Genetik: Bestimmen die Gene das Risiko einer Herzkrankheit?

Bestimmte genetische Konstellationen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Liegt eine solche genetische Veranlagung vor, ist es besonders wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten.

Genetik: Das Risiko für Herzkrankheiten liegt auch in der Familie

Die Veranlagung zu Herzerkrankungen kann auch vererbt werden.
Es wird angenommen, dass etwa 40% des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch vererbbare Faktoren bedingt ist.

40%

Forschung zeigt: Es gibt Herzinfarkt-Gene

Seit Jahren bemühen sich Forscher:innen, Gene zu identifizieren, die das Herzinfarkt-Risiko erhöhen. Eine Untersuchung der Universität Duisburg-Essen zeigt beispielsweise, dass bei Männern ein sogenanntes Bluthochdruck-Gen die Herzinfarktwahrscheinlichkeit verdoppelt – unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Diabetes oder Übergewicht.

2013 machte zudem eine Studie der Universität Lübeck und des Deutschen Herzzentrums München Schlagzeilen. Darin wurde eine Großfamilie untersucht, in der insgesamt 23 Mitglieder einen Herzinfarkt erlitten hatten. Bei einigen Familienmitgliedern wurden zwei seltene Veränderungen des Erbguts (Mutationen) festgestellt. Im Körper können diese genetischen Veränderungen ein vermehrtes Verkleben der Blutplättchen begünstigten. Im Fall der betroffenen Familie erhöhte sich das Herzinfarkt-Risiko besonders stark, wenn tatsächlich beide Mutationen auftraten.

Forschung identifiziert weitere Gene, die das Risiko für Herzkrankheiten beeinflussen können

In anderen Studien wurden bei 28 Genen unterschiedliche Varianten gefunden, die das Risiko für koronare Herzkrankheiten beeinflussen könnten. Die Assmann-Stiftung berichtet, dass ein Teil dieser Gene mit bekannten Risikofaktoren wie LDL-Cholesterin, Nikotinkonsum oder Blutdruck im Zusammenhang steht. Das führte die Forscher:innen zu der Annahme, dass diese 28 Genvarianten ein ursächliches Risiko für Herzerkrankungen sein können. Inzwischen hat sich eine Reihe von Genen herauskristallisiert, die mit einem Herzinfarkt in Zusammenhang gebracht werden. Hierzu gehören u. a. Gene, die an der Blutgerinnung oder den Prozessen der Atherosklerose beteiligt sind.

Woran kann man eine genetische Veranlagung für Herzerkrankungen erkennen?

Ziel der Forschungsbemühungen in diesem Bereich ist es, eine genetische Veranlagung rechtzeitig zu erkennen. Bei Personen mit bestimmten Herzrisiko-Genen könnte man so vorbeugende Medikamente oder Maßnahmen einleiten. In der Krebstherapie wird diese „personalisierte Medizin“ bereits eingesetzt. Mittel- bis langfristig könnte es auch standardmäßig Gentests für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkte geben. Hinweise für eine genetische Veranlagung kann Ihnen auch Ihr Stammbaum geben. Hatten bereits mehrere verstorbene oder noch lebende Familienmitglieder einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Angina Pectoris oder die koronare Herzkrankheit, ist das ein Indiz für eine familiäre Veranlagung – ein eindeutiger Beweis ist eine solche Familienanamnese jedoch nicht. Derzeit gilt es noch als zu verfrüht, dass spezifische Genvarianten zur Diagnose oder zur vorbeugenden Therapie von Herzerkrankungen herangezogen werden können.

Zudem gibt es viele Parameter zu betrachten, die darüber entscheiden, ob eine genetische Untersuchung bei kardiovaskulären Erkrankungen zielführend ist. Die genetische Diagnostik kann im Einzelfall zwar sinnvoll sein, sie wird bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in ihrem Entstehen komplex sind wie ein Herzinfarkt, jedoch nicht regelhaft empfohlen. Sprechen Sie im Zweifel hierzu mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Ein gezeichneter DNA-Strang sowie ein gezeichnetes Herz, welches zur Hälfte offen ist, sodass der Aufbau zu erkennen ist.

Was tun bei Veranlagung zu Herzerkrankungen?

Wenn Sie eine familiäre Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, sind Sie Ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Britische Forschende untersuchten die Daten von etwa 77.000 Personen aus der UK Biobank und fanden heraus, dass ein ungesunder Lebensstil - unabhängig von der genetischen Veranlagung - mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich eine gesunde Lebensführung positiv auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt - egal, ob man eine genetische Veranlagung hat oder nicht. Genetisch vorbelastete Studienteilnehmende, die sich hingegen konsequent an eine herzfreundliche Ernährung hielten, hatten ein ähnliches Risiko wie Personen ohne genetische Vorbelastung.

Leiden Sie unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und machen Sie sich jetzt Sorgen um Ihre Angehörigen?

Wichtig ist, dass Sie Ihre Angehörigen auf das erhöhte Risiko durch die Veranlagung aufmerksam machen. Achten Sie auf erste Anzeichen und gehen Sie bei Symptomen rechtzeitig zur Ärztin oder zum Arzt. Durch Ihre Veranlagung und Ihre damit verbundene Achtsamkeit sind Sie einen Schritt voraus. Erinnern Sie sich gegenseitig an regelmäßige Arztbesuche. Bereiten Sie sich und Ihre Angehörigen auch auf den Ernstfall vor. Ein Erste-Hilfe-Kurs unterstützt Sie dabei. Sie können aber auch zusammen einiges tun, um Ihrem Risiko entgegenzuwirken. Probieren Sie doch gemeinsam neue herzgesunde Rezepte aus oder treffen Sie sich regelmäßig zum Spazieren gehen.

Relevante Fragen zum Thema aus dem Expert:innen-Forum

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