitpunkt wollte ich mit ihm ins Krankenhaus. (mit Verdacht auf Herzinfarkt) Er weigerte sich.

Am Sonntag Morgen hat er mich gebeten ihn ins Krankenhaus zu fahren. Hochroter Kopf, Schweißausbrüche, schwierig Luft bekommen, zittrige Hände, beklemmendes Gefühl in der Brust.

Nachdem wir in der Notaufnahme angekommen sind (ca. 10 Min nach seiner Aufforderung) und ich der Schwester verklickert habe, dass ich einen Verdacht auf Herzinfarkt dabei habe, wurde EKG gemacht und Blutwerte genommen.

Beides war unauffällig. Röntgen war außerdem unauffällig. Er wurde stationär aufgenommen (Innere Medizin+EKG). Nach 5 Stunden wurde nochmals Blut genommen. Wieder unauffällig.

Auf mein Drängen hin, hat die Ärztin, welche uns aufgenommen hatte, ein Herz-Ultraschall gemacht. Ihre Aussage:"Ich kann Ihnen sagen dass alles gut pumpt, aber ob die Klappen richtig schließen oder ob es da ankommt wo es soll, dass muss ein Kardiologe sagen"

Dann ist nichts passiert. Am Abend und in der Nacht kam die Übelkeit wieder, das wurde mit Kochsalzlösung inkl. MCP behandelt.

Heute morgen war der LDH erhöht (Referenzbereich 135-225, aktuell um 9:31 Uhr 241) und CK-MB war außerdem erhöht (Referenzbereich 0-24, aktuell um 9:31 Uhr 25,33).

Belastungs-EKG wurde anberaumt für den Nachmittag. Mein Mann hat heute kein Belastung-EKG gemacht, da die Abteilung gegen 16.30 Uhr schließt und sie keine Kapazität mehr frei hatten.

Bereits nach 200m langsamen laufen ist er richtig kaputt und möchte schlafen.

Heute Abend beklagte er Sodbrennen und immer noch Druck in der Brust. Für mich war das eine weitere Alarmglocke.

Die Ärztin hat auf mein Drängen hin nochmal Blut genommen und ein EKG machen lassen. Für das Sodbrennen hat er die bekannte Lösung mit Pantozol bekommen.

Nun waren die Werte wieder im Referenzbereich, das EKG ohne Auffälligkeiten.

LDH morgens 241, LDH 19:01 Uhr 157 CK-MB morgens, 25,33, CK-MB 19:01 Uhr 13,88

Ich fühle mich nicht ernst genommen und ziemlich ratlos. Meine Schwester arbeitet in einem Krankenhaus im Herzkathederlabor, sie würde am liebsten durch Telefon springen, weil die Ärzte so lange warten und den Verdacht nicht ausschließen.

Ist es nicht so, dass man einen Infarkt nur durch Herz-Echo oder Katheder ausschließen kann? Wie sollen wir nun weiter vorgehen?

Kann man als Patient auf ein Herz-Echo vom Oberarzt bestehen?

Die Ärzte wollen nach dem Belastung-EKG eine Magenspiegelung machen. Da sie denken, dass die Magenklappe? die die Magensäure zurückhält nicht richtig schließt. Zu den Rückenschmerzen meinte der Oberarzt "wenn sie hier draußen sind, gehen sie bitte zum Orthopäden" (Rückenschmerzen sind zurück gegangen)

Ich möchte einfach, dass ausgeschlossen wird, dass es ein Infarkt war/ist. Wie soll ich nun weiter vorgehen? Können Sie mir bitte einen Rat geben? Meinen Sie, dass es ein Infarkt gewesen sein könnte?

Vielen lieben Dank für Ihre Rückmeldung!

MfG
S. P.

Dr. med. Ingo Bläse
08.06.2016, 18:25 Uhr

Sehr geehrte Frau SusannesArt,

selbstverständlich kann ich aus Ihren Beschreibungen nicht zu einer definitiven Diagnose kommen. Wie Sie es beschreiben, wurde bei Ihrem Ehemann mittels wiederholter Blutuntersuchungen (Troponin?) ein wie wir es nennen "akutes Koronarsyndrom" ausgeschlossen.

Zur weiteren Abklärung, ob die beschriebenen Beschwerden vom Herzen kommen gibt es mehrere Verfahren, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Im Einzelnen kann ich hierauf nicht eingehen. Die exakteste Diagnostik stellt die Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiographie) dar.

Hiermit lässt sich eine Verengung der Herzkranzgefäße nachweisen, behandeln aber auch ausschließen. Ob diese Untersuchung indiziert ist, müssen die behandelnden Ärzte entscheiden.

Bedenken Sie jedoch, dass die beschriebenen Schmerzen auch andere und teilweise durchaus ähnlich gravierende Ursachen wie ein Herzinfarkt haben können. Die Differenzialdiagnostik geht von orthopädischen Beschwerden und Gefäßerkrankungen im Oberbauch bis zu Magen-/Darm-Problemen und beispielsweise einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Mein Rat ist, lassen Sie sich von den behandelnden Ärzten in den diagnostischen Prozess einbeziehen und teilen Sie ihnen Ihre Bedenken mit.

Der Schmerz wie Sie ihn beschreiben kann, muss nicht die Ursache im Herzen haben.

Mit der Hoffnung auf baldige Genesung für Ihren Ehemann verbleibe ich mit freundlichen Grüßen Dr. I. Bläse

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