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Thoraxstechen nach Sport seit einer Woche, m 22 Jahre

Autor
Datum
ManuG.
01.12.2018, 00:07 Uhr

Guten Tag
Kurze Beschreibung zu mir:
M, 22, sportlich (bis vor 2 Monaten 7 Rudertrainings pro Woche), kein Alkohol, Nichtraucher, Vegetarier (kein Fleisch/Fisch)
Vorgeschichte: in Pubertät leichte Herzrhythmusstörungen (zwischendurch kurze Aussetzer oder Extraschläge), unbedenkliche (wohl wachstumsbedingte) Verkürzung zwischen Sinus- und AV-Knoten festgestellt was schneller zu Herzrasen führen könnte; falls ich später Probleme hätte wieder zum Kardiologen. Seither selten einmal stärkere Herzschläge gespürt, sonst alles gut.
Momentan: Seit einer Woche nach intensivem Sport (ca. 20 Min. Indoor Rudern mit Puls zwischen 180-190 BPM) immer wieder auftretende kurze stechende Schmerzen im linken Thorax (v.a. medioklavikulär bis dorsal des sternum, zum Teil auch ein wenig weiter lateral/ventral kaudal). Grundsätzlich nur sehr leicht spürbar, zwischendurch stärker. Anfangs Verstärkung durch starke Exspiration oder bei Beugung des Oberkörpers nach vorne links. Seit zwei Tagen Ausbreitung im linken Hals als feines Stechen.
Ruhepuls bei ca. 50 BPM (war schon immer so) und Blutdruck ca. 125/70 mmHg
Ansonsten gestresster Alltag durch lernen für Uni (3. Semester Medizin), im EKG-Praktikum Rechtstyp des Herzens festgestellt (unklar wie genau die Messung war). Die Schmerzen sind nicht so stark, dass ich mich krümme oder was auch immer, es ist nur stark genug, um beunruhigend zu sein.
Sollte ich am Montag meinen Hausarzt kontaktieren oder ist das bereits jetzt die hypochondre Phase, welche jeder Medizinstudent einmal hat? Um letzteres möglichst auszuschließen habe ich eine Woche gewartet, die Symptome treten jedoch ohne daran zu denken plötzlich stärker auf, evtl. etwas häufiger während leicht anstrengenden Aktivitäten (Sport habe ich gemieden diese Woche), aber kann ich nicht sicher sagen.
Vielen Dank!

Dr. med. Peter Zündorf
01.12.2018, 11:31 Uhr

<div>Hallo ManuG.,</div>

<div>&nbsp;</div>

<div>meine Antwort ist in der Diktion an Sie als Medizinstudent gerichtet.</div>

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<div>Die kurze Antwort ist: alles kein Problem, so genannte funktionelle Herzbeschwerden infolge von Pektoralisverspannungen (M. pectoralis major links), teilweise mit Insertionstendinose z.B. im Bereich des Sternums (so genanntes Tietze-Syndrom).</div>

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<div>Procedere: 3 Punkte:</div>

<div>1.<span style="white-space:pre"> </span>Dehnung des Pectoralis,</div>

<div>2.<span style="white-space:pre"> </span>milde Wärme (Wärmflasche, Körnerkissen) zur Tiefenentspannung der Muskulatur,</div>

<div>3.<span style="white-space:pre"> </span>tiefe Massage des linken Pectoralis mit dem kontralateralen Arm unterhalb der Schmerzgrenze.</div>

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<div>Ergänzend noch:</div>

<div>•<span style="white-space:pre"> </span>Angina pectoris sind mittige Beschwerden, häufig nicht als Schmerzen angegeben sondern auch als komisches Gefühl, Druck, Beklemmung, aber sicher nicht ein umschriebenes Stechen streng links, Dauer meist nur um 1 Minute, länger als 5 Minuten wären schon infarktverdächtig …</div>

<div>•<span style="white-space:pre"> </span>Der Rechtstyp im EKG ist sicherlich nicht Ausdruck akuter Probleme. Man könnte gelegentlich eine kardiologische Untersuchung zum Ausschluss eines Shuntvitiums (insbesondere Vorhofseptumdefekt) oder ähnlicher kongenitaler Vitien machen.</div>

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<div>Sollten noch Fragen offen sein, fragen Sie gerne zurück.</div>

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<div>Viele Grüße</div>

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<div>Dr. Peter Zündorf, Hannover</div>

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