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Bluthochdruck - richtig messen / welcher Wert zählt?

Autor
Datum
Christoph73
26.06.2023, 16:21 Uhr

Guten Tag!

Ich bin 49 Jahre alt, 1,82m groß und wiege 93kg.

Ich hätte bitte ein paar generelle Fragen zur Blutdruckmessung. Ich möchte einfach wissen, ob ich es korrekt mache. Sicherlich gibt es hierzu schon einiges im Netz, jedoch bleiben irgendwie immer Fragen offen.

Es gilt doch immer der Wert, welcher in Ruhe gemessen wurde, richtig? Also, ich setze mich hin, lege die Oberarmmanschette an und warte dann noch mindestens 5 Minuten. Zuvor sollte ich auch keinerlei Aktivität betrieben haben, z.B. Sport, Essen, ein aufregendes Telefonat etc.

Wenn ich dies alles berücksichtige, habe ich eigentlich recht gute Werte (etwa 130/85), jedoch spiegelt dies ja nicht die Realität wieder. Warte ich noch länger, sind die Werte meist noch besser. Also ist es dann wohl auch nicht verwunderlich, wenn die Werte einer 24h-Blutdruckmessung dann um einiges höher sind. Ist das auch richtig?

Ist dann ein in Ruhe korrekt gemessener Wert von (sagen wir mal) 135/87 nicht eigentlich schon zu hoch bzw. bedenklich? Nach Definition müsste dieser dann ja eigentlich gar nicht behandelt werden, oder? Welchen Zielwert sollte man anvisieren?

Der Weißkitteleffekt. Auf diesen scheine ich wirklich extrem zu reagieren, so dass ein beim Arzt gemessener Wert von 170/95 schon einer der besseren Werte ist. Zu Hause messe ich Werte, die OK sind, beim Arzt sind sie immer kathastrophal. Es zählt aber doch eher der zu Hause gemessene Wert. Ist das richtig?

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.

LG Christoph 73

Dr. med. Jürgen Fritsch
28.06.2023, 08:17 Uhr

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Einschätzung der Blutdruckwerte ist tatsächlich komplexer, als dass man es nur an einem Wert festmachen könnte.
Für selbst gemessene Werte gelten niedrigere Werte als für Messungen in der Praxis. Echte Ruhewerte erfordern tatsächlich körperliche und emotionale Ruhe von 3 bis 5 Minuten vor der Messung. Ansonsten kann man diese Werte nicht als Ruhewerte bezeichnen. Manche Personen reagieren auf das Ergebnis der Messung dermaßen emotional, dass die nächste Messung schon höhere Werte erzeugt. Dann schaukelt man sich mit den Messungen quasi immer weiter nach oben. Das macht natürlich keinen Sinn, andererseits zeigt es, dass diese Person eben einen extrem labilen Blutdruck hat und das ist ja auch eine Aussage und sicher gesundheitlich nicht optimal. Die optimale Beurteilung einer Blutdruckeinstellung umfasst also die eigenen Messungen in Ruhe, ggf. auch Messungen aus der Situation heraus, die man dann aber entsprechend kennzeichnen muss, das Verhalten unter standardisierter Belastung (Fahrradergometrie) und ggf. auch der 24 h Messung, um das Spektrum der Werte über den Tag und das Verhalten in der Nacht ausreichend beurteilen zu können.
So, wie Sie es machen hört es sich für mich vernünftig an aber die selbst gemessenen Werte sind eben doch nur ein Puzzleteil im Gesamtbild.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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