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Sorge vor Herzproblemen

Autor
Datum
ceos
29.07.2021, 22:11 Uhr

Guten Tag,

ich versuche mich so knapp wie möglich zu halten. Ich suche nicht nach einer Diagnose, sondern bitte um einen Rat.
Vor sechs Wochen erhielt ich meine Erstimpfung mit Biontech. Aufgrund schlechter Aufklärung schonte ich meinen Körper danach nicht, sondern arbeitete normal weiter. Körperlich anstrengende Arbeit bei heißen Temperaturen über mehrere Tage lang.

Vier Nächte später wachte ich nachts plötzlich mit akuter Atemnot, einem Druckgefühl in der Brust und hohem Puls auf. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst, den ich mehrmals aufsuchte, nahm meine Beschwerden nicht ernst und interpretierte sie als Einbildung, da meine Sauerstoffsättigung normal war. Damals wusste ich nicht, dass mein Anfall ein Fall für den Rettungsdienst war. In den kommenden sechs Wochen folgten zahlreiche Besuche beim Hausarzt und erst später beim Pneumologen und Kardiologen wegen langen Wartezeiten.

Anfangs hatte ich in Ruhephasen phasenweise das Gefühl schwer Luft zu bekommen und bei geringer Belastung Kurzatmigkeit. Außerdem drückende Brustschmerzen, starke Appetitlosigkeit und starke Übelkeit. Mit der Zeit legte sich die extreme Atemnot und Kurzatmigkeit. Das Gefühl wenig Luft zu bekommen kam noch phasenweise, aber ab der fünften Woche hörte es auf.
Bis heute wache ich aber jede Nacht auf und habe allgemein ein Gefühl von Unwohlsein und Schwäche. Anfangs konnte ich nur auf dem Rücken liegend schlafen, mittlerweile kann ich auch rechts liegend schlafen, aber nicht links liegend, da mir sonst sehr unwohl ist. Einmal hatte ich dann ein Stechen im Bereich des Herzens.

Der Pneumologe konnte an der Lunge nichts feststellen. Röntgenbild normal, Lungenfunktion normal, keine Anzeichen auf Asthma.
Wegen starken Beschwerden war ich eine Nacht im Krankenhaus, aber die Kardiologen bescheinigten mir ein gesundes Herz. Blutbild normal, Herzultraschall normal, EKG normal. Aber alles im Ruhezustand gemessen. Dann war ich nochmal bei einem Kardiologen, da ich dort einen geplanten Termin hatte. Er sah aber keine Dringlichkeit darin, mich weiter zu untersuchen. Nur auf Bitte bekam ich ein Termin zum Stressecho, da meine Beschwerden bei Belastung stärker werden, aber er ist erst in zwei Monaten. Früher geht nicht.

Nun zum Problem:
Bis vor wenigen Tagen hatte ich noch die dauerhaften Brustschmerzen, die bei Belastung stärker wurden. Mittlerweile habe ich bloß noch leichte Brustschmerzen. Aber seit einigen Tagen habe ich dauerhaft ein Stechen links in der Brust und am linken Oberarm, manchmal auch leicht am rechten Oberarm.
Ein Kollege hatte dieselben Symptome nach der Impfung, selbe Ergebnisse beim Kardiologen und dann trotzdem einen Herzinfarkt, als er Fahrrad fuhr. Mit Ende 30. Nun hat er Stents wegen der Gefäßverengung. Meine große Sorge ist, dass ich bei Belastung ebenfalls sowas erleiden könnte. Darum wollte ich das Stressecho. Beim Kardiologen kriegt man so schnell keine Termine und ins Krankenhaus kann ich aber auch nicht ständig, nur weil mir die Brust und der Arm stechen.

Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Im Krankenhaus würde man doch wieder nur feststellen, dass ich im Ruhezustand keine Herzprobleme habe.
Vielleicht sind diese Beschwerden nichts am Herzen, vielleicht aber doch. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll.

Dr. med. Peter Zündorf
31.07.2021, 10:39 Uhr

Hallo ceos,

danke für Ihre Anfrage.
Offenbar wurden Sie bereits eingehend lungenfachärztlich und wohl auch kardiologisch untersucht; mir ist nicht ganz klar, ob eine Echokardiografie durchgeführt wurde. Außerdem geben Sie Ihr Alter und Geschlecht nicht an.
Inzwischen sind 6 Wochen seit der Impfung vergangen, und die meisten Beschwerden wieder abgeklungen.
Die durchgeführten, offenbar bisher normal ausgegangenen Untersuchungen und der inzwischen günstige Verlauf sind schon einmal sehr beruhigend.
Die angedeutete Frage nach einem Risiko für einen Herzinfarkt kann ich zumindest insoweit relativieren, als nach meiner Kenntnis keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Herzinfarkt und der BioNTech Impfung bestehen.
Demzufolge muss der Herzinfarkt bei Ihrem Kollegen eher als "zufällig nach der Impfung aufgetreten" interpretiert werden.
Ihre Schilderung der Beschwerden kenne ich aus meiner Praxis sehr gut, dort sind die Stiche im Bereich des linken Thorax und teilweise auch in den Armen praktisch immer auf Verspannungen des linken M. pectoralis zurückzuführen, haben also gar nicht mit dem Herzen zu tun,
https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_pectoralis_major
Mein Tipp:
- dehnen Sie den Muskel (Schulter nach hinten ziehen),
- massieren ihn (vordere Achselfalte) und
- legen sich eine Wärmflasche oder eine andere milde Wärmequelle für einige Minuten auf dem betroffenen Bereich auf, die die Muskelverspannungen im Allgemeinen bessert.

Ich wünsche Ihnen gute Besserung

Viele Grüße

Dr. Peter Zündorf, Hannover

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