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Unsicherheit nach Herzinfarkt

Autor
Datum
Marion
28.10.2016, 14:30 Uhr

Hallo liebe Experten,
ich, 46 J., hatte Ende Juli einen NSTEMI der mittleren RIVA mit 90 % Verschluss. Mir wurde ein Stent gesetzt. Seitdem bin ich krank geschrieben.

Bei mir lagen keine Risikofaktoren vor, allerdings bin ich erblich vorbelastet durch den Großvater mütterlicherseits (er starb plötzlich im Alter von 53 Jahren an Herzversagen).
Viele Fragen tun sich mir auf, vieles verunsichert mich.

Ich hoffe, dass ich hier Antworten finde.
1. Was sollte man nach solch einem Ereignis nicht mehr tun?
(z. B. schwimmen, heben - wie viel Kilo sind erlaubt, Gartenarbeit, Schnee schippen, usw.)
2. Wie bekommt man die Angst weg, dass man erneut einen Infarkt erleiden könnte?
3. Wann ist man im "Normalfall" wieder in der Lage arbeiten zu gehen?
4. Die letzten Wochen fühlen sich für mich an, als ob sie nicht existiert hätten. Ich bin viel am heulen und es kreiselt in meinem Kopf. Länger Zuhause sein fühlt sich nicht richtig an, weil ich meine Arbeit auch immer sehr gerne gemacht habe. Die Vorstellung auf die

Arbeit bereitet mir Sorge, ob ich es wieder schaffe. Vielleicht sollte ich es einfach probieren, um zu sehen, ob es klappt. Dann hört das Gedankenkarussell in meine Kopf vielleicht auf oder lässt nach. Was meinen Sie dazu?
Der Infarkt hat mein Leben auf den Kopf gestellt und ich frage mich, wie ich wieder zurück in ein normales Leben finde.

Danke für Ihre Antwort.
Viele Grüße.

Dr. med. Jürgen Fritsch
28.10.2016, 17:08 Uhr

Liebe Marion,

vielen Dank, daß Sie sich so vertrauensvoll an uns wenden. Ihre Fragen sind nicht ganz eindeutig zu beantworten. Eine entscheidende Rolle spielt, inwieweit Ihr Herz durch den Infarkt geschädigt wurde. Das kann sehr unterschiedlich sein. Wenn das Gefäß innerhalb kurzer Zeit wieder eröffnet wurde, kann der Infarkt ohne bleibenden Schaden für das Herz verlaufen sein, andererseits kann aber auch eine mehr oder weniger große Narbe zurückbleiben. Das entscheidet über die weitere Leistungsfähigkeit Ihres Herzens und des Körpers insgesamt. Ihre erste Frage ist deshalb nicht konkret zu beantworten. Die Belastbarkeit ist von der Herzfunktion abhängig.
Mit einem Belastungs-EKG kann man die bei Ihnen bestimmen und dann konkrete Empfehlungen aussprechen.

zu 2.) Ihre Angst ist verständlich und nur natürlich. Dennoch sollten Sie versuchen positiv in die Zukunft zu schauen. Sie werden sicher Medikamente bekommen, die das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt drastisch reduzieren. Dazu gehören Cholesterinsenker und Blutverdünner. Die müssen Sie unbedingt nehmen. Wenn Sie vorher geraucht haben, müssen Sie das unbedingt beenden. Das Risiko für einen neuen Infarkt ist bei Rauchern doppelt so hoch, wie bei Ex-Rauchern. Wenn Sie Ihre Angst nicht in den Griff bekommen sollten Sie frühzeitig auch psychotherapeutische Hilfe in
Anspruch nehmen und darüber sprechen.

zu 3 und 4.) Viele Patienten mit Herzinfarkt sind kaum beeinträchtigt und gehen nach 4 Wochen wieder arbeiten. Waren Sie zur Rehabilitation. Das könnte Ihnen Sicherheit bezüglich der Belastbarkeit und Wiedereingliederung in den Beruf geben. Man kann Sie nach dem sogenannten Hamburger Modell auch zunächst für einige Stunden am Tag wieder arbeiten lassen. Dann haben Sie die Möglichkeit zur langsamen Eingewöhnung. Vielleicht lenkt Sie das auch etwas von Ihren ängstlichen Gedanken ab. Falls Sie nicht zur Reha waren könnten Sie das auch im Nachhinein noch beantragen lassen. Ich könnte mir vorstellen, daß das gut für Sie wäre.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Fritsch

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