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Torasemid

Autor
Datum
Jasi
13.01.2016, 12:26 Uhr

Guten Tag,

meine Mutter ist 89 Jahre alt und bei ihr wurde letztes Jahr im März 2015 eine hochgradige Aortenstenose diagnostiziert, nachdem sie mit einer kritischen Ischämie des rechten Beins bei akutem thromboembolischen Verschluss der A. iliaca extrema und der A. femoralis superficalis rechts ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Sie bekam eine OP - notfallmäßige Thrombektomie. Bei der Suche nach der Embolie-Quelle wurde eine transthorakale Echokardiographie durchgeführt. Befund: hochgradige Aortenstenose mit Klappenöffnungsfläche von 0,7 cm² und als Nebenbefund Wandthrombus im Bereich der infrarenalen abdominellen Aorta.

Meine Mutter lehnte eine TAVI-OP jedoch ab und auch die Behandlung der Embolie-Quelle. Seit diesem Vorfall ist sie bettlägerig und auch durch eine Nekrose am Zeh, die aber unverändert seit Monaten ist und auch nicht weiter fortschreitet (trocken), nicht mehr in der Lage zu laufen. Unter chronischer Herzinsuffzienz und arterieller Hypertonie leidet sie seit vielen Jahren. Ihre Medikamente waren jahrelang: Hydrochlorothiazid mit Quinalapril, Felodipin und Metoprolol. Pantoprazol sowie Simvastatin. Später folgte dann noch Clopidogrel seit 2009, weil sie Acetylsalicylsäure nicht vertragen hat. Mit diesen Medikamenten ging es ihr gut. Während des Krankenhausaufenthalts wurden die Medikamente umgestellt. Sie bekommt jetzt Ramipril und Torasemid, Metoprolol, Pantoprazol, Clopidogrel, Simvastatin.

Seit November hat sie Halluzinationen, ist extrem schwach, meistens für ein bis zwei Tage und dann bessert sich ihr Zustand wieder. Sie hat vorher nie Entwässerungstabletten genommen, auch nie Wasser in den Beinen gehabt. Sie nimmt seit Monaten Torasemid. Wir haben Angst, dass dieses Medikament für diese Verwirrtheit und Schwächeanfälle verantwortlich ist. Laut Hausarzt nein und alles wird auf die Aortenstenose geschoben. Auch hat sie keine Demenz und ist wieder klar danach, aber es schwächt sie extrem und jedes Delir ist eine große Gefahr.

Wir wären Ihnen dankbar um eine Meinung dazu oder ob es evtl. Alternativen gibt zu Entwässerungstabletten für so hochbetagte Menschen. Würden sie gerne absetzen, aber dann ist auch eine Angst da, das falsche zu tun.

MfG

Jasi

Dr. med. Heribert Brück
14.01.2016, 20:28 Uhr

Sehr geehrte Frau, sehr geehrter Herr Jasi,

im Prinzip wurden bei Ihrer Mutter der sogenannte ACE-Hemmer und das Diuretikum ausgetauscht, von Quinapril + Hydrochlorothiazid zu Ramipril mit HCT und Torasemid. Dies ist nicht selten notwendig, da die Krankenhausapotheken nicht immer alle Substanzen einer Stoffklasse vorhalten können. Bei einem älteren Patienten können sich jedoch schon kleinere Veränderungen ungünstig auswirken. So kann in diesem Fall die zusätzliche Gabe von Torasemid durchaus die von Ihnen geschilderten Auswirkungen haben. Auszuschließen ist das nicht.

Wenn Ihre Mutter mit der Medikation vorher gut zurecht kam und es keine Wassereinlagerungen gibt, besteht jedoch keine zwingende Notwendigkeit für einen Wechsel und den Zusatz von Torasemid. Sprechen Sie mit dem Hausarzt, ob man nicht, zumindest versuchsweise, wieder auf die alte Medikation wechseln kann.

Wenn damit die Beschwerden verschwinden und das Gewicht nicht ansteigt (durch Wassereinlagerungen), kann man dann ja bei der "alten" Medikation bleiben.

Herzliche Grüße

Dr. Heribert Brück

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