Psychologische Aspekte von Herzerkrankungen

Menschen, die ihre Herzerkrankung als bedrohlich empfinden, erkranken häufig an einer Depression

Besonders ein Herzinfarkt wird von vielen Patient:innen als Trauma erlebt. Betroffene müssen in kurzer Zeit bedrohliche Informationen verarbeiten und sich vielleicht zum ersten Mal im Leben mit tiefen Ängsten auseinandersetzen. Nicht bei jeder Herzerkrankung kommt die Diagnose jedoch plötzlich. Eine Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz stellt sich gewöhnlich langsamer und schleichend ein, verursacht aber trotzdem viele Unsicherheiten. Was genau ist los mit meinem Herz? Geht das wieder weg? Kann ich noch arbeiten, Auto fahren, reisen? Welche Behandlung erwartet mich? Diese und viele weitere Fragen geistern Ihnen nun im Kopf herum. Derartig psychischer Stress ist eventuell ganz neu für Sie. Sie schlafen schlecht und nehmen die Zeichen und körperlichen Defizite, die Sie möglichweise schon länger verdrängt haben jetzt erst richtig wahr.

Menschen mit Herzerkrankungen, ob mit kürzlich erlebtem Herzinfarkt oder mit Diagnose Herzschwäche, haben ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen. Anfängliche Sorge und Angst kann zu einer Depression führen. Versuchen Sie daher, offen mit Ihrer Erkrankung umzugehen, denn gerade psychischer Stress kann sich wiederum negativ auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirken. Studien zeigen, dass auch gesunde Menschen, die oft unter psychischem Stress stehen, ein größeres Risiko haben, einen Infarkt oder Schlaganfall zu erleiden oder an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken.

Psychische Probleme bei Herzerkrankungen:
Depressionen und Ängste können sich auf Ihre Genesung auswirken

Nicht jede Herzpatientin und jeder Herzpatient wird depressiv – die eigene Wahrnehmung und die individuellen Verarbeitungsstrategien sind maßgeblich für eine stabile Psyche. Die häufigste psychische Erkrankung bei Herzpatient:innen ist eine Depression (etwa 20 Prozent), es kann aber auch zu posttraumatischen Belastungsstörungen kommen. In diesem Zusammenhang spielen auch Ängste eine wesentliche Rolle. Einen Herzinfarkt zu erleiden, kann traumatisch sein. Das Erlebte kann dazu führen, dass Sie Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung entwickeln, wie Panik und Schlafstörungen. Ständiges Grübeln kann einen sozialen Rückzug verursachen und so das Risiko für eine Depression erhöhen. Bei einer Herzschwäche kommt es meist zu körperlichen Einschränkungen. Am meisten wird Sie vermutlich bedrücken, dass Sie nicht mehr all das tun können, was sie gewohnt waren. Sie haben das Gefühl, dass damit Ihre Lebensqualität sinkt.

Hilfe für die Seele: Suchen Sie sich frühzeitig Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe und in Ihrem sozialen Umfeld

Es mag Ihnen jetzt unmöglich erscheinen aber positive Gefühle und Gedanken können Ihre Lebensqualität erheblich verbessern. Für Sie als Herzpatient:in ist es jetzt wichtig, psychische Belastungen zu erkennen und sich ihnen zu stellen. Ignorieren Sie Ihre Symptome nicht einfach wenn Sie betroffen sind – tun Sie sie keinesfalls als unwichtig ab. Wenn Sie sich häufig niedergeschlagen oder hoffnungslos fühlen und dieser Zustand über mindestens zwei Wochen anhält, sollten Sie in jedem Fall Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt ins Vertrauen ziehen. Das kann, muss aber nicht immer die Kardiologin oder der Kardiologe sein: Auch die Hausärztin oder der Hausarzt kann die nächsten Schritte aufzeigen und Ihnen gegebenenfalls eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten empfehlen.

Auch Selbsthilfegruppen, in denen sich Erfahrungen austauschen lassen, können eine hilfreiche Stütze in der Krankheitsbewältigung sein. Die positiven Effekte des sozialen Umfelds und der eigenen Lebensweise sind nicht zu unterschätzen: Ihre Familie und Freund:innen, die Sie unterstützen, und Ihre positive Lebenseinstellung sind wesentliche Schutzfaktoren vor Depression und Angst. Sie sorgen am besten für sich selbst, wenn Sie Ihr psychisches Befinden ernst nehmen.

Relevante Fragen zum Thema aus dem Expert:innen-Forum

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