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Psychologische Folgen...

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Datum
RA_Stent2019
12.07.2019, 13:42 Uhr

Hallo, ich (M,56) habe letzte Woche nach Koronargefässverschluss einen Stent gesetzt bekommen. Nach jetzigem Stand sieht es nach glimpflich aus (scheinbar keine Narbenbildung oder Einschränkung der Herzfunktion). Ich bin in der üblichen medizinischen Nachsorge (ASS/Efient/AT1/Atorvastatin). In der Nachbesprechung hat mir der Kardiologe sinngemäss gesagt, dass ich ein ganz normales Leben führen kann (mit Fokus auf Plaquebildungprävention), aber jederzeit damit rechnen muss, wieder eine Gefässverstopfung zu erleiden. Die Aussage ist vermutlich medzinisch richtig, aber mich verunsichert sie enorm, denn eigentlich ist sie in sich widersrprüchlich. Ich würde z.B. sehr gerne ins Fitnessstudion gehen (was ja auch im Rahmen der Therapie sehr sinnvoll ist), habe aber natürlich dann die Angst im Hinterkopf, dass ich vom Stepper falle. Die Reise in den Urlaub wird dann eher zum Horrortrip, wenn die Sorge immer im Hinterkopf mitreist, dass jede Wanderung oder jeder Restaurantbesuch in der lokalen CPU enden kann. Was ist das für ein "normales" oder gar therapieförderndes Leben? Wie geht man mit solchen psychologischen Fragen um bzw. lässt sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, dass bei Befolgung der angesetzten Therapie das akute Risiko berechenbar wird (zumindestes während der Efient Phase)? An wen wendet man sich bei derartigen Fragen? Herzlichen Dank!

Prof. Dr. med. Thomas Klingenheben
14.07.2019, 14:37 Uhr

Guten Tag,

unter der üblichen präventiven Medikation, wie Sie sie einnehmen und regelmäßigem Konditionssport ist Ihr Risiko für einen Herzinfarkt gering. Regelmäßige körperliche Belastung ist somit Teil des Therapieprogramms. Sie können - und SOLLEN - also ein ganz normales Leben führen.

Insofern ist die Formulierung des Kollegen "jederzeit" rein stochastisch/statistisch aufzufassen, dieses "jederzeit" ist eben mit einer geringen Wahrscheinlichkeit verknüpft.

Diese niedrige Wahrscheinlichkeit wird durch regelmäßige Aktivität sogar noch um 30% reduziert. Sollten Sie rauchen dann wird das kardiale Risiko durch Beendigung des Nikotinkonsums sogar halbiert !

Ich hoffe, Sie mit diesen Worten beruhigen zu können.

Sollte die Verarbeitung der Herzerkrankung mit Ängsten / Sorgen besetzt sein, sprechen sie Ihren Kardiologen oder Hausarzt an. Gelegentlich empfehle ich Patienten nach Herzinfarkt in dieser Situation eine psychologische Mitbetreuung.

mfG

T. Klingenheben

(nach Diktat verreist)

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