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Triple-Therapie (Rivaroxaban mit Clopidogrel und Acetylsalicylsäure)
Meine 82jährige Mutter wurde vor knapp einer Woche mit Verdacht auf Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert. Herzinfarkt negativ, jedoch Schluckecho und Kardioversion aufgrund Puls 100 - 110 und Kathederuntersuchung mit Setzung eines Stent-PTCA der RCA (BMS).
Heute war die Entlassung und im Entlassungsbericht wird eine 3er-Kombination aufgeführt, die zwingend einzuhalten ist:
1 Monat Triple-Therapie, danach Rivaroxaban 20 mg und Clopidogrel 75 mg für 11 Monate. Danach nur Rivaroxaban.
Meine Mutter hatte in der Vergangenheit bereits Rivaroxaban 15 mg und Acetylsalicylsäure zusammen genutzt und heftigstes Nasenbluten erhalten, das nicht einmal verödet werden konnte.
Was halten Sie von der Medikation? (Nutzen/ Schaden aufgrund des Blutungsrisikos)?
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage und Ihre Hilfe!
Sehr geehrte/r Frau/Herr teufelchen1a,
die medikamentöse Behandlung nach einer Stentimplantation bei Patienten mit Vorhofflimmern stellt eine besondere Herausforderung dar. Einerseits ist wegen des Vorhofflimmerns eine sogenannte Antikoagulation erforderlich (in diesem Fall Rivaroxaban), andererseits wegen des Stents eine Behandlung mit Plättchenhemmern (Acetylsalicylsäure und Clopidogrel).
Bei Ihrer Mutter hat man aus diesem Grund offensichtlich bewusst einen unbeschichteten Stent implantiert, um die Zeit der sogenannten Triple-Therapie möglichst gering zu halten. Immer gilt es jedoch das individuelle Blutungsrisiko zu bedenken.
Nach den Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie wird für Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom bei hohem Blutungsrisiko genau das Vorgehen empfohlen, das auch die Klinik gewählt hat; bei einem geringem Blutungsrisiko wäre sogar eine bis zu 6-monatige Triple-Therapie empfohlen. Sollte es trotzdem erneut zu Blutungskomplikationen kommen, müsste der betreuende Kardiologe eine neue Abwägung vornehmen.
Herzliche Grüße
Dr. Heribert Brück