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Schwere PHT

Autor
Datum
Tom
13.11.2016, 13:56 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Mutter (86) bekam vor 2 Tagen die Diagnose 'global dekompensierte diastolische Herzinsuffizienz mit a.e sekundärer pulmonaler Hypertonie'.
Hier einige Aussagen im Befund:
LV normal, gute Pumpfunktion EF 68%, keine Kinetikstörungen; MK zart, keine Stenose, keine Insuffizienz: AK trik leichte Sklerose, keine Stenose, keine Insuffizienz, Bulbus aortae normal weit; RV normal, gute Pumpfunktion, RA dilatiert, VCI leicht gestaut; TK zart, mittelschwere Insuffizienz (vena contracta 5mm); TI II, schwere PHT, RVSP 70mmHG
Lunge: VAG, keine NG, HT rein, arrhythmisch, normfr
Sonst: Unterschenkel-Ödeme; NYHA III - ABER:
Die Frau ist für ihr Alter erstaunlich fit (dreimal Holz): Sie erledigt alle anfallende Hausarbeit, ist sehr aktiv bei der Hof- und Gartenarbeit (und zwar bei allem, was da anfällt) und das weitgehend beschwerdefrei, obwohl bei NYHA III lt. Definition schon bei geringer körperlicher Belastung deutliche Symptome auftreten sollten. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass sie seit 2001 mehrere (!) Hüftoperationen, eine Operation wegen eines gesplitterten Sprunggelenks (2008) und eine nach einem in der Klinik erlittenen Oberschenkelhalsbruches (2014) über sich ergehen
lassen musste, ergeben sich für mich immer mehr Fragen. Erwähnen muss man noch, dass sie unter VHF leidet (medikamentös behandelt). Sie bekommt Valsartan, Metoprolol Succ., Furosemid, Carmen, Falithrom und seit der Diagnose PHT zusätzlich Aldactone und Pentalong. Problem ist, dass die Diuretika nicht die erwünschte oder erwartete Wirkung haben (tagsüber fast keine Entwässerung, nachts i.d.R. 5-6 mal, US-Ödeme - die sie in der warmen Jahreszeit übrigens nicht beobachtet hat - bleiben).
Was mich stark beunruhigt ist folgendes: PHT wird als schwere Krankheit klassifiziert, die unbehandelt nach knapp 3 Jahren bei einem bestimmten Ausmass zum Rechtsherzversagen führt. Der RVSP soll ca. bei 28mmHG liegen.
Jetzt habe ich herausgefunden, dass dieser Wert seit mindestens 6 Jahren rund doppelt so hoch liegt (2010/12: 55, 2016: 70). Trotzdem wurde der Begriff PHT erst jetzt bewusst angesprochen. Und zwar als Begründung zur Ablehnung des eigentlich angedachten Herzkatheters.
Wie beurteilen Sie diese Situation insgesamt? Kann man Aussagen zu Risiken und möglichen Komplikationen treffen und was würden Sie bei Berücksichtigung der gegebenen Informationen vorschlagen, wie weiter vorgegangen werden sollte?

Vielen Dank!
Tom

Dr. med. Karl-Friedrich Schmitz
13.11.2016, 22:13 Uhr

Sehr geehrter Nutzer dieses Forums.

Zunächst vielen Dank für die Frage und gleich vorweg die Anmerkung, dass die Kommentierung von auswärts erhobenen Befunden ohne Würdigung des Gesamtbildes und ohne Kenntnis über die klinische Vorgeschichte sehr problematisch ist. Die pulmonalarterielle Hypertonie ist sicherlich eine ernsthafte Erkrankung die behandelt werden muss (und auch werden kann).
Leider ist der von Ihnen geschilderte (überwiegend wohl echokardiographisch erhobene) Befund nicht ganz schlüssig.

Auch der klinisch geschilderte Befund einer weitgehend kardialen Beschwerdefreiheit passt nicht zur Klassifizierung als NYHA III.
Daher würde ich Ihnen die empfehlen, die Befunde mit den erhebenden Ärztenund Ihrem Hausarzt zu besprechen und sich gegebenenfalls doch noch einmal eine andersweitige kardiologische Expertise zu holen. Dann kann entschieden werden, ob eine invasive Diagnostik überhaupt notwendig ist und wie therapeutisch vorzugehen ist.

Mit freundlichem Gruß
K.F. Schmitz

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