Medikamentöse Therapie – Diese Medikamente sind wichtig

Geeignete Arzneimittel können das Herz schützen und einem erneuten Infarkt entgegenwirken. Ein Herzinfarkt ist immer ein einschneidendes Erlebnis für den Körper. Und er verändert auch Ihr Leben danach:

Haben Sie einen Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris erlitten, müssen Sie langfristig meist mehrere Medikamente einnehmen. Ziel ist es dabei, Ihr Herz zu entlasten und Risikofaktoren günstig zu beeinflussen und so zu verhindern, dass sich erneut Blutgerinnsel bilden, die zum Verschluss von Herzkranzarterien führen. Geeignete Arzneimittel können das Herz schützen und einem erneuten Infarkt entgegenwirken. Auch wenn das akute Ereignis überstanden ist, besteht nach wie vor eine koronare Herzkrankheit. Herzkranzgefäße, die beispielsweise mit einem Ballonkatheter aufgedehnt wurden, können sich eventuell wieder verschließen, ebenso Bypässe. Zudem können noch weitere Gefäße von der koronaren Herzkrankheit betroffen sein. Die Ursache für einen erneuten Verschluss ist meist eine Verklumpung von Blutplättchen, also eine Gerinnselbildung – der medizinische Fachbegriff dafür ist „Thrombozytenaggregation“. Deshalb werden Sie nach einem Herzinfarkt oder einer instabilen Angina pectoris oft mit sogenannten Thrombozytenaggregationshemmern behandelt.

Skizze eines Herzens mit einem Schutzschild auf dem ein Herz abgebildet ist davor

Ihr Leben nach dem Herzinfarkt: diese Medikamente werden verschrieben

Zum Schutz vor erneuten Gefäßverschlüssen wird eine Langzeittherapie mit Medikamenten empfohlen, die aus vier verschiedenen Wirkstoffklassen stammen können.

Wie wichtig die dauerhafte Einnahme der Medikamente aller vier Arzneistoffgruppen nach einem Herzinfarkt ist, zeigt eine Studie mit Daten von knapp 4.000 Patienten aus dem Augsburger Herzinfarktregister. Patienten, die mit Vierfachkombination behandelt wurden, hatten ein um 37 Prozent geringeres Risiko, innerhalb von sechs Jahren nach dem Herzinfarkt zu versterben, als solche, die nur drei oder weniger der empfohlenen Medikamente einnahmen.


Außer den genannten Medikamenten können weitere Arzneimittel sinnvoll sein, beispielsweise Medikamente zur Raucherentwöhnung, weitere blutdrucksenkende Medikamente oder Mittel, die einen Diabetes mellitus bekämpfen, indem sie erhöhte Blutzuckerwerte senken. Sie können alle dazu beitragen, die Gefahr eines weiteren Herzinfarkts zu reduzieren. Ihr behandelnder Arzt wird entscheiden, welche Medikamente bei Ihnen individuell notwendig sind.

Skizze eines Tempels mit vier Säulen.

Vier Säulen der Langzeittherapie:

Thrombozytenaggregationshemmer verhindern die Verklumpung von Blutplättchen und können das Risiko eines erneuten Gefäßverschlusses deutlich senken. Europäische Leitlinien empfehlen in den ersten 12 Monaten nach einem Herzinfarkt eine Kombinationstherapie mit zwei Thrombozytenaggregationshemmern (duale Thrombozytenhemmung).

Sogenannte Betablocker können beispielsweise einem unerwünscht schnellen Puls und einem zu starken Blutdruckanstieg entgegenwirken. Dadurch können sie Ihr Herz vor übermäßigen Stressreaktionen schützen und Herzrhythmusstörungen verhindern.

ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker können den Blutdruck senken, den Herzmuskel entlasten und auch bei Herzmuskelschwäche sinnvoll sein.

Statine können das für Sie als Patient mit koronarer Herzkrankheit besonders gefährliche LDL-Cholesterin senken. Auf diese Weise werden Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen – sogenannten Plaques – verhindert, bereits bestehende Ablagerungen stabilisiert und somit einem erneuten Infarkt entgegengewirkt.

Nur eine regelmäßige Medikamenteneinnahme kann schützen

Die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verordneten Medikamente hilft einem erneuten Infarkt vorzubeugen.

Die beschriebenen Medikamente sollen Ihr Herz vor einem weiteren Infarkt schützen. Dabei ergänzen sich die einzelnen Arzneimittel in ihrer Wirkung. Doch nur bei regelmäßiger Einnahme sind sie auch wirksam! Weitere Informationen zum Thema "Therapietreue" finden Sie hier.


Die genaue Kombination der Medikamente wird je nach Verträglichkeit und Nebenwirkungen individuell auf Sie abgestimmt. Auf jedem Fall sollten Sie die Präparate als Langzeittherapie betrachten und diese regelmäßig, dauerhaft, und unter Umständen, auch für den Rest Ihres Lebens einnehmen – etwa ASS. Denn der Wirkstoff Azetylsalizylsäure verhindert die Bildung von weiteren Blutgerinnseln in den Gefäßen, die einen weiteren Herzinfarkt verursachen können. Rund 90 Prozent der Herzinfarkt‐Patienten erhalten ASS – die Dosis ist mit 100 Milligramm allerdings wesentlich geringer als bei anderen üblichen Schmerztabletten, deren Dosis bei 500 bis 1000 Milligramm liegt.


Wenn man Medikamente über lange Zeit oder lebenslang einnehmen muss, kann es passieren, dass man die regelmäßige Einnahme vernachlässigt. Bedenken Sie aber, dass nur die dauerhafte Herzinfarkt-Therapie mit der individuell für Sie zusammengestellten Wirkstoffkombination und Dosierung einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen kann! Ein eigenmächtiges Absetzen der Herzmedikamente ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt kann für Sie lebensgefährlich werden!


Bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wird Ihr Arzt überprüfen, ob eine Änderung der Zusammensetzung Ihrer Medikamente oder eine Anpassung der Dosis erforderlich ist. Mitunter kann es vorkommen, dass Sie ein Arzneimittel nicht gut vertragen. Dann sollten Sie sich mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen und kurzfristig einen Termin vereinbaren. Warten Sie nicht den nächsten Kontrolltermin ab, sondern suchen Sie immer sofort Ihren Arzt auf! Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Veränderungen.

Die Behandlung in den Alltag integrieren

Die verschriebene Kombination von Medikamenten darf nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden

Lassen Sie sich am besten alle verordneten Medikamente mit Namen, Dosierung, Häufigkeit und Uhrzeit der Einnahme aufschreiben und tragen Sie diese Liste immer bei sich, z.B. in Ihrem Herzpass, den Sie von Ihrem Kardiologen bekommen können. Änderungen sollten immer gleich vermerkt werden. So können Sie sicher sein, dass Sie diese wichtigen Informationen im Notfall bei sich tragen. Wenn Sie Ihre Medikamente immer zur gleichen Zeit und in der gleichen Situation einnehmen (z.B. nach dem Zähneputzen am Abend), ist die Gefahr geringer, dass Sie die Einnahme vergessen. Fragen Sie nach speziellen Einnahmevorschriften und halten Sie diese unbedingt ein (z.B. vor, während oder nach der Mahlzeit). Andernfalls kann die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigt sein oder es können verstärkt Nebenwirkungen auftreten. Kleine Erinnerungshilfen helfen, an die regelmäßige Einnahme zu denken. Kleben Sie sich Zettel an die Tür, legen Sie die Tablettenschachtel gut sichtbar auf den Tisch oder lassen Sie sich von Ihrem Handy oder Computer automatisch an die Einnahme erinnern.

Skizze von 2 Händen, die einen Herzpass in eine Geldbörse stecken.

Um einen weiteren Herzinfarkt zu vermeiden, sollten Sie aber nicht nur auf die Wirkung von Medikamenten setzen. Mindestens genauso wichtig ist es, Ihren Lebensstil zu verändern: Hören Sie auf zu rauchen, achten Sie auf eine gesunde Ernährung und integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag. Nach einem Herzinfarkt ist das Leben ein anderes – doch die Mühen, die mit der dauerhaften medikamentösen Therapie und einer Lebensstiländerung einhergehen, zahlen sich oftmals aus: Inzwischen leben viele Menschen nach einem Herzinfarkt ebenso lange wie die Allgemeinbevölkerung.

Verträglichkeit der Therapie: Generell sind die Medikamente, die nach einem Herzinfarkt verordnet werden, gut verträglich. Dennoch können neben den erwünschten auch unerwünschte Wirkungen bei der Tabletteneinnahme auftreten.

Sollte die Therapie Beschwerden oder Unverträglichkeiten bei Ihnen hervorrufen, sprechen Sie bitte umgehend mit Ihrem behandelnden Arzt. Möglicherweise hilft die Umstellung auf einen anderen Wirkstoff. Es kann auch sein, dass die Beschwerden eine andere Ursache haben und behandelt werden müssen.

Thrombozytenaggregationshemmer, die die Blutplättchen am Verklumpen hindern, können das Risiko eines Rückfalls deutlich senken. Sie erhöhen aber auch das Blutungsrisiko. Vor bestimmten Untersuchungen wie Magen- oder Darmspiegelungen und auch bei operativen oder größeren zahnärztlichen Eingriffen kann es notwendig sein, diese Medikamente vorübergehend abzusetzen, um Blutungen während und nach der Behandlung zu vermeiden. Sprechen Sie dieses Vorgehen jedoch immer mit Ihrem behandelnden Kardiologen ab. Nach der Behandlung sollten Sie auch daran denken, mit Ihrem Kardiologen zu besprechen, wann Sie die Einnahme der Thrombozytenaggregationshemmer wieder beginnen.

Es sind die Hände von 2 Personen dargestellt, wovon 1 Paar eine Dose in einer Hand hält und das andere Paar Medikamente in Form von Pillen in einer Hand hält und mit einem Finger auf sie zeigt.

Gerade wenn man mehrere Medikamente und Wirkstoffgruppen einnimmt, können Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Präparaten auftreten. Damit einzelne Wirkstoffe sich nicht ungewollt gegenseitig beeinflussen und möglichst gut vertragen werden, ist es wichtig, alle zusätzlichen Medikamenteneinnahmen und auch die Einnahme von Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln mit Ihrem Arzt zu besprechen. Auch scheinbar harmlose Präparate und sogar einige Lebensmittel (wie z.B. Grapefruitsaft) können die Wirkung einiger Ihrer Herzmedikamente verändern oder beeinträchtigen.

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