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Verdacht Mikrovaskuläre Dysfunktion ; Small Vessel Disease

Autor
Datum
Nissan
17.12.2021, 20:22 Uhr

Sehr geehrte Expertinnen und Experten,

aufgrund anhaltender Herzstiche und entsprechendem Engegefühl, das einerseits durch körperliche Anstrengung reproduzierbar ist, andererseits auch mittlerweile regelmäßig in völliger Ruhe auftaucht, wurde bei mir ein Stressecho gemacht. Während alle Untersuchungen (bis hin zur Herzkatheteruntersuchung) unauffällig waren, ist der Belastungs-EKG leider auffällig. Und zwar im Fachjargon: "präterminale T Negativierung ab 100W in V5 und V6, die sich in der Erholungsphase wider geben." Allerdings keine Wandbewegungsstörungen also kein Herzmuskel-Problem im Herzecho.
Bisher wurde eine Behandlung mit Felodipin (10mg immer abends) versucht, leider völlig ohne Wirkung. Ich bin erst 34 Jahre alt und mittlerweile aufgrund der starken Stiche sehr verängstigt.

Meine konkreten Fragen wären:
1.) Ist die mikrovaskuläre Dysfunktion in diesem Fall schon fast eine sichere Diagnose oder eher eine sehr wahrscheinliche Vermutung? Falls nur eine Vermutung, was wäre aus Ihrer Sicht der nächste Schritt?

2.) Wie gefährlich ist das Ganze in Richtung Herzinfarkte und ähnlich schlimme Folgen?

3.) Muss ich bei Medikamenten wie Aspirin oder Ibuprofen verstärkt aufpassen? Zugleich habe ich für Notfälle aufgrund vergangener Panikattacken Tavor als "Notfalllösung" -kann ich angesichts der Herzprobleme in solchen seltenen Notfällen das Medikament trotzdem nehmen?

4.) Was wäre Ihre Empfehlung für das weitere Vorgehen (medikamentös oder anderweitig)?

Danke für die Hilfe

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben
18.12.2021, 16:16 Uhr

Präterminale T-Negativierungen in V5/6 können ein völlig normaler Befund sein, vor allem dann, wenn die Belastungsherzfrequenz im Bel-EKG sehr hoch war, dann ist das einfach ein Frequenz-assoziiertes Problem. Dafür würde sprechen, dass diese Veränderungen in der Erholungsphase mutmaßlich früh und sehr schnell wieder verschwinden. D.h. möglicherweise war das Belastungs-EKG nie wirklich "auffällig"!!
Ich würde daher bei den Beschwerden - die nach Ihrer Schilderung auch eher recht untypisch für Herzbeschwerden sind - als nächstes einen Orthopäden aufsuchen.
mfG
T. Klingenheben

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben
18.12.2021, 16:23 Uhr

Ergänzung / Nachtrag
Präterminale T-Negativierungen in V5/6 können ein völlig normaler Befund sein, vor allem dann, wenn die Belastungsherzfrequenz im Bel-EKG sehr hoch war, dann ist das einfach ein Frequenz-assoziiertes Phänomen. Dafür würde sprechen, dass diese Veränderungen in der Erholungsphase mutmaßlich früh und sehr schnell wieder verschwinden. Daraus folgt: möglicherweise war das Belastungs-EKG nie wirklich "auffällig"!!
Ich würde daher bei den Beschwerden - die nach Ihrer Schilderung auch eher recht untypisch für Herzbeschwerden sind - jegliche weitere kardiologische Diagnostik verwerfen und als nächstes einen Orthopäden aufsuchen.
Bezüglich Ihrer konkreten Fragen daher:
ad 1) eine Mikrovaskuläre Funktionsstörung halte ich in dem jungen Alter für höchst unwahrscheinlich. Am ehesten sind Sie nach der bis hin zur Herzkatheteruntersuchung wirklich exzessiv getriebenen Diagnostik kardiovaskulär völlig gesund.
ad 2) ich sehe aufgrund ihrer geschilderten Befunde / Symptome keinerlei kardiales Gefährdungspotential;
ad 3) gegen die Verwendung von Tavor bestehen entsprechend keinerlei Bedenken;
ad 4) Orthopäde oder anderweitige nicht-kardiologische Abklärung Ihrer Thorax-Beschwerden
mfG
T. Klingenheben

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