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„Herzkrank“ oder „Herzgesund“?

Autor
Datum
heikos
07.08.2023, 01:17 Uhr

Liebes Expertenteam,

es bestehen bei mir Rhythmusstörungen, von SVES sowie VES bis zu SVT und nichtanhaltenden VT. Seit einiger Zeit habe ich besonders viele VES beim Sport, das war bisher nicht der Fall. In einer namhaften Einrichtung Berlins wurde ich für „herzgesund“ befunden. Neuere Untersuchungen an einer medizinischen Facheinrichtung in Thüringen haben ebenfalls keinen Anhalt für eine Erkrankung geliefert. Wie kann das sein, bei den folgenden (ausgewählten) Befundungen?: Männl., 43 J., 169 m, 59 kg, kein Bluthochdruck, kein Diabetes oder andere Krankheiten.

Herz-MRT (19.09.2022):
LV-EDV: 178 ml
LV-EDVI: 107 ml/m²
LV-ESV: 83 ml
LV-SV: 95 ml
LV-EF: 53 %

Belastungs-EKG (27.08.23):
„Unauffällige“ Ergometrie hinsichtlich Ischämie (allerdings: singuläre VES, 1 VES-Couplet, submax. Ausbelastung)

Laborparameter (27.08.23):
„Unauffällige“ Blutwerte (allerdings: NT-proBNP 94 pg/ml, TSH 4,23 mU/l, subklinische Thyreoiditis bekannt)

Transthorakale Echo:
Gute linksventrikuläre Funktion ohne regionale Wandbewegungsstörungen. Erhaltene RV-Funktion. Leichte Klappeninsuffizienzen. (allerdings: Hämodynamik: Diastolische Funktionsstörung (E<A) bzw. E/A etwa 0,80)

Ich verstehe nicht, wie bei der Symptomatik kein Zusammenhang zu den Befunden hergestellt wird. Ist dies wirklich im Gesamtkontext ohne Bedeutung? Wie ist denn eine diastolische Funktionsstörung mit einem E/A-Verhältnis von 0,80 bei einem 43 Jahre alten Mann zu werten?
Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Viele Grüße
Heiko S.

Dr. med. Peter Zündorf
08.08.2023, 01:12 Uhr

Hallo Heiko S.,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Ich verstehe Ihre Beunruhigung mit gefühlten und ja offenbar auch objektivierten Extrasystolen insbesondere auch bei körperlicher Belastung (Sport).
Für die Beurteilung einer Extrasystolie gilt aber tatsächlich: wenn das Herz bei eingehender Untersuchung gesund ist, sind bezüglich der Extrasystolen keine Probleme zu erwarten, egal ob supraventrikulär oder ventrikulär.
Bei Ihnen sind die Befunde in Ordnung, bis auf die leichte diastolische Funktionsstörung. Dies ist ein häufiger Befund, der für eine in Ihrem Fall LEICHT herabgesetzte Elastizität des Herzmuskels steht und in dieser Form für die Diagnose eine Herzkrankheit allein nicht ausreicht und Ihnen daher keine Sorgen bereiten sollte, auch nicht im Zusammenhang mit der Extrasystolie.
Wie ich sehe wurde schon die Schilddrüsenfunktion bestimmt, wahrscheinlich auch andere Laborparameter wie z.B. die Elektrolyte und die Nierenfunktion.
Wenn diese Werte normal sind, kann man darüber hinaus nur ohne wirklichen praktischen Nährwert spekulieren, was zu der Extrasystolie führt. Eine frühere subklinische Myokarditis, oder eine Überlastung des Herzens im Rahmen von (früherem intensiven) Sport, Hypertonie oder ähnliches könnten dahinter stecken.

Zusammengefasst wiederhole ich noch einmal, dass aufgrund der vorgelegten Befunde keine Probleme bei der Extrasystolie zu erwarten sind.
Treiben Sie Ihren Sport weiter, vielleicht verzichten Sie sicherheitshalber auf Extrembelastungen, aber stellen Sie ihn auf keinen Fall ein.

Ich hoffe, Ihnen soweit weitergeholfen zu haben.

Viele Grüße

Dr. Peter Zündorf, Hannover

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