Zurück in den Alltag nach dem Herzinfarkt – ein Experteninterview

Sind Sie nach der Behandlung Ihres Herzinfarkts wieder zu Hause angekommen, haben Sie sicher einige Fragen:

Was darf ich mir schon wieder zumuten? Worauf muss ich achten? Wie geht es jetzt weiter?

Antworten gibt der Kardiologe Dr. med. Franz Goss, stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (BNK).

 

Dr. Goss: Die Patienten sollten sich bewusst machen, dass sie durch die heutigen modernen Behandlungsmethoden (Herzkatheter) und Medikamente ja eigentlich besser versorgt sind als vor dem Ereignis. Auch während der Anschlussheilbehandlung nach dem Krankenhausaufenthalt, haben die Patienten unter Aufsicht eines erfahrenen Therapeuten ihre individuelle Leistungsgrenze kennengelernt. Wieder zu Hause, sollte man sich stets vor Augen führen, was man während der Anschlussheilbehandlung schon alles wieder ohne Probleme machen konnte.

Dr. Goss: Man sollte anfangs nicht zu ehrgeizig die Belastungen steigern. Ich rate meinen Patienten, immer auf ihren Körper zu hören, ohne aber zu sehr in sich hineinzuhorchen. Unser Körper gibt uns die nötigen Warnsignale, wenn man sich übernimmt. Bei auftretenden Beschwerden sollte man lieber eine Pause einlegen 
und auch Rücksprache mit seinem Arzt halten.

Dr. Goss: Erfahrungsgemäß gibt es zwei Gruppen von Patienten: Die einen tun vor Angst am liebsten gar nichts mehr und die anderen verdrängen das Ereignis völlig und belasten sich über Gebühr. Der goldene Mittelweg ist hier aber eher zu empfehlen. Moderate Belastungen sollten im Vordergrund stehen – gegen kurzzeitige höhere Belastungen ist bei Beschwerdefreiheit jedoch auch nichts einzuwenden.

Dr. Goss: Das hängt natürlich ganz entscheidend von den Belastungen am Arbeitsplatz ab. Kann man in dem einen Fall schon nach 2–3 Wochen wieder die Arbeit aufnehmen, so kann das bei einer körperlich bzw. psychisch sehr belastenden Tätigkeit auch schon mal 4–6 Wochen dauern.

Dr. Goss: Die Patienten sind in der Regel nicht von Anfang an wieder voll belastbar. Sie sollten daher die Belastungen langsam steigern und sich keinesfalls gleich überfordern. Ich empfehle meinen Patienten, professionelles Stressmanagement zu erlernen, weil Stress eine zusätzliche Belastung für Herz und Gefäße darstellt.

Dr. Goss: Ein Urlaub kann ja sehr gut zur weiteren Gesundung beitragen, wenn er selbst nicht eine zu große Belastung darstellt, z.B. durch eine stressige Anreise, große Zeitverschiebung oder einen Klimawechsel. Man sollte den Urlaub insbesondere dazu nutzen, um abzuschalten und dabei auch körperlich aktiv zu sein. Dann gelten für den Urlaub keine besonderen Fristen bzw. Wartezeiten.

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