Reisen mit einer Herzkrankheit

Reisen ist wichtig für die Erholung und Regeneration – ein Tapetenwechsel hilft Ihnen dabei, Abstand vom Alltag zu gewinnen.

Darf ich reisen? Welches Urlaubsziel kommt für mich in Betracht? Darf ich fliegen? Sollte ich lieber in Deutschland bleiben? Wenn Sie mit einer Herzkrankheit leben, sollten Sie diese Fragen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen. Die meisten Herzpatient:innen können problemlos verreisen, auch mit einer Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz oder schon einige Monate nach einem Herzinfarkt.

Den Rücken zugekehrt, gehen eine Frau mit weißem, langem Haar und Sonnenbrille und ein Mann umschlungen am Strand entlang.

Wenn Sie gerne wandern und die Berge lieben, sind Erholungsorte in Mittelgebirgslagen oder in den tieferen Lagen der Alpen ideal für Sie. Als "Flachländer:in" sollten Sie Höhen über 2000 m allerdings meiden.

Sie lieben das Meer und den Strand? Dann könnte ein Urlaub am Mittelmeer das Richtige für Sie sein, aber bitte nicht während der heißen Sommermonate. Frühjahr und Herbst sind optimale Reisezeiten. Außer der mediterranen Natur und Kultur hat auch die Mittelmeerküche gerade für Herzpatient:innen sehr viel Gutes zu bieten.

Wenn Sie ein Fan von Nord- oder Ostsee sind, werden Sie auch hierzulande „herzfreundliche“ Urlaubsorte finden. Bedenken sie aber, dass das Wetter im Norden manchmal unberechenbar ist – eine Strandwanderung bei „steifer Brise“ kann anstrengend werden. Wenn Sie eigenständig verreisen, bereiten Sie sich vor der Reise auf den Fall der Fälle vor. So sind Sie im Notfall gewappnet und können schnell handeln. Notieren Sie sich die Notrufnummern für ihr Urlaubsziel und stellen Sie sicher, dass Sie alle wichtigen Unterlagen dabei haben. Überprüfen Sie vor Beginn der Reise, ob Sie eine Auslandskrankenversicherung haben. Außerdem können Sie sich schon im Vorfeld informieren, ob es eine Kardiologin oder einen Kardiologen in der Nähe Ihres Urlaubsortes gibt.

Sind Sie unsicher und möchten nicht „auf eigene Faust“ verreisen, sind für Sie vielleicht ärztlich betreute Reisen und Kreuzfahrten für Herzpatient:innen  interessant. Fragen Sie mal in Ihrem Reisebüro nach oder bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Überlegen Sie, mit welchem Verkehrsmittel Sie am besten an Ihren Urlaubsort reisen können: mit der Bahn, dem Auto oder mit dem Flugzeug? Denken Sie bitte daran, Stress zu vermeiden. In der Haupturlaubszeit auf der Autobahn stundenlang im Stau zu stehen oder mitten in der Nacht aufzubrechen, um einen Flug zu erreichen ist nicht der passende Weg. Vielleicht ist eine Bahnreise die bessere Alternative zu einer langen Autofahrt? Im Zug können Sie lesen, Musik hören und immer wieder aufstehen, um sich etwas Bewegung zu verschaffen.

Sprechen Sie vor einer langen Flugreise am besten frühzeitig mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und fragen ihn, welche Punkte Sie beachten sollten. Planen Sie für die Anreise und Umstiege großzügig Zeit ein. So kommen Sie entspannter an.

Bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK) oder Herzinsuffizienz sowie nach dem Einsatz eines Herzschrittmachers oder Defibrillators sollten Sie Langstreckenflüge nur dann antreten, wenn sie gut belastbar sind. Können Sie das Treppensteigen über ein Stockwerk ohne Mühe meistern oder bis zu 50 Watt Leistung auf dem Fahrradergometer bewältigen, sind Sie grundsätzlich flugfähig.

Bei Langstreckenflügen birgt das lange Sitzen die Gefahr von Thrombosen. Es empfiehlt sich daher, auf längeren Flügen Kompressionsstrümpfe zu tragen. Besprechen Sie außerdem mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob Sie Heparinspritzen zum Schutz vor Thrombosen benötigen. Wenn Sie können, machen Sie mal ein paar Kniebeugen. Das ist ein gute „Bordgymnastik“, ebenso, wie die Muskelpumpe in den Waden regelmäßig zu betätigen. Das funktioniert sogar im Sitzen und hilft, Ihre Durchblutung zu fördern bzw. einer Thrombose vorzubeugen. Während des Fluges sollten Sie viel trinken – vor allem Wasser – und keinen Alkohol!

Gewöhnen Sie sich langsam an die veränderten klimatischen Bedingungen und verzichten Sie in den ersten Tagen lieber auf anstrengende Touren oder ausgedehnte Sonnenbäder. Muten Sie sich keine extremen Klimaverhältnisse zu. Extreme Hitze oder Kälte sollten Sie meiden, feuchte Hitze belastet den Kreislauf.

Bedenken Sie, dass Reisen mit langer Zeitumstellung anstrengender sind als ein Urlaub, bei dem Sie im gewohnten Rhythmus bleiben. Leichte und mittlere Belastungen wie Radfahren, Wandern und Schwimmen sind grundsätzlich gut für Herz und Kreislauf, allerdings nicht in der prallen Mittagssonne. Beginnen Sie in den ersten Urlaubstagen mit kleinen Strecken und dehnen Sie Ihre Touren allmählich aus. Bei auftretenden Beschwerden wie z. B. Angina Pectoris brechen Sie lieber ab und starten am nächsten Tag in langsamerem Tempo.

In warmen Ländern ist es besonders wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten – besonders Wasser, Kräutertees und Saftschorlen sind geeignet, um Flüssigkeitsdefizite zu vermeiden. Vergessen Sie vor lauter Urlaubsfreude nicht, Ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen. Der Bedarf an Gerinnungshemmern (wie Marcumar) kann durch Klimawechsel und veränderte Ernährung im Urlaubsland variieren. Kontrollieren Sie die Gerinnung idealerweise in kürzeren Abständen.

Wenn Sie eine Angina Pectoris (Brustenge) haben und es noch nicht schaffen, problemlos 100 Watt Leistungsstufe auf dem Fahrradergometer zu bewältigen, sollten Sie vorerst auf eine Reise verzichten. Auch wenn Sie bereits beim ebenerdigen Gehen und beim Steigen weniger Treppenstufen Atemnot bekommen oder mit wiederholtem Schwindel oder plötzlicher Bewusstlosigkeit zu tun haben, sollten Sie von einer Reise Abstand nehmen. Nach einem akuten Herzinfarkt, einer Herzkatheter-Behandlung, dem Einsetzen eines Defibrillators oder eines Herzschrittmachers, sollten Sie wenigstens drei Wochen warten, bevor Sie in den Urlaub starten. Nach einer Herzoperation sind es wenigstens sechs Wochen, bevor Sie den Koffer packen können. Generell sollten Sie ihre Reiseplanung mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen. Sie oder Er kann Ihnen sagen, ob Sie reisefähig sind.

Bemessen Sie den Vorrat der Medikamente, die Sie regelmäßig einnehmen müssen, großzügig. Möglicherweise kommt es zu unvorhergesehenen Ereignissen, und die Rückfahrt verzögert sich. Legen Sie die Medikamente ins Handgepäck und nehmen Sie auch die Verpackung und die Beipackzettel mit, damit die Ärztin oder der Arzt am Urlaubsort feststellen kann, welche Inhaltsstoffe Ihre Medikamente enthalten. Denken Sie auch an Medikamente, die in einer üblichen Reiseapotheke enthalten sein sollten, beispielsweise:

Reisekrankheiten

ein Mittel gegen Reisekrankheit

Durchfall

ein Mittel gegen Durchfall

Insektenstiche

ein Gel zur Behandlung von Insektenstichen

Außerdem sollten Sie einen Herzpass und/oder Notfallausweis und aktuelle Krankheitsunterlagen (OP-Bericht, letzter Arztbericht) mitnehmen. Den Herzpass können Sie kostenlos per E-Mail über die BNK oder über Ihre Kardiologin oder Ihren Kardiologen anfordern. Kopieren Sie diese Dokumente, damit Sie ein Exemplar im Handgepäck und ein weiteres im Koffer verstauen können. Je nachdem welches Reiseziel Sie anstreben, ist auch eine englische Übersetzung Ihres letzten Befundberichts sinnvoll. Und vergessen Sie nicht Ihren Impfpass, die Unterlagen für Ihre (Auslands-)Krankenversicherung und die Reiserückholversicherung mitzunehmen.

Um Ihnen die Urlaubsvorbereitung zu erleichtern, haben wir eine Reise-Checkliste zusammengestellt. Gute Reise und erholsame Ferientage!

Relevante Fragen zum Thema aus dem Expert:innen-Forum

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