Das Expert:innen-Forum

Zusammenspiel verschiedener Erkrankungen

Autor
Datum
Angie
30.10.2021, 12:46 Uhr

Hallo,
ich bin w, 49 Jahre, 165cm und 80 Kilo schwer und leider erst seit wenigen Tagen rauchfrei

Ich habe folgende Vorerkrankungen:
Neurodermatitis, Asthma bronchiale. Unbehandelte Hashimoto und eine WBS Problematik in Form von Bandscheibenvorwölbung L4/L5, Wirbelgelenksarthrose Osteochondrose und Skoliose. Eine vor vielen Jahren diagnostizierte Gastritis.
Zudem durch einen früheren Unfall ebenfalls arthrotische Schultern.
Bei diesem Unfall landete ich rücklings und schlug mit dem Kopf auf worauf ich bewusstlos wurde und unter retro wie asteograder Amnesie litt.
Aus Schilderungen meiner Kinder weiß ich das ich sofort über heftige Atemnot litt die aber im damaligen Befundbrief nicht mit aufgeführt und dadurch nicht weiterverfolgt wurden. Schon damals klagte ich wohl über Herzrasen und der Puls war im Laufe des stationären Aufenthaltes immer wieder recht hoch mit 92/96 dabei liegt mein Ruhepuls normal bei ca. 80/84. Auch der Blutdruck lag bis dahin immer im Optimal Bereich von 120/80 oder 130/70. Nie gab es da irgendwelche Abweichungen, weshalb ich annehme das man dem Puls deswegen keine weitere Beachtung schenkte.
Irgendwann nach Monaten/Jahren bemerkte ich selbst das mir mein Herz immer wieder mal bis zum Hals klopfte, der Puls häufig hochschnellte aber immer bis knapp unter 100 blieb. Da wurde dann das erste Mal neben EKG, LZ EKG und LZ Blutdruck ein Belastungs-EKG veranlasst. Das war soweit unauffällig ausser, dass ich eine eher schlechte Kondition hatte. Man schob es aufs Rauchen, obwohl ich da durchaus sehr agil war. Nicht sportlich aber sehr viel mit dem Hund unterwegs und aktiv. Die Langzeitmessungen blieben o. B. und so. verlief es im Sande.
Vor 3 Jahren hatte ich einen Blutsturz (blutete 5 Wochen) womit sich die Wechseljahre angekündigt haben. Die Eisenspeicher waren leer und blieben das auch über lange Zeit. Die Blutdruckmessungen waren aber stets unauffällig und die Speicher erholten sich im Laufe eines Jahres wieder völlig ohne jegliches zutun.
Vor ca. einem Jahr gab es mal wieder einen Rundumcheck mit allem. EKG, LZ EKG und LZ BD. Bei der körperlichen Untersuchung fiel mein erhöhter Puls auf, der jedoch auf Aufgeregtheit geschoben wurde. Ich kann versichern das ich nach 20 Jahren dort in der Praxis nicht mehr aufgeregt war. Zumal ich etliche Male in KH wegen kleinerer Eingriffe lag und dort gab es nie irgendwelche BD und auch Herzprobleme. Einzig der Puls fiel immer wieder auf, aber dem wurde keine Beachtung geschenkt.
Beim LZ EKG hingegen war die Ärztin diesmal etwas besorgt. Ich wurde gefragt ob ich genug getrunken hätte und da ich das verneinen musste bekam ich Order ein Glas Wasser an Ort und Stelle zu trinken und das EKG wurde abgebrochen. Sie meinte nur das ich wohl etwas dehydriert gewesen sei, aber ansonsten alles ok. Am selben Tag wurde erstmals beim Ultraschall (Herz wurde auch geschallt, war in bester Ordnung) der Verdacht auf eine SD Erkrankung wegen Knoten geäußert welche später durch eine Fachärztin bestätigt wurde. Ein Jahr später erhielt ich L Thyroxin in geringer Menge und nahm dies über 1 Jahr. Das Jahr darauf Kontrolle beim HA: Sie brauchen die nicht mehr.

Nun kamen die Wechseljahre so richtig in Fahrt. mit dem gesamten Programm. U. A. auch mit Luftnot, Brustenge und Schweißausbrüche.
Irgendwann bemerkte ich das ich immer häufiger auch bei kurzen Gehstrecken außer Puste kam und auch war ich oft sehr erschöpft von kleinen Alltagsdingen wie Haushalt, Gassi Runden mit dem Hund, aber ich schob bis dahin alles auf die Wechseljahre und das Asthma, registrierte aber nicht so wirklich, dass mein Spray nicht mehr wirklich half.
Dann fiel mir auf das meine Fingernägel begannen sich am Nagelansatz und den Fingerspitzen leicht bläulich zu verfärben. Ein Zeichen für mich einen Termin beim HA zu machen der vor 2 Wochen stattfand.
In der Wartezeit bis zum Termin registrierte, aber ignorierte ich ein paar Dinge wie Herzrasen, Brustdruck, Magenschmerzen und Übelkeit, die ich auf sämtliche zu mir gehörenden Erkrankungen schob und erwähnte die auch nicht beim Termin. Vieles passte ja auch zum Einen wie zum Anderen. Einzig das ich bei geringer Belastung Luftnot bekäme und manchmal sogar schon, wenn ich mich nur ankleidete oder zur Toilette ging, oder auch beim Sprechen.
Es folgte das volle Programm wobei ich diesmal nicht erfuhr was die Blutergebnisse lieferten außer, dass ich immer noch keine SD Tabletten bräuchte, aber nicht was bei einem Wert herauskam der wohl aufs Herz hindeuten sollte. Genauso wenig was beim LZ EKG und LZ BD war. Einzig das der Blutdruck beim BL EKG welche im Übrigen bei 60 Watt abgebrochen wurde, mit 140/89 und Puls von 110 leicht erhöht und im EKG St Senkungen zu finden gewesen seien, die auf eine KHK hindeuten könnten. Ich solle baldmöglichst ins Krankenhaus zur Herzkatheteruntersuchung zur Abklärung. Er wolle nicht warten, bis ich einen Termin beim niedergelassenen Kardiologen bekäme, wegen der langen Wartezeiten.
Das ist vergangene Tage geschehen.
Im Vorfeld wurden im KH die üblichen Voruntersuchungen gemacht, die Wohl alle unauffällig waren bis auf eine Herzfrequenz von 94/min.
Geplant war der Zugang über die rechte Handgelenkarterie was leider nicht möglich war, auch nicht über die linke. Die wären verkalkt hieß es und so ging man über die Leiste was auch erst im 2 Anlauf klappte.
Am Ende der Untersuchung sagte man mir es sähe alles gut aus.
Im Bericht steht nun als Diagnose: Ausschluss einer koronaren Herzerkrankung. Hypertensive Herzerkrankung ohne Herzinsuffizienz.
Hat das nun was zu bedeuten welches mit meinem HA kommuniziert werden sollte, oder ist das nichts und wir können uns auf Spurensuche machen woher meine Probleme herrühren? Termin beim Orthopäden steht bereits für Dezember.
Zu guter Letzt möchte ich noch anmerken das die Untersuchung keinesfalls so leicht wie oft beschrieben war. Ich habe sehr deutlich gespürt wie der Draht vorgeschoben wurde und noch ehe man mir sagen konnte das nun der Druck käme, war er schon da. Das traf mich äußerst unerwartet und heftig, auch wenn es normal ist und relativ schnell vorbei war (Sekunden können verdammt lang sein), so überlege ich künftig dreimal, ob ich sowas nur zur Ausschluss Diagnose machen lassen würde.
So, nun ende ich meinen Roman und hoffe sie nicht damit ins Schlummerland geschickt zu haben und hoffe sehnlichst auf Antwort und damit ich so gut wie möglich aufs Befundgespräch am Dienstag bei meinem HA vorbereitet bin und ja, natürlich auch um meine Neugier zu stillen wie ein anderer Mediziner die Gesamtlage aller gesundheitlichen Parameter sieht.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit, mit lieben Grüßen Angie

Dr. med. Peter Zündorf
30.10.2021, 19:10 Uhr

Hallo Angie,

danke für Ihre Anfrage.
Offenbar macht Ihnen im Wesentlichen der beschleunigte Puls zu schaffen, teilweise auch mit erhöhtem Blutdruck. Andererseits ist es zuletzt war zu einer Kurzatmigkeit bei Belastung gekommen, die auf das Asthma-Spray nicht gut anspricht.
Aufgrund der Vorgeschichte würde ich dringend raten, das Blutbild, den Eisenstatus (insbesondere Transferrin-Sättigung) und die Schilddrüsenwerte TSH und fT4 zu bestimmen. Nach dem Blutsturz kann es durchaus sein, dass der Eisenstatus immer noch niedrig ist, zumal Sie ihn ja nicht konkret behandelt haben.
Fortgeschrittener Eisenmangel führt dann auch zu Blutarmut, aber kann auch ohne Blutarmut präsent sein.
Eine wesentliche Herzkrankheit als Ursache für die Luftnot und den beschleunigten Puls wurde offenbar ausgeschlossen. Bedenken Sie bitte, dass auch die Asthmasprays häufig zu schnellem Herzschlag führen, gerade wenn man sie häufiger einsetzt.
Einen Zusammenhang mit dem Unfall, der offenbar vor Monaten oder gar Jahren stattgefunden hat, sehe ich nicht.
Ich wünsche Ihnen Beruhigung und gute Besserung
viele Grüße
Dr. Peter Zündorf, Hannover

Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Forums spiegelt die Meinung der registrierten Teilnehmer wider. Die Initiatoren und Kooperationspartner der Initiative Herzbewusst übernehmen für diese Inhalte keine Haftung auf Unterlassung, Schadensersatz etc. und erklären ausdrücklich, dass diese Informationen nicht die Auffassung der Initiatoren und Kooperationspartner der Initiative Herzbewusst wiedergeben.