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Schmerzen nach Herzinfakt

Autor
Datum
Merlin50
22.10.2015, 19:59 Uhr

Guten Tag,

ich hatte vor neun Jahren einen Vorderwandinfarkt, wodurch 1/3 des Herzmuskels geschädigt ist. Daher habe ich einen Stent bekommen.

Ich war in den letzten neun Jahren immer bei meinen Hausarzt in Behandlung, seit einiger Zeit habe ich nachts jedoch Schmerzen, die so ähnlich sind wie die meines Herzinfarkts. Mein Hausarzt hat ein EKG durchgeführt und nichts gefunden. Daraufhin wurde ich zu einem Kardiologen überwiesen. Als ich dort war, wurde ich sehr unfreundlich behandelt. Es hieß, warum ich nicht früher zum Kardiologen gegangen sei, und wenn ich keine große Lust hätte, könnte er sich die Arbeit auch sparen. Ich habe schon viel gemacht, um mein Leben zu ändern, aber Geld muss ich auch verdienen und es interessiert niemanden, ob man Vieles nicht machen sollte. Wenn man etwas nicht kann, kommt jemand anderes, der das macht. Ich habe über 35 kg abgenommen.

Der Kardiologe hat nichts gefunden und gesagt, die Schmerzen, die ich nachts bekomme, hätten nichts mit dem Herzen zu tun, denn im Ruhezustand bekomme man keinen Herzinfarkt. Komisch, dass ich nachts den Herzinfarkt bekommen habe?

Ich kenne mich am besten und weiß, wenn etwas nicht stimmt, und bei mir stimmt etwas nicht. Soll ich einen anderen Kardiologen aufsuchen und was soll ich tun, falls dieser auch nichts findet?

Vielen Dank für Ihre Mühe.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jürgen Fritsch
26.10.2015, 12:59 Uhr

Sehr geehrte Frau oder Herr Merlin50,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Ihre nächtliche Beschwerdesymptomatik kann durchaus ein Hinweis auf eine erneute Verengung von Herzkranzgefäßen sein.

Für uns Kardiologen ist ein Auftreten unter Belastung aber noch einmal charakteristischer. Das EKG in Ruhe und unter Belastung haben auch keine absolute Sicherheit. In 15-20 % der Fälle ist das Belastungs-EKG unauffällig und trotzdem liegt eine Herzkranzgefäßerkrankung vor. Wenn also die Beschwerden fortbestehen und eine weitere Absicherung erforderlich ist, kann dies mit weiterführenden Untersuchungsmethoden, wie zum Beispiel einer so genannten Stressechokardiographie oder einer Myokard-Szintigraphie erfolgen. Im Zweifel muss man gegebenenfalls doch auch noch einmal eine Herzkatheteruntersuchung durchführen. Ich denke, es ist Ihre Entscheidung, ob Sie noch einmal Kontakt zu dem Kardiologen aufnehmen möchten oder sich eine zweite Meinung von einem anderen Kardiologen einholen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Fritsch

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