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Wesensänderung nach Infarkt

Autor
Datum
Mella
25.06.2016, 22:35 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

Meine Mutter hatte vor 9 Wochen einen Hinterwandinfarkt und wurde nach 2 Wöchigen Krankenhausaufenthalt mit 3 Stands und einer Lifevest mit einer Herzleistung von 10 % aus der Klinik entlassen. Sie ist 63 Jahre alt und hat über 30 Jahre stark geraucht.

Sie hatte vor Einlieferung in die Klinik schon mehrere Wochen starke Rückenschmerzen und immer schlimmer werdende Atemprobleme, aber sie war nicht bereit zum Arzt zu gehen.

Ich habe sofort das Herz als Ursache vermutet und als ich ihre Beine gesehen habe, die voll Wasser waren, hab ich sie sofort zum Kardiologen verfrachtet und der hat gleich den Notarzt geholt und sie in die Klinik gefahren!

Soviel zur Vorheschichte.

Meine Frage ist folgende: Schon im Krankenhaus ist mir aufgefallen, das sie total zerstreut ist. Sie hat seit dem Infarkt auch ihre Essgewohnheiten total geändert. Ich meine nicht, das sie sich gesünder ernährt, das tut sie schon immer, sondern sie isst fast nichts mehr, was sie 63 Jahre gegessen hat, sondern lauter Sachen die sie vorher nie gemocht oder angerührt hätte. Heute hat sie auch nicht mehr gewusst wie sie ihre Spülmaschine einschalten muss! Sie vergisst Termine und ist total zerstreut!

Kann es sein das der Herzinfarkt das Gehirn schädigt? Sie hatte aber nie das Bewustsein verloren! Ich habe das Gefühl ich habe es mit einem anderen Menschen zu tun und nicht mehr mit meiner Mutter! Sie war nach dem KH auf Reha und hat jetzt eine Herzleistung von 25 %.

Vielen Dank für Ihre Antwort!!!

Dr. med. Karl-Friedrich Schmitz
26.06.2016, 11:53 Uhr

Sehr geehrter Nutzer dieses Forums,

zu dem von Ihnen geschilderten Problem fallen mir vor allem zwei Aspekte ein.

Zum einem hat Ihre Mutter ein einschneidendes Erlebnis und eine akute und bis jetzt anhaltende Bedrohung Ihres Lebens durchgemacht und dies ist für sehr viele Menschen auch mit einer zumindest vorübergehenden Wesensveränderung verbunden. Immerhin wird sie durch die offensichtlich erforderliche Life-vest zu jedem Moment damit konfrontiert, dass eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung auch nach Ablauf des akuten Infarktes möglich ist. Hier würde ich empfehlen, die erforderlichen engmaschigen Kontrollen beim Kardiologen wahrzunehmen um dann auch entscheiden zu können, ob die Implantation eines Defibrillatores notwendig ist.

Zum anderen haben Sie berichtet, dass bei Ihrer Mutter eine anfangs sehr hochgradige, jetzt immer noch bedeutsame Einschränkung der Herzmuskelfunktion vorliegt. Dies kann sich sicherlich auch auf die Durchblutung des Gehirns auswirken. Daher würde ich empfehlen, dass sich Ihre Mutter auch einmal bei einem Neurologen zur Diagnostik und evtl auch Therapie cerebraler Durchblutungsstörungen vorstellt. Nebend der oben genannten Diagnostik und medizinischen Verlaufskontrolle braucht Ihre Mutter sicherlich auch Zeit, das Geschehene zu verarbeiten und sich ins Leben wieder neu einzufinden. Dazu ist die Unterstützung der Familie sicherlich notwendig und sinnvoll.

Mit freundlichem Gruß
K.F. Schmitz

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