Thrombo­zyten­aggre­gations­hemmer: So funktionieren sie

Mit Hilfe von Thrombozytenaggregationshemmern, die die Bildung von Blutgerinnseln verringern, soll ein Verschluss der Blutgefäße verhindert werden.
Ein Blutgefäß mit roten Blutkörperchen und einem Plaque, was zu einem Herzen in einem menschlichen Körper führt, ist grafisch dargestellt.
 

Quelle: www.youtube.com

Thrombozyten sind die Blutplättchen und bilden neben den roten und weißen Blutkörperchen den festen Bestandteil unseres Blutes. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung und tragen dazu bei, dass Blutungen stoppen und sich Wunden wieder verschließen können. Hierzu lagern sich die Blutplättchen zusammen (Thrombozytenaggregation) und verklumpen mit bestimmten Gerinnungsstoffen im Blut.

Hinter dem langen Wort „Thrombozytenaggregationshemmer“ verbergen sich also Medikamente, die die Entstehung solcher übermäßigen Verklumpungen im Blut verhindern. Sie senken die Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen.

In der Regel erhalten Patienten mit einem hohen Risiko für einen Gefäßverschluss Thrombozytenaggregationshemmer. Besonders nach einem Schlaganfall, einem Herzinfarkt oder bei einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Gehirns finden diese Medikamente Einsatz. Auch bei Patienten mit Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen und Durchblutungsstörungen, die bereits eine künstliche Herzklappe, einen Stent oder Bypass bekommen haben, werden Thrombozytenaggregationshemmer eingesetzt.

Es soll eine Wiederverengung des behandelten Gefäßabschnitts verhindert und die Bildung von Blutgerinnseln sowie eine Verstopfung an anderen Abschnitten vermieden werden. Dank der Medikamenteneinnahme kann das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko gesenkt werden.

Zur Medikamentengruppe der Thrombozytenaggregationshemmer zählen:

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • ADP-Hemmer (Adenosindiphosphat), z. B. Clopidogrel, Prasugrel, Ticagrelor und Ticlopidin
  • Phosphodiesterasehemmer, z. B. Cilostazol
  • Dipyridamol

Die verschiedenen Klassen der Thrombozytenaggregationshemmer haben alle eine unterschiedliche Wirkweise. Sie setzen an unterschiedlichen Punkten der Signalwege an, die das Verklumpen der Blutplättchen steuern. Zusätzlich ist die Wirkung dieser Medikamente bei jedem Menschen leicht unterschiedlich.

Indem Ihnen unterschiedliche Thrombozytenaggregationshemmer aus verschiedenen Klassen verschrieben werden, wird die für Sie und Ihr Krankheitsbild beste Wirkung erreicht. Sie können sich vorstellen, dass man eine größere Wirkung erreicht, wenn man an unterschiedlichen Hebeln gleichzeitig ansetzt.

Hierbei kommt es aber natürlich auf Ihre spezifische Erkrankung an und ob sie an weiteren Krankheiten leiden, die auch mit Medikamenten behandelt werden. Es ist nicht möglich, dass Sie, wenn Ihnen bestimmte Medikamente verschrieben wurden, diese einfach mit anderen austauschen oder sie weglassen.

Wenn Sie an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße leiden und einen Stent implantiert bekommen oder einen Herzinfarkt erlitten haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten für die weitere Behandlung:

Ausrufezeichen
Dreifach-Therapie: 2 Thrombozytenhemmer und 1 Gerinnungshemmer
Ausrufezeichen
Zweifach-Therapie: 2 Thrombozytenhemmer
Ausrufezeichen
Einzeltherapie: 1 Thrombozytenhemmer

Die Leitlinien zur Behandlung eines Herzinfarkts empfehlen den sofortigen Einsatz des Thrombozytenhemmers Acetylsalicylsäure (ASS). Dieses Medikament werden Sie anschließend ein Leben lang einnehmen müssen, um unerwünschte Ereignisse/einen Herzinfarkt zu vermeiden. Zusätzlich zu ASS kann Ihnen für einige Wochen oder auch einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten, falls Ihnen beispielsweise ein Stent eingesetzt wurde, ein weiterer Thrombozytenhemmer, ein sogenannter ADP-Hemmer, verschrieben werden. Außer diesen Thrombozytenhemmern kann der Arzt Ihnen für kurze Zeit auch noch zusätzlich einen Gerinngungshemmer verordnen. Besprechen Sie die verschiedenen Therapieoptionen mit Ihrem behandelnen Arzt und lassen Sie sich über Nutzen und mögliche Risiken aufklären.

Bei dieser Art von Medikamenten, die auch als Blutverdünner bezeichnet werden, kann es im Alltag zu Blutungen kommen, sowohl zu harmlosen als auch zu schwerwiegenderen. Zu harmlosen Blutungen zählen beispielsweise blaue Flecken oder Nasenbluten, die durch Stürze, einen Stoß oder auch beim Sport entstehen können. Bei offenen Wunden kann es zu starken Blutungen kommen. Bevor Sie sich einer Operation unterziehen, müssen Sie nach Absprache mit dem Arzt die Medikamente einige Tage vorher absetzen und anschließend die Behandlung wiederaufnehmen.

Einige Situationen, in denen Blutungen eine Rolle spielen, sind für Sie vielleicht nicht ganz so offensichtlich. Denken Sie zum Beispiel auch bei einem Zahnarztbesuch daran, im Vorgespräch Ihren Zahnarzt auf Ihre Medikation hinzuweisen. Ein Aussetzen der Behandlung geschieht natürlich ausschließlich in Absprache mit Ihrem Arzt, setzen Sie niemals selbstständig Medikamente ab.

Arzt
Sollten Ihnen während der Behandlung andere Symptome wie starke Kopfschmerzen, Beeinträchtigungen beim Sprechen oder Lähmungen auffallen, kontaktieren Sie ebenfalls Ihren behandelnden Arzt. Auch können Sie möglicherweise unter Atemnot leiden. Diese verschwindet in der Regel nach wenigen Wochen wieder, sprechen Sie aber dennoch mit Ihrem Arzt darüber.

In vielen Fällen nehmen Sie sehr viele Medikamente gleichzeitig ein und das kann überfordernd sein. Schauen Sie auch unter der Rubrik Therapietreue nach und stellen Sie nie die Therapie eigenständig um oder setzen Medikamente ohne Rücksprache ab.

Nicht jeder Hausarzt hat alle Therapiemöglichkeiten immer im Blick. Fragen Sie deshalb auch nach der Überweisung zu einem Facharzt. In der Regel sind die Kardiologen auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, um Ihnen eine optimale Therapie-Empfehlungen zu geben oder diese dem Hausarzt zu empfehlen.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Thrombozytenaggregationshemmer in Form von Kapseln oder Tabletten erhältlich sind. Für jedes Medikament muss die Packungsbeilage beachtet werden. Wenn die medikamentöse Therapie abgesetzt werden soll, dann bleibt die verklumpungshemmende Wirkung noch bis zu einer Woche nach der letzten Einnahme bestehen. Dies ist besonders wichtig, wenn eine Operation geplant ist.

Sprechen Sie hierzu mit Ihren behandelnden Ärzten, da eine rechtzeitige Therapieunterbrechung notwendig ist. Vor der Operation werden die Blutgerinnungswerte routinemäßig bestimmt, sodass es nicht zu unerwünschten Blutungen kommen kann.

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