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Angst durch Extrasystolen und Aussetzer

Autor
Datum
Seneca
22.07.2023, 19:43 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin männlich und zur Zeit 39 Jahre alt. Im letzten Jahr bekam ich zum ersten Mal paroxymales Vorhofflimmern. Im Januar diesen Jahres erfolgte dann eine Katheterablation.

Seit ca. 3 Monaten habe ich alle paar Tage Extrasytolen und/oder Herzaussetzer. Ich steigere mich dann so rein, dass ich teilweise Angst und Panik bekomme. Mein Kardiologe hat mich gründlich durchgecheckt (Echo, EKG) und meinte, dass alles ok sei. Trotzdem beruhigt mich das nur wenig. Bekomme trotzdem noch Angst, sobald ich Extrasystolen bzw. Aussetzer verspüre. Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll, da es mich sehr belastet.

Ich bin eigentlich immer sportlich gewesen (2 bis 3 Mal pro Woche Joggen -jeweils 10 bis 12 KM), aber seit dem Vorhofflimmern bzw. den Extrasystolen/Aussetzer habe ich regelrechte Angst mich sportlich zu betätigen, da ich dann denke, dass ich durch den Sport die Herzrhythmusstörungen auslösen würde.
Ich nehme zur Zeit morgens 1,25 mg Bisoprolol und 1 Kalinor-Brausetablette.
- Was kann ich gegen die Angst vor den Herzrhythmusstörungen tun?
- Kann ich, wenn ich trotz 1,25mg Bisoprolol wieder Herzrhythmusstörungen bekomme, noch eine halbe Tablette nehmen oder ist die Dosis dann zu hoch?
- Ich habe tendenziell eher einen niedrigen Blutdruck. Senkt Bisoprolol den Blutdruck stark?
- Was kann man noch gegen die Rhytmusstörungen tun?

Vielen Dank für Ihre Hilfe im Voraus!

Viele Grüße
Christian

angelika.guth
25.07.2023, 13:52 Uhr

Bisoprolol kann man je nach Puls und Blutdruck bis 10 mg/d nehmen. Man muss einfach ausprobieren, mit welcher Dosis man zurechtkommt. Darüber hinaus ist Vorhofflimmern zwar etwas unangenehm aber insgesamt harmlos. Insofern einfach cool bleiben. Sport ist wichtig und sollte auf jeden Fall weiter gemacht werden. Die Extraschläge kommen einfach so, man sollte sich davon nicht irritieren lassen. Sehr viele Menschen haben das, sie sind bei gutem Echo und EKG als HARMLOS zu werten. Wenn es sehr nervt, kann eine Dosissteigerung von Biso (bei Bedarf oder durchgehend geht beides) helfen ggf. auch Magnesium oder Tromcardin (Kalium/Magnesium). Ich sage meinen Patienten immer, dass die Extrasystolen so sind, als ob ein Fohlen auf der Weide rumhüpft, das freut sich einfach. Man darf es auch ein bisschen hüpfen lassen. Vielleicht hilft Ihnen dieses Bild ja.

Dr. med. Heribert Brück
30.07.2023, 18:43 Uhr

Sehr geehrter Seneca,

Ihre erste Frage zu diesem Thema ist offensichtlich urlaubsbedingt noch nicht beantwortet; deshalb hier die Antwort auf beide Fragen.

Herzrhythmusstörungen sind bei einem gesunden Herzen - wie das bei Ihnen ja der Fall ist - und in der von Ihnen geschilderten Ausprägung ungefährlich; das ist schon einmal ganz wichtig festzuhalten.
Mit der Kalium- und Magnesium-Einnahme tun Sie schon alles, was man empfehle kann.
Bezüglich des Bisoprolol wäre es wichtig zu wissen, ob die Extraschläge und Pausen, die auch durch Extraschläge entstehen, eher in Ruhe oder eher nicht. Sollten sie nämlich eher in Ruhe auftreten, wäre Bisoprolol auch in dieser geringen Dosis evtl. kontraproduktiv, da es die Herzfrequenz senken kann und damit das Auftreten von Extrasystolen evtl. sogar begünstigen kann. Dann wäre zu überlegen, ob man auf Bisoprolol evtl. verzichten sollte.
Wenn sie nicht überwiegend in Ruhe auftreten, können Sie problemlos bei Bedarf eine zusätzliche Bisoprol einnehmen, da 1,25 mg eine sehr geringe Dosis ist.
Die von Ihnen genannten Substanzen zur Beruhigung sind aus kardiologischer Sicht unbedenklich.
Einen Grund zusätzlich Omega 3 einzunehmen gibt es kardiologischer Sicht nicht.
Sie sollten Ihren Sport weiter betreiben und auch weiter spazieren gehen, weil die Rhythmusstörungen dadurch eher besser werden und insbesondere das Vertrauen in den Körper, das bei Ihnen durch die Extrasystolen wohl etwas gestört ist, wieder gestärkt wird.

Herzliche Grüße
Dr. Heribert Brück

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