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Wechselwirkungen Antidepressiva

Autor
Datum
zebolon
24.11.2014, 17:07 Uhr

Hallo,

ich bin seit ca. 30 Jahren an Angstdepressionen erkrankt und nehme seit ca. 8 Jahren deshalb täglich Venlafaxin und einen aktiven Metaboliten von Amitriptylin (bis vor 3 Monaten 150 mg Venlafaxin und 150 mg des Amitriptylin -Metabolit, danach 225 mg Venlafaxin und 100 mg Amitriptylin-Metabolit).

Nachdem der mich behandelnde Psychiater demnächst in den Ruhestand gehen wird, habe ich mich nach einem anderen kompetenten Kollegen umgeschaut.

Dieser machte mich darauf aufmerksam, dass die Kombination der beiden Antidepressiva bedenklich sei und wollte wissen, in welchen Intervallen ich ein EKG machen lassen würde. Von meinem derzeitigen Psychiater, zu dem ich bisher großes Vertrauen hatte, wurde ich weder zu den Wechselwirkungen informiert noch riet er mir jemals, ein EKG machen zu lassen. Als ich den neu aufgesuchten Arzt damit konfrontierte, war er sichtlich erstaunt.

Ein gleich darauf bei meinem Hausarzt durchgeführtes EKG war zu meiner Erleichterung O.K. Es wurde keine Verlängerung des QT-Intervalls festgestellt.

Für mich wäre es jetzt wichtig zu wissen, ob ich zukünftig eher davon ausgehen kann, dass eine gefährliche Wechselwirkung wahrscheinlich nicht mehr, oder nur sehr selten zu befürchten ist?

Hinzu kommt, dass ich beim Sex seit einigen Monaten gewisse Probleme mit der Erektion habe, was sicherlich Großteils auf die beiden Antidepressiva zurückzuführen ist. Schon kurz nach Beginn der Einnahme vor etlichen Jahren hatte ich diese Probleme festgestellt.

So habe ich mir vom Hausarzt einen Phosphodiesterase (PDE)-5-Hemmer verschreiben lassen. Vor der ersten Einnahme las ich zuerst den Beipackzettel und fand ebenfalls Neben-/Wechselwirkungen, welche das Herz belasten könnten.

Eine Überprüfung in einer Internet-Datenbank ergab für beide Antidepressiva zusätzlich eine Wechselwirkung mit dem PDE-5-Hemmer bezüglich des QT-Intervalls, was ebenfalls unter Umständen zu lebensbedrohenden Rhythmusstörungen führen könnte.

Mein derzeitiger Psychiater meinte zu den Wechselwirkungen der beiden Antidepressiva, dass er diese Kombination schon seit langer Zeit verordnen würde und noch nie eine gefährliche Wechselwirkung aufgetreten sei.

Wie gefährlich wäre es jetzt für mich, wenn ich maximal alle 1-2 Wochen eine Tablette des PDE-5-Hemmers einnehmen würde?

Ich bin männlich, 55 Jahre alt, habe keine weiteren Erkrankungen, ernähre mich etwas gesünder als der Durchschnitt und treibe 6mal pro Woche Sport im Fitness-Studio: 2 mal stemme ich Gewichte und 4mal trainiere ich für mindestens 1 Stunde Ausdauer)

Für etwaige Antworten schon mal im Voraus recht herzlichen Dank!!!

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben
08.01.2015, 16:32 Uhr

Sehr geehrter "zebolon",

bitte entschuldigen Sie meine verspätete Antwort: Beide Medikamente, Venlafaxin und der aktive Amitriptylin-Metabolit, können das QT-Intervall verlängern; die klinische Bedeutung ist aber nicht eindeutig, so dass es ausreichend ist, nach Therapiebeginn einmalig ein EKG zu kontrollieren. Nur wenn dies auffällig gewesen wäre, wären weitere Kontrollen notwendig gewesen. Eine Kombination von Venlafaxin und dem aktiven Amtitriptylin-Metabolit sollte deswegen meines Erachtens vermieden werden und nur im Einzelfall unter dann engmaschigerer EKG-Kontrolle verabreicht werden. Wenn Sie beide Medikaments nehmen müssen, dann würde ich also 1 EKG im Quartal machen lassen. Tatsächlich kann auch der PDE-5-Hemmer eine Verlängerung des QT-Intervalls bewirken. Wenn aber unter dem Antidepressivum keine relevante QT-Verlängerung beobachtet wurde (wie bei Ihnen) dann ist auch keine signifikante Bedrohung durch die ja seltene Einnahme des PDE-5-Hemmers zu erwarten.

In der Hoffnung, mit diesen Angaben gedient zu haben.
Prof. Dr. T. Klingenheben

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