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Herzrhythmusstörungen und Krafttraining

Autor
Datum
Biebs
14.03.2023, 21:28 Uhr

Guten Tag
Ich bin weiblich, 50 Jahre alt, schlank, NR. Ich habe seit vielen Jahren Herzrhythmusstörungen, kardiologisch abgeklärt und ungefährlich. Bei Bedarf (vielleicht 4x/Jahr für 7-10 Tage) nehme ich Bisoprolol 1.25 mg.
Vor einem Jahr habe ich mit Krafttraining begonnen. Ich trainiere 3x die Woche ca. 1 Std, zusätzlich mache ich 2-3mal wöchentlich Ausdauertraining und im Sommer spiele ich Tennis. Krafttraining ist meine Leidenschaft, ich schöpfe daraus unglaublich viel mentale Kraft. Mein Ziel ist es, dem altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken und auch Muskulatur aufzubauen. Daher trainiere ich mit steigenden Gewichten, pro Muskelgruppe pro Trainingseinheit 2-3 Sätze à 8-15 Wdh. Beim Training fühle ich mich gut, kein Herzstolpern.
Was mich verunsichert: Heute war ich beim Hausarzt und erwähnte das Krafttraining. Er meinte, Krafttraining sei nicht gut fürs Herz und ich solle lieber Ausdauer trainieren (was ich ja zusätzlich mache) oder nur mit ganz leichten Gewichten und vielen Wiederholungen trainieren.
Was ist ihre Meinung dazu? Das Krafttraining ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ich möchte ungern darauf verzichten.
Herzlichen Dank für Ihre Antwort!

Dr. med. Jürgen Fritsch
15.03.2023, 13:28 Uhr

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Sie können und sollten Ihren Sport so weiter machen. Insbesondere mit zunehmendem Alter ist das Krafttraining unglaublich wichtig, um Muskulatur zu erhalten. Wenn man nichts dagegen tut, verliert man ab dem 35 Lebensjahr so etwa 1 Prozent an Muskelmasse pro Jahr. Es gibt auch keine besorgniserregenden Untersuchungen, dass ein Krafttraining per se schlecht wäre für das Herz. Bei Negativschlagzeilen zu Kraftsport ist oft fraglich, ob die Folgeschäden nicht durch Doping verursacht wurden. Selbst für Herzpatienten ist ein Krafttraining heutzutage akzeptiert und wird sogar empfohlen. Auf Ihre Herzrhythmusstörungen wird ein Krafttraining keinen negativen Effekt haben. Für Frauen in der Perimenopause hat das Krafttraining zusätzlich noch einen vorbeugenden Effekt gegen Osteoporose. Damit der Knochen stabil bleibt, sind ausreichende Biegebelastungen erforderlich und die erreicht man nur durch das Krafttraining und nicht durch ein Ausdauertraining. Ich finde, Sie machen das alles ganz wunderbar.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Jürgen Fritsch
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie
Psychotherapie, Sportmedizin

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