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Herzstolpern bei Anstrengung

Autor
Datum
Rike
02.07.2023, 00:04 Uhr

Verehrtes Expertenteam, ich bin 62 Jahre, habe seit vielen Jahren HRS u. Tachycardien, teilweise heftig. Es gab auch schon längere gute Phasen. Seit ca.einem Jahre sind die HRS häufig, am schlimmsten, wenn ich mich anstrenge, ab Puls > 110—120. Auch bei normalem Puls hab HRS, die sind aber ok für mich. Manchmal habe ich das Gefühl, man würde einen Würfelbecher schütteln! Totales Chaos! Geht durch pressen weg. Ich habe monomorphe VES, etwa +-20 pro Min. Wenn der Puls runter geht, werden sie weniger. Außerdem hab ich gelegentlich Tachycardien bis etwa 140 selten bis 180. Vor 30 Jahren hatte ich eine Embolie. Seit dem habe ich eine Angststörung. Habe schon Therapien gemacht. Eine blöde Kombi. Im letzten Oktober hatte ich 1x Vorhofflimmern. Im KH bekam ich Bisoprolol. Nach 6 Wochen war alles wieder beim Alten. Mittlerweile wieder abgesetzt, versuche ich gerade Tromcardin, nehme Magnesium, lebe gesund. Ich wurde kardiologisch untersucht. EKG, Belastungs-EKG, Ultraschall (leicht-mittelschwere MKI) Duplexsono der Halsgefäße, Hormone altersentsprechend, ALLES ok! Schweißausbrüche u. HRS fallen öfter zusammen. Die HRS führen dazu, dass ich meine Aktivitäten ganz massiv einschränke! Ich habe Angst! Traue mich immer weniger! Können Sie mir erklären, wie diese HRS entstehen? Warum sie ungefährlich sind? Kann das mit der Postmenopause zusammenhängen? Gibt es Strategien, zu lernen damit umzugehen, die Angst zu verliere? Was halten Sie von der Einnahme von Herzgespann? Was ist Ihre Empfehlung? Danke von Herzen für Ihren Rat🙏🏻

Dr. med. Peter Zündorf
02.07.2023, 21:22 Uhr

Hallo Rike,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Offenbar haben Sie mindestens 2 Formen von Herzrhythmusstörungen, einerseits Vorhofflimmern, andererseits ventrikuläre Extrasystolen.
Wenn wie bei Ihnen eine wesentliche Herzerkrankung ausgeschlossen ist und die Laborwerte, insbesondere Kalium und die Schilddrüsenwerte (?!?), normal sind, ist eine weitere Ursachenforschung meistens wenig ergiebig bzw. zielführend.
Außerdem sind die Extraschläge dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit völlig ungefährlich.
Was das Vorhofflimmern angeht, sollte je nach Ihrer persönlichen Konstellation eine spezielle Blutverdünnung eingesetzt werden, um Embolien und insbesondere Schlaganfälle zu vermeiden, fragen Sie dazu bitte ggf. Ihren Hausarzt.
Ansonsten ist das Vorhofflimmern eine gutartige (!) Herzrhythmusstörung.
Strategien, damit umzugehen, sind am ehesten eine Aufklärung durch diese und andere Informationen und möglicherweise eine entsprechende Psychotherapie, die Sie wohl auch schon teilweise gemacht haben.
Möglicherweise ist Ihre Wahrnehmung der Herzunregelmäßigkeiten durch ganz anderweitige Ängste so problematisch. Sie müssen wissen, dass praktisch in jedem (!) Langzeit-EKG von gesunden Menschen Extrasystolen verschiedener Anzahl auftreten, nichts Gefährliches bedeuten und auch meist gar nicht wahrgenommen werden.
Ansonsten wäre ein Betablocker wie z.B. Bisoprolol meine Empfehlung an Sie. Wählen Sie eine ausreichende Dosis (ggf. bis z.B. 10 mg), um die Extrasystolie ausreichend in den Griff zu bekommen. Der Betablocker hemmt zumindest teilweise die Wirkung der Angsthormone Adrenalin und Noradrenalin am Herzen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas weiterhelfen, und wünsche Ihnen für demnächst einen gelasseneren Umgang mit Ihrer Extrasystolie.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Zündorf, Hannover

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